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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ordnung?«
    Nichts ist in Ordnung, gar nichts, wollte Frank erwidern, aber er konnte es nicht und antwortete mit einer Lüge. »Ja, hier ist alles klar. Wir fühlen uns wohl.«
    »Na, dann bin ich beruhigt. Wenn ihr zu Hause essen wollt, es steht genügend im Kühlschrank, sonst könnt ihr ja in ein Lokal gehen, die Rechnung kann geschickt werden.«
    Wie immer war Franks Mutter ein wenig hektisch. Eine typische Geschäftsfrau, leicht überstreßt.
    »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, Mutter.«
    »Gut, dann grüße mir die anderen. Vielleicht seid ihr noch auf, wenn wir kommen.«
    »Möglich.«
    »Tschüs, Junge…«
    Es waren die letzten Worte seiner Mutter, bevor sie auflegte.
    Frank hielt den Hörer noch für wenige Sekunden in der Hand, schüttelte den Kopf und beförderte den Hörer auf die Gabel.
    »Es war meine Mutter«, erklärte er, obwohl die anderen es sicherlich mitbekommen hatten.
    »Hat sie etwas gemerkt?« fragte Ralf.
    »Nein, glaube ich nicht. Sie erkundigte sich nur danach, ob alles in Ordnung wäre, aber das macht sie immer. Eine reine Routinefrage. Bin ich von ihr gewöhnt. So ernst meint sie es nicht. Wenn ich die Frage mit nein beantworten würde, käme sie ins schleudern.« Frank nahm neben Chris Platz und streichelte ihren Arm.
    »Warum hast du ihr nichts gesagt?« fragte Ralf und holte sich eine Zigarette aus der Schachtel.
    Frank hob die Schultern. Er schaute durch die große Scheibe nach draußen, wo mittlerweile der Abend heranbrach und eine seltsame Stille herrschte. »Warum sollte ich? Das geht sie doch nichts an. Sie hätte nur Unruhe gebracht.«
    »Und dein Vater?«
    Chris hatte gesprochen, aber Frank winkte ab. »Mein Vater hat mit sich selbst genug zu tun.« Er grinste. »Aber meine Mutter hat mich auf eine Idee gebracht. Sollen wir etwas essen?«
    »Um Himmels willen«, stöhnte Ralf. »Bei dieser Hitze etwa?« Er hob sein Hemd an und fächerte sich kühle Luft zu. »Nein, mein Lieber, ich trinke etwas, denn sich jetzt den Bauch vollzuschlagen, das ist ungesund.«
    »Okay, war ja nur 'ne Frage.«
    »Wo die beiden wohl jetzt sind?« flüsterte Christine Berger.
    »Auf dem Friedhof«, meinte Frank. »Ob wir mal nachschauen?«
    Frank schüttelte demonstrativ den Kopf. »Erstens kriegen mich keine zehn Pferde dorthin, auch wenn du mir noch Geld dabei gibst, und zweitens haben Will Mallmann und John Sinclair selbst gesagt, daß sie allein sein wollen. Wir können denen doch nicht helfen, stehen ihnen nur im Wege. Die blicken durch und wissen, wo es langgeht.«
    »Dann sollen wir also hier warten?« Frank schaute seinen Vetter an und nickte. »So ist es, mein Lieber.«
    »Hast du noch Bier?«
    Chris erhob sich. »Ich hole etwas.«
    »Steht im Kühlschrank«, rief Frank Göpfert ihr nach.
    »Alles klar.«
    »Sie hält sich gut, nicht?« sagte Ralf, als das Mädchen das Zimmer verlassen hatte.
    Sein Vetter hob die Schultern. »Was bleibt ihr anderes übrig?«
    »Du bist gut, Mann. Da mußt du mal andere Weiber sehen. Die drehen doch sofort durch.«
    Frank grinste schief. »Hätte ich sie sonst genommen?«
    »Wollt ihr denn heiraten?«
    »Mal sehen.«
    Beide schwiegen, als Chris zurückkehrte. Sie hatte fünf Flaschen Bier mitgebracht und trug sie in einem Korb. Als sie ihn auf dem Tisch abstellte, drehte sie sich noch einmal um.
    »Wo willst du hin?« rief Frank.
    »Gläser holen.«
    »Quatsch. Die stehen hier. Nimm welche aus dem…«
    »Nein, nein, die in der Küche sind besser. Das sind wenigstens richtige Biergläser, wie sie es in den Pinten gibt.«
    »Du kannst dich aber anstellen!« rief Ralf Göpfert und lachte.
    Frank hob die Schultern. »Was Chris sich einmal in den Kopf gesetzt hat, führt sie auch aus.«
    Ralf lehnte sich im Sessel zurück. »Ist dir eigentlich aufgefallen, daß wir kaum über die schrecklichen Ereignisse gesprochen haben?«
    »Nein.«
    »Haben wir das unbewußt getan, um sie zu verdrängen?«
    »Möglich. Nur…«
    Ein spitzer Schrei ließ ihn verstummen. Der Schrei war im Haus aufgeklungen; der Richtung nach zu urteilen, drang er aus der Küche, und dort befand sich das Mädchen.
    »Verdammt, Chris!« flüsterte Frank und jagte hoch. Ralf hatte etwas mehr Mühe, aus dem Sessel zu kommen, da er weit zurückgelehnt saß. Er lief einen Schritt hinter seinem Vetter her.
    Frank betrat als erster die Küche. Er hatte Angst gehabt, daß Chris etwas passiert war, körperlich jedoch hatte sie keinen Schaden genommen, vielleicht seelisch, denn die Entdeckung, die

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