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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einiger Zeit erreichte er die Umgebung seines Zieles, nach einer Zeitspanne, die andere Menschen noch nicht für ein Zehntel der Strecke benötigt hätten.
    Der Rattenköpfige hielt an, um sich zu orientieren.
    Am Berghang brannten die Lichter. Dort befand sich das Schloß, in dem sein Herr nun residierte.
    Aber unten am Fluß gab es auch Licht. Dort brannte ein Feuer.
    Es zog den Rattenmann magisch an.
    Feuer war gefährlich, aber es war auch ein Lichtpunkt in der Düsternis. Und so mußte er wissen, was dort geschah. Vielleicht entstand dort eine Gefahr für das Schloß.
    Der Untote dachte mit! Wenn er dort eine Gefahr feststellte, konnte er seinen Herrn im Schloß warnen!
    Wieder glitt er durch die Dunkelheit, verschmolz geräuschlos mit den Schatten.
    Er hörte zwei Menschen am Fluß, und er sah ein Zelt, vor dem jemand saß. Das Feuer verlosch.
    Und der Rattenmann beobachtete.
    ***
    »Da ist etwas«, flüsterte Zamorra. Seine Augen wurden zu schmalen Spalten. Er versuchte zu erkennen, wer oder was sich da im Buschwerk verbarg. Gryf oder Teri konnten es nicht sein. Die waren unten am Fluß. Aber…
    Unwillkürlich tastete Zamorra nach dem Amulett, das wie üblich vor seiner Brust hing. Aber es machte sich nicht bemerkbar. Keine Erwärmung, keine Vibrationen. Es warnte nicht.
    Ein harmloses Nachttier, dessen Augen das Mondlicht spiegelten?
    »Wenn du glaubst, daß das ein Werwolf ist«, sagte Nicole leise, »unterliegst du einem furchtbaren Irrtum.«
    »Und was ist es dann?« murmelte Zamorra. Sein Atem blies einige von Nicoles Haaren von ihrer Schulter.
    »Es sind zwei Werwölfe«, verriet Nicole todernst. »Sie stehen direkt nebeneinander, und jeder kneift ein Auge zu. Sie wissen nämlich, daß der Werwolfjäger immer genau zwischen die Augen zielt.«
    Zamorra holte tief Luft. »Sonst geht es dir gut, ja?« fragte er.
    Nicole lächelte und wandte sich um, um ihm einen Kuß auf die Lippen zu hauchen. »Jetzt will ich aber wirklich selbst wissen, was das ist«, sagte sie dann und erhob sich. »Vielleicht ein Uhu, der auf einem Ast hockt und spioniert.«
    Sie ging auf das Lagerfeuer zu, daran vorbei und zum Buschwerk. Zamorra richtete sich ebenfalls vor dem Zelt auf. Sein Blick verfolgte die geschmeidig-gleitenden Bewegungen ihres nackten Körpers. Sie ist eine Katze, dachte er. Ein elegantes Raubtier, wild und schön und wie geschaffen für die Nacht.
    Das Raubtier erreichte das Buschwerk.
    Und im gleichen Moment stürmte das, was Nicole scherzhaft als »zwei Werwölfe« bezeichnet hatte, daraus hervor und griff an!
    Aber es war nur eine Gestalt, und auch kein Werwolf.
    Wie gelähmt stand Nicole da, unfähig, sich zu wehren. Das Entsetzen übermannte sie. Auch Zamorra erstarrte. Seine Augen weiteten sich. Er wollte nicht glauben, was er sah.
    Ein Mann mit einem gewaltigen Rattenkopf…
    »Nein«, stöhnte er. »Das ist unmöglich… Die Wer-Ratten gibt es doch nicht mehr… ich habe sie doch…«
    Da endlich kam Bewegung in Nicole. Aber es war zu spät. Sie schrie und schlug um sich, versuchte dem Zugriff zu entgehen. Zamorra flog wie von der Sehne geschnellt heran. Noch während er lief, riß er sich das Amulett mit dem Silberkettchen vom Hals. Er merkte nicht, daß er mit bloßen Füßen durch die Aschenglut lief. Aber vor ihm verschwand lautlos eine Gestalt mit ihrem Opfer wieder im zusammenschlagenden Gebüsch!
    »Nici!« schrie er auf.
    Dann schlug er mit einem Arm die Büsche auseinander. Er holte aus, als er den Schatten vor sich sah, wollte mit dem Amulett zuschlagen. Aber etwas explodierte an seiner Stirn, und der grellen Helligkeit folgte die Schwärze der Nacht. Wie vom Blitz gefällt brach Zamorra zusammen. Das Amulett entglitt seiner Hand.
    Eine rattenköpfige Gestalt bückte sich, hob die Silberscheibe am Kettchen auf und lud sich dann einen bewußtlosen Körper über die Schulter. Der Rattenmann verschwand in der Nacht. Die Dunkelheit nahm ihn auf.
    ***
    Gryf und Teri horchten auf. »Da war doch ein Schrei!« sagte die goldhaarige Druidin. »Nicole hat geschrien!«
    »Richtig«, murmelte Gryf und stieg ans Ufer.
    »Nici!« gellte aus der Ferne Zamorras lauter Schrei.
    »Sie balgen und beißen sich«, vermutete Teri. »Hei, ist das ein Leben…«
    Aber Gryf schüttelte den Kopf. »Da ist was faul«, sagte er und dachte an seine übersinnlichen Beobachtungen. Er warf sich nach vorn und leitete damit seinen zeitlosen Sprung ein, der ihn direkt zum Zelt brachte.
    Aber nichts rührte sich mehr.
    Gryf

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