0229 - Feind aus fremder Galaxis
auf die Orteranlage, in der Rakal so spurlos verschwunden war.
Der Orterstrahl selbst war schon längst erloschen.
Rakal prallte mit dem Orterstrahl auf den grünen Schutzschirm und floß seitlich ab. Ehe die Trägerenergie ihn mitnehmen konnte, wechselte er auf den Schutzschirm über. In der Sekunde umraste er mehrere tausendmal auf ringförmigen Bahnen das riesige Schiff, bevor er die Energiequelle des Schirms finden konnte.
Der Rest war einfach.
Er fädelte sich in die Zuleitung ein und wurde zu einer fünfdimensionalen Energieeinheit. Zum Ursprung des Energieflusses schwimmend, erreichte er den Umformer und Schirmprojektor. Nun war es verhältnismäßig einfach, in die normalen Leitungssysteme des Schiffes einzudringen, die nach vielen Verzweigungen auch zum Duplikationsraum führten. Die Maschine nahm die meisten Leitungen in sich auf.
Rakal materialisierte vor der Kontrolltafel. Sofort verspürte er Atemnot, die auch dann nicht wich, als er die Sauerstoffzufuhr einschaltete. Er begriff, daß es die Atemnot seines Bruders war, die er fühlte. Aber sie war nicht mit Schmerz verbunden. Tronar hatte noch nicht zu atmen begonnen.
In fieberhafter Eile zog Rakal den äußeren Schutzanzug aus und öffnete die Tür zur Duplikatorkammer.
Vor ihm lag Tronar in seiner ganzen Größe, nackt und hilflos.
Rakal packte zu und zerrte ihn aus der Kammer. Tronar war schwer, aber die Angst des Bruders um ihn war so groß, daß sie ihm fast übermenschliche Kräfte verlieh. Er streifte ihm den Anzug über und schaltete die Luftzufuhr ein. Keine Sekunde zu früh.
Tronar begann zu atmen.
Dann schlug er die Augen auf und richtete einen verständnislosen Blick auf Rakal.
„Tronar ... dem Himmel sei Dank! Du lebst?"
Langsam bewegte Tronar den rechten Arm, aber er war zu benommen, um gleich aufstehen zu können.
„War ... ich denn tot?"
Rakal sah sich um. Die Duplikationsstation war riesig groß. Kein Maahk war zu sehen. Irgendwo im Innern des Schiffes summten Maschinen. Der glatte Metallboden vibrierte. Hier waren sie vorerst sicher. Notfalls gab es immer noch die Schalttafel, in der er jederzeit mit Tronar verschwinden konnte, wenn dieser sich erholt hatte.
„Ich erkläre dir alles später, Tronar. Wichtig ist, daß wir hier herauskommen. Weißt du, was geschehen ist?"
„Ich war ..." Tronar zögerte, dann fuhr er tapfer fort: „Ich war in der Vergangenheit, Rakal. Eine Zeitreise. Ich habe das Universum schrumpfen und wieder wachsen sehen. Ich war auf einem Urplaneten, auf dem das Leben gerade den Entschluß faßte, aus dem Meer aufs Land zu gehen. Ich war eins dieser Wesen. Ich verstehe das nicht."
„Wir zerbrechen uns später den Kopf", versprach Rakal. „Du hast Schreckliches mitgemacht, aber du lebst. Und du bist gesund. Bist du kräftig genug, mit mir zu kommen?"
„Wellenreiten?"
Rakal lachte befreit auf.
„Dein Gedächtnis funktioniert also wieder? Ausgezeichnet. Ja, Wellenreiten. In einer Sekunde sind wir auf der CREST."
„Die CREST ...!" Langsam kam alles zurück, was Tronar vergessen glaubte. Sein Auftrag, das schreckliche Ende, dann die Zeitreise in die Vergangenheit, seine Rückkehr ... Er lebte wieder!
Die Maahks hatten ihn vernichtet, und er hatte aufgehört zu existieren, aber sie hatten seine Seele nicht zerstören können. Die Seele war es gewesen, die die subatomaren Ladungen seines Körpers wieder zusammengefügt hatte. Die Seele, sein unbändiger Wille - und etwas, das er nicht kannte. Das niemand kannte.
Tronar richtete sich auf, bis er unsicher auf den Beinen stand.
„Ich glaube, es wird gehen." Er betrachtete die Schalttafel. „Wir sollten diese Maschine unschädlich machen, bevor wir gehen. Sie kann viel Schaden anrichten."
Rakal nickte unschlüssig und betrachtete die Anlage.
Das Vibrieren unter ihren Füßen verstärkte sich. Dann spürten sie einige Sekunden lang den Andruck, ehe er von den Antigravfeldern ausgeglichen wurde.
Das schwarze Schiff der Maahks nahm Fahrt auf.
„Der Antrieb ...!" sagte Rakal verblüfft. „Wir haben angenommen, der Antrieb sei beschädigt. Vielleicht haben sie ihn repariert. Wir müssen hier fort, ehe das Schiff in den Linearraum geht. Wie soll Rhodan mit der CREST folgen können?"
„Fort?" Tronar schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf. „Ich gehe nicht fort, ohne den Maahks einen Denkzettel verabreicht zu haben. Wir werden die Schulzschirme und den Antrieb lahm legen." Er grinste. „Ich lege mich zwischen zwei Leitungen, und schon
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