0229 - Feind aus fremder Galaxis
entstand eine Gestalt.
Aus Zeit und Raum kehrten die aufgelösten Atome des ursprünglichen Tronar Woolver zu der Stätte zurück, wo sie das letzte Mal einen festen Körper gebildet hatten. Noch während dieser Körper aus dem Nichts in dem Materievervielfältiger materialisierte, fand die Seele des Lurches Grum-Tronar ihre alte Heimstätte wieder. Sekunden später gesellte sich der abgespaltene Teil von Tronars Seele zurück zu dem neuerstandenen Körper, der inzwischen in Rakals Bewußtsein gehaust hatte.
Tronar Woolver begann wieder zu leben.
Zu seinem Glück dauerte der Prozeß eine gewisse Zeit, sonst wäre Tronar gleich wieder gestorben! denn er trug keinen Raumanzug. Und die Atmosphäre in dem Schiff der Maahks war für seine Lungen Gift.
Tronars Gestalt, biologisch noch tot, lag ruhig und ohne zu atmen in der Umwandlungskammer des Multi-Duplikators. Sie war nackt und ohne jedes Kleidungsstück.
Das Gehirn jedoch begann mit seiner Tätigkeit.
Tronar konnte denken. Und mit dem Denken kam die Erinnerung.
Wo war Gruma geblieben? Hatte sie den Vulkanausbruch auf der Insel überlebt oder war sie noch von der glühenden Lava oder dem kochenden Wasser erreicht worden?
Und was war mit ihm selbst? Warum lebte er noch?
Er konnte, er durfte überhaupt nicht mehr leben!
Er war in der glutflüssigen Lava verbrannt.
Ich denke, also bin ich ...
Tronar war. Er existierte. Die Erinnerung kehrte immer stärker zurück und brachte Einzelheiten - Einzelheiten aus einer längst versunkenen Vergangenheit, die er miterlebte, der Anbeginn der Entwicklung intelligenten Lebens in der Galaxis - und er war es gewesen, der diese Entwicklung ausgelöst hatte! Ein Paradoxon, kein Zweifel.
Oder nicht?
Die Erinnerungen begannen sich zu vermengen. Vergangenheit und Gegenwart bildeten einen Wirbel unverständlicher Ereignisse, die nicht miteinander in Einklang zu bringen waren.
Die Gegenwart wurde intensiver und ließ die Vergangenheit verblassen. Tronar wußte plötzlich, wo er war.
Er fühlte seinen Körper. Sein Nervensystem begann zu funktionieren. Tronar Woolver schickte sich an, den ersten Atemzug zu tun. Und er lag in einer giftigen Atmosphäre aus Methan und Ammoniak...
Chefarzt Dr. Ralph Artur nickte zuversichtlich.
„Er muß jeden Augenblick wieder zu sich kommen."
Rhodan sah in das ewig mißmutige Gesicht des kahlköpfigen Mannes, dessen dürre Gestalt sich eben wieder aufrichtete. Dann sah er hinab in das blasse Gesicht des Mutanten Rakal Woolver.
„Was ist es?"
Dr. Artur hob die Schultern.
„Keine Ahnung, Sir. Ein Anfall, nehme ich an. Er muß einen furchtbaren Schock erlitten haben und verlor das Bewußtsein, mehr kann ich auch nicht sagen. Vielleicht das Herz."
„Sein Herz?" Rhodan schüttelte den Kopf. „Sie haben selbst festgestellt, daß Rakals Herz in Ordnung ist. Es muß mit dem Aufleuchten der Schutzschirme um das Schiff der Maahks zu tun haben. In derselben Sekunde geschah es."
Dr. Artur schwieg beleidigt. Er hatte seine Diagnose gestellt, damit basta. Ob sie stimmte oder nicht, würde sich noch herausstellen, die Hauptsache war, der Patient kam bald wieder zu sich und hatte keinen Schaden genommen. Er bückte sich und nahm Rakals Arm. Der Pulsschlag ging regelmäßig und stark.
Keine Befürchtungen.
„Irgend etwas ist mit Rakals Gehirn", sagte Gucky plötzlich von der Couch der Zentrale her. Er saß immer noch dort, etwas gelangweilt und so, als ginge ihn das alles nichts an. „Es hat sich da etwas geändert. Er denkt, aber sehr verworren. Er denkt an seinen Bruder."
„Natürlich hat er dessen Tod noch nicht überwunden", begann Rhodan, wurde aber sofort von Gucky unterbrochen.
„Er denkt nicht an Tronars Tod. Er denkt daran, daß Tronar leben muß."
Rhodan sah wieder in Rakals bleiches Gesicht.
„Wir werden ihm eine Erholung gönnen müssen, glaube ich. Es war alles zuviel für ihn. Wenn auch Tronars Geist noch existiert, so ist er doch tot. Der Körper hat sich in Atome aufgelöst, und keine Macht der Welt könnte sie wieder zusammensetzen."
Langsam rutschte Gucky von der Couch und kam zu Rhodan.
Er deutete auf Rakal, der in einem der Sessel lag.
„Keine Macht der Welt, sagst du? Was wissen wir davon, Perry?
Es kann Mächte geben, von denen wir noch keine Ahnung haben.
Sind nicht genug Dinge geschehen, die wir nicht begreifen können? Ellert zum Beispiel?"
„Wie kommst du ausgerechnet auf Ellert?"
„Ich weiß es nicht. Es kam mir so in den Sinn. Immerhin verbindet sich
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