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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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der Maske der starren Schweigsamkeit gespürt hatte.
    »Was wird hier eigentlich gespielt, Marcello?« fragte er leise.
    »Nichts«, sagte er gepresst. »Was ist so ungewöhnlich daran, dass in einer Familiengruft Särge herumstehen?«
    »Wenn sie leer sind, ist daran eine ganze Menge ungewöhnlich. Soviel ich weiß, gehören Särge nicht gerade zu den Artikeln, die en gros und auf Vorrat gekauft werden.«
    Marcello hatte sich wieder in der Gewalt. Er wandte sich um, wollte antworten — aber er kam nicht mehr dazu.
    »Dave!« klang Tessas helle Stimme durch den Park. »Dave, bist du hier?«
    Marcello war zusammengezuckt.
    »Bis später«, murmelte er, schwang herum und ging über einen schmalen, halbüberwucherten Weg davon. Ziemlich überstürzt. Fast fluchtartig, wie es Dave vorkam.
    »Tessa?« rief er halblaut.
    Sie erschien zwischen den Büschen. Jung, schön, elegant, in einem whiskyfarbenen Wildlederanzug, der genau zu ihren Augen passte. Ihr Lächeln war unbekümmert und heiter — ein Lächeln, das gleichsam die Realität wiederherstellte, die Dinge zurechtzurücken schien.
    »Hallo, Liebling«, sagte sie. »Ich habe mir gedacht, dass du dich in dieser Wildnis verirren würdest. War nicht eben Marcello hier?«
    Dave nickte. »Er hat mir einiges über die Familiengeschichte der Montsalves erzählt.« Er lächelte und versuchte, seiner Stimme einen möglichst unbefangenen Klang zu geben. »Übrigens habe ich einen Blick in die Familiengruft geworfen. Pflegen die de Contis Särge en gros zu kaufen?«
    Tessa runzelte die Stirn. »Särge? Ach so, du meinst die Kisten in der Kapelle.« Sie machte eine wegwerfende Geste. »Mein Großvater hat sie irgendwann einmal bestellt. Er war ein alter Sonderling mit skurrilen Ideen. Hast du mit Marcello darüber gesprochen?«
    Die Frage klang beiläufig. Trotzdem zögerte Dave für den Bruchteil einer Sekunde.
    »Nein«, sagte er dann.
    Und er konnte sich später selbst nicht mehr erklären, warum er in diesem Punkt gelogen hatte...
    ***
    Nachmittags unternahm Dave mit den drei Mädchen einen Ausflug in die Umgebung.
    Das Ziel war ein grünes unbewohntes Hochtal mit einem See, in dem man baden konnte. Tessa hatte einen Picknickkorb gepackt. Sie aßen, lagen in der Sonne, genossen die Ruhe. Die Stunden vergingen wie im Fluge — und Dave vergaß für eine Weile, dass er nicht zu seinem Vergnügen hier war, sondern um seinen Bruder zu suchen.
    Abends sank er todmüde ins Bett und schlief sofort ein.
    Aber er schlief auch in dieser Nacht nicht durch. Gegen zwei Uhr morgens erwachte er — und er wusste sofort, dass irgendetwas nicht stimmte.
    War da nicht wieder ein Schrei gewesen?
    Marcellos Stimme?
    Dave richtete sich im Bett auf. Seine Lippen pressten sich zusammen. Noch vor ein paar Stunden, am hellen Tag, hatte er über seine eigene Narrheit den Kopf geschüttelt, hatte sich selbst davon überzeugt, dass er Gespenster sah. Aber jetzt, mitten in der Nacht, in diesem alten, von fahlem Mondlicht erfüllten Gemäuer, schien ihm die Realität wieder zu entgleiten. Alles, was in den letzten Tagen an Ungewöhnlichem, Unheimlichem geschehen war, verdichtete sich in ihm zu einem Gefühl des dumpfen Schreckens. Er musste gewaltsam gegen den Impuls ankämpfen, die Augen zu schließen und sich wieder in den Schlaf zu flüchten.
    Er stand auf, zündete die Kerzen an und griff nach dem Leuchter. Draußen auf dem Flur erfasste ihn ein kühler Luftzug — irgendwo mussten Türen oder Fenster offenstehen. Der Kerzenschein tanzte über die Wände. Dave sah, dass Marcellos Tür weit offenstand, und er ging darauf zu.
    Das Zimmer war leer.
    Dave blickte sich um, wollte sich wieder abwenden — und dann glaubte er erneut, einen Schrei zu hören.
    Er kniff die Augen zusammen und lauschte.
    Der Schrei war von draußen gekommen. Ein Käuzchen vielleicht? Oder eine Katze? Dave trat ans Fenster und schob entschlossen den schweren Vorhang zur Seite.
    Für einen Moment glaubte er, unten im Schlosshof eine blitzartige, huschende, wimmelnde Bewegung zu sehen, aber der Reflex der Kerzenflamme in der Fensterscheibe blendete ihn, und er konnte nicht genau erkennen, was es war. Rasch blies er die Kerzen aus und tastete nach dem Riegel. Die Fensterflügel quietschten, als er sie öffnete. Kühle Nachtluft wehte herein. Dave beugte sich vor und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen.
    Nach ein paar Sekunden hatten sich seine Augen an die veränderten Verhältnisse gewöhnt. Das Mondlicht lag wie ein

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