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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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verzerrte sich zu einem unhörbaren Kichern.
    »Guten Abend, mein Sohn«, krächzte sie. »Du siehst ein bisschen erschreckt aus. Fürchtest du dich vor Katzen, junger Freund?«
    Dave atmete tief durch.
    »Wer sind Sie?« fragte er leise.
    »Wer ich bin?« Die Alte richtete sich auf, soweit das bei ihrem gekrümmten Rücken möglich war. »Ich bin Benedetta del Madre-Castillo! Ich bin die Herrin von Montsalve! Die Herrin, verstehst du?«
    Dave wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Die Alte musterte ihn kichernd.
    »Wer hat dich hierhergeschleppt?« fragte sie mit einem neugierigen Funkeln in den Augen. »Anna? Francesca? Tessa oder Philippa?«
    »Tessa«, antwortete Dave mechanisch.
    »Soso! Meine süße Tessa! Sie gefällt dir, he? Du bist verrückt nach ihr, oder? Du kannst nicht mehr schlafen! Sie raubt dir die Ruhe! Ist es nicht so?«
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte Dave verlegen.
    »Du weißt es nicht? Wirklich? Dabei siehst du doch gar nicht so dumm aus. Ha! Männer!« Die Alte klopfte mit ihrem silberbeschlagenen Stock auf den Boden. »Männer sind dumm, ich habe es immer gewusst. Komm näher, mein Sohn. Ich will dich ansehen.«
    Dave machte einen Schritt auf sie zu.
    Ihre Knopfaugen waren hellwach und aufmerksam. Zu wach, als dass man sie für eine Geistesgestörte hätte halten können. Aber was tat sie hier? Lebte sie in diesem Turmzimmer? Hielten Tessa und ihre Schwestern sie versteckt, und...«
    »Klick, klick, klick!« kicherte die Alte. »Ich höre dein Gehirn klicken, mein Junge! Du hast Ähnlichkeit mit jemandem, den ich einmal kannte. Wer war es noch? Ich besinne und besinne mich, aber es will mir nicht einfallen.«
    »Ich heiße David Connery«, sagte Dave.
    »Namen! Namen sind Schall und Rauch, mein Junge! Wirst du hierbleiben? Bei Tessa?«
    »Für eine Weile. Ich suche meinen Bruder. Er heißt Jim, und er ist vor einem Jahr hier in der Gegend verschwunden.«
    Die Alte kicherte immer noch — ein dünnes, hohes Kichern, das Dave wie ein Messer unter die Haut ging.
    »So ist das Leben, mein Junge«, krächzte sie. »Menschen kommen und gehen, tauchen auf und verschwinden ... Ich habe schon viele kommen und gehen sehen. Viele, viele... Setz dich, mein Sohn! Setz dich her zu mir!«
    Dave kauerte sich auf einen der Hocker, die herumstanden. Dunkel empfand er, dass er hier, an diesem Platz, vielleicht Antwort auf seine Fragen finden würde. Er sah die Alte an und suchte nach Worten, nach einem Ansatzpunkt.
    »Ich habe Tessa gesucht«, sagte er schließlich. »Aber sie ist nicht da. Weder sie noch ihre Schwestern, noch Marcello.«
    »Marcello? Aber Marcello muss da sein. Wie gefällt er dir, mein Junge? Ist er nicht schön?«
    »Sicher, das ist er. Aber... er ist doch kein Diener, nicht wahr?«
    »Marcello?« Die Alte kniff die Augen zusammen. »Natürlich ist er unser Diener. Der schönste Diener, den wir seit langem hatten. Es macht Spaß, ihm zu befehlen. Er ist gehorsam, und er fürchtet sich. Früher fürchteten sich die Diener alle. Aber heute ...,« Ihr Gesicht verzerrte sich, wurde für einen Moment zu einer bösartigen Fratze. »Wenn er davongelaufen ist, wird es ihm schlecht ergehen«, zischte sie. »Sehr schlecht! Und auch dir wird es schlecht ergehen, wenn du davonläufst, junger Freund. Du wirst es noch merken, du...«
    »Was reden Sie da?« fragte Dave verständnislos.
    Die Alte funkelte ihn an. Ein unhörbares Kichern schüttelte ihren ausgemergelten Körper, »Vergiss es, mein Junge«, krächzte sie. »Vergiss es!« Und mit einem listigen Lächeln: »Hast du schon meine Lieblinge gesehen? Meine süßen Freundinnen? Hast du sie schon gesehen?«
    »Wen meinen Sie?« fragte Dave zögernd.
    Statt einer Antwort stand die Alte auf und stützte sich ächzend auf ihren Stock. Erst jetzt bemerkte Dave, dass ein kostbares bodenlanges Brokatgewand um ihre dürren Glieder wallte. Hinkend umrundete sie ihren Sessel, gab Dave einen auffordernden Wink und öffnete eine Tür im Hintergrund des Raumes.
    »Schau!« flüsterte sie. »Meine Lieblinge! Sie spielen! Gefallen sie dir, meine süßen Freundinnen? Sind sie nicht schön? Wunderschön?«
    Dave biss sich auf die Lippen.
    Hinter der Tür lag ein zweites, größeres Zimmer.
    Ein Zimmer voller Katzen!
    Katzen, die spielten, sich auf Kissen rekelten, fraßen, aus grünen, gelben und blauen Augen zur Tür starrten. Katzen aller Farben, aller Rassen, Perser, Siamesen. Khmerkatzen, Burmakatzen, Havannakatzen und .. .
    Er zuckte zusammen.

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