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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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in der Welt, ist hier passiert?«
    Marcello zuckte die Achseln. Blut lief über seine Brust, aber er schien es nicht zu bemerken.
    »Nichts weiter«, sagte er mit einer dunklen und auffallend wohlklingenden Stimme. »Das Biest schien sich einzubilden, es könne in meinem Bett schlafen. Als ich es wegjagen wollte, wurde es aggressiv.«
    »Erheblich aggressiv«, stellte Dave fest. »Ist eigentlich schon mal jemand auf die Idee gekommen, etwas gegen diese Katzenplage zu unternehmen?«
    Marcello warf ihm einen seltsamen Blick zu.
    »Warum?« fragte er. »Mögen Sie keine Katzen?«
    »Im Prinzip doch. Aber das da eben war schon ein halber Tiger, finden Sie nicht auch?«
    Marcello lachte. Ein irgendwie befreites Lachen. »Das kann man wohl sagen. Na ja — Schwamm drüber! Schließlich ist ja nichts passiert.«
    Dave runzelte die Stirn. Er verstand den Jungen nicht. Irgendetwas stimmte nicht mit dessen Reaktionen.
    »Sie untertreiben«, stellte er fest. »Die Kratzer können sich entzünden und verdammt unangenehm werden. Kommen Sie, ich habe eine Reiseapotheke bei mir.«
    Marcello nickte sofort und stand auf. Dave bemerkte, dass er sorgfältig die Türen hinter sich schloss. Hatte er Angst vor diesem getigerten Vieh? Blödsinn! Eine Katze war schließlich eine Katze. Kein Raubtier, sondern ...
    Dave schüttelte die Gedanken ab. In seinem Zimmer fischte er die Reiseapotheke aus dem Koffer und machte sich daran, die Kratzer auf Marcellos Haut mit Jod zu behandeln und zu verpflastern.
    »So«, sagte er schließlich. »Das dürfte genügen. Ich hoffe nur, dass sich dieser Zimmertiger nicht beim nächsten-mal mein Bett aussucht.«
    »Danke.« Marcello lächelte. »Ich habe eine Flasche Kognak in meinem Zimmer. Nehmen Sie ein Glas auf den Schrecken?«
    »Na, der Schrecken war wohl eher auf Ihrer Seite.«
    »Trotzdem. Ich würde mich sehr freuen ...«
    Dave stimmte zu.
    Dass es reichlich ungewöhnlich war, nachts um drei mit dem Hausdiener auf seinem Zimmer Kognak zu trinken, fiel ihm erst hinterher auf. Aus irgendeinem Grunde brachte er es einfach nicht fertig, Marcello die Dienerrolle abzukaufen. Mit dem Jungen stimmte etwas nicht. Er war eher der Typ, der in einer Prunkvilla als letzter Spross eines leicht dekadenten Adelsgeschlechtes über eine kleine Armee von Personal gebietet. Hierher passte er nicht. Oder vielmehr: Er passte schon hierher, aber allenfalls als Schlossherr und Nachkomme einer langen Ahnenreihe und bestimmt nicht als Hausdiener.
    Dave folgte ihm ins Nebenzimmer und nahm auf einem der Gobelinsessel Platz. Marcello goss Kognak ein. Er wirkte wie verwandelt. Es war, als sei ein Druck von ihm genommen, der Bann eines erzwungenen Schweigens. Er plauderte über Nichtigkeiten — aber er plauderte amüsant, geistvoll, anregend. Dave fand den jungen Mann immer rätselhafter.
    Schließlich schoss er eine direkte Frage ab.
    »Welche Rolle spielen Sie eigentlich hier, Marcello? Sie können mir nicht im Ernst erzählen, dass Sie auf Montsalve Ihre Brötchen verdienen.«
    Marcellos Gesicht verschloss sich.
    »Doch«, murmelte er. »Natürlich, Was sonst? Nehmen Sie noch eine Zigarette?«
    Dave griff mechanisch zu... und vergaß im nächsten Moment, was er gefragt hatte.
    Sein Blick haftete an Marcellos goldenem Feuerzeug.
    Einem Feuerzeug mit den Initialen J. C. Den Initialen seines verschwundenen Bruders.
    Er atmete tief.
    »Woher haben Sie das?« fragte er leise.
    Marcello fuhr zusammen. »Was meinen Sie?«
    »Woher haben Sie das Feuerzeug. Es sind doch nicht Ihre Initialen, oder?«
    Marcello grub die Zähne in die Unterlippe.
    Mit gesenktem Kopf musterte er das Feuerzeug fast eine halbe Minute lang. Seine Hände umfassten die Tischkante so hart, dass die Knöchel hervortraten. Dave spürte, wie es in dem Jungen arbeitete, wie er nach einer Antwort suchte — und er wusste schon jetzt, dass alles, was er zu hören bekommen würde, eine Lüge war.
    »Nein«, sagte Marcello schließlich. »Es sind nicht meine Initialen. Das Feuerzeug gehört einem Freund. Jerónimo Castello. Er... hat es mir geschenkt und dafür meines bekommen. Warum fragen Sie?«
    Dave zuckte mit gespielter Gleichgültigkeit die Achseln. »Nichts Wichtiges. Mein Bruder hat die gleichen Initialen. J. C. — James Connery. Sie kennen ihn nicht zufällig?«
    »Ihren Bruder? Nein — wie sollte ich.«
    »Es wäre immerhin möglich. Er hat in Gala Correggio Station gemacht, und das ist doch ganz in der Nähe.«
    »Ja«, sagte Marcello. »Aber ich komme nie

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