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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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dorthin.«
    »Sie verlassen das Haus überhaupt selten, oder?«
    Marcello hob die Schultern. Für einen Moment ging sein Blick ins Leere.
    Ein Blick voller Resignation und — ja, voller Verzweiflung.
    »Sie müssen jetzt gehen«, sagte er schließlich beherrscht. »Es ist spät, fast vier...«
    »Da haben Sie Recht. Danke für den Kognak. Gute Nacht, Marcello.«
    Dave kehrte in sein Zimmer zurück.
    Seine Gedanken kreisten um den seltsamen Diener, um das Feuerzeug, um Jim. Als er wieder auf das Bett glitt, war er überzeugt davon, dass er nicht würde schlafen können.
    Er dämmerte trotz allem ein.
    Aber der Rest der Nacht wurde zu einem einzigen wirren Alptraum voller Ängste und quälender Visionen.
    ***
    Am nächsten Morgen wusste er nicht mehr genau, ob nicht auch das Gespräch mit dem Diener nur ein Traum gewesen war.
    Marcello gab sich schweigsamer denn je. Er richtete lediglich aus, dass Tessa sich entschuldigen lasse, Besorgungen zu erledigen habe und gegen Mittag zurück sein werde. Auch von Anna und Francesca war nichts zu sehen. Dave frühstückte allein, trank drei Tassen starken Kaffee und fühlte sich danach in der Lage, die Dinge wieder realistisch zu beurteilen.
    Dieser Marcello konnte nicht ganz richtig im Kopf sein.
    Fin harmloser Irrer vermutlich, den Tessa und ihre Schwestern aus Menschenfreundlichkeit beschäftigten.
    Und das Feuerzeug?
    Er vermied es, daran zu denken. Wie, zum Teufel, sollte das Feuerzeug seines Bruders hierherkommen? Der Gedanke hatte etwas Unheimliches. Jim und Marcello? Jim und Tessa vielleicht? Oder Anna? Francesca? Er versuchte, sich die Begegnung zwischen seinem Bruder und einem der Mädchen vorzustellen, und blitzartig fiel ihm wieder ein, was die Serviererin aus dem Gasthof von Cala Correggio über Jims Interesse für das Plateau und Montsalve gesagt hatte.
    Seine Kopfhaut kribbelte. Für einen Moment hatte er das Gefühl, als rühre ihn etwas Eisiges an, dann schüttelte er heftig den Kopf, als könne er so das Unbehagen loswerden.
    Er würde mit Tessa sprechen.
    Aber vorher würde er sich nicht durch unqualifizierte Gefühle verrückt machen lassen, sondern einen angenehmen Morgen verbringen und sich ein wenig im Schloss umsehen.
    Er fragte Marcello nach Anna und Francesca. Sie seien in ihren Zimmern, bekam er zur Antwort. Und sie hätten bestimmt nichts dagegen, wenn der Besucher das Schloss besichtige.
    Dave ließ es dabei.
    Zuerst ging er in sein Zimmer zurück, um die vergessenen Zigaretten zu holen, dann schlug er die entgegengesetzte Richtung ein und begann, auf gut Glück die Flure zu durchstreifen.
    Montsalve war riesig, und es steckte voller Überraschungen. Kein Museum hätte mehr an Antiquitäten und wertvollen Kunstgegenständen bieten können. Dave geriet völlig in den Bann seiner Umgebung, geriet immer mehr ins Schauen und Staunen. Schließlich fand er sich im ältesten Teil des Schlosses wieder, in dem die Zimmer nur noch vollgestopft waren mit alten Möbeln und der offensichtlich langsam, aber sicher dem Verfall anheimfiel.
    Durch die Fenster hatte Dave gesehen, dass diese Seite des Gebäudes an den verwilderten Park grenzte. Nach ein paar Minuten fand er auch einen Ausgang. Aufatmend trat er in die Sonne hinaus, klopfte sich den Staub von der Hose und wich einer Katze aus, die sich vor der Tür rekelte.
    Leuchtendblaue Augen blinzelten ihn an. Und verwundert stellte er fest, dass er keine gewöhnliche Hauskatze vor sich hatte, sondern eine echte Siamesin. Neugierig musterte er das Tier, dann zuckte er die Achseln und ging weiter über einen der breiten, mit Unkraut überwucherten Wege.
    Auch der Park war so weitläufig, dass man sich darin verirren konnte. Einen Gärtner hatte er offenbar seit Jahren nicht gesehen. Hohe, alte Bäume spendeten Schatten, über den Wegen griffen ihre Kronen ineinander. Sie bildeten Dächer, durch die die Sonne nur als grünliches Dämmerlicht drang. Auf dem dicken, sattgrünen Grasteppich wuchsen vereinzelt bleiche Blumen, die Dave noch nie gesehen hatte.
    Er schlenderte kreuz und quer durch den Park, versuchte die frische Luft zu genießen, aber er konnte nicht verhindern, dass ihn die seltsame Atmosphäre mit Unruhe erfüllte. Er wollte zum Schloss zurück, doch er verlor die Richtung. Als endlich graue Mauern durch das Laubwerk schimmerten, atmete er auf — aber nachdem er die letzten Zweige beiseitegeschoben hatte, musste er feststellen, dass es nicht die Mauern von Montsalve waren.
    Eine kleine Kapelle lag vor

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