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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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von Philippa auf.
    Einen Blick unter halbgesenkten Lidern.
    Einen Blick, der dem Volvo folgte — und der funkelte vor wildem, eiskaltem Hass.
    Dave schrak zusammen.
    War das noch der normale Zorn eines jungen Mädchens, das sich mehr von einem Mann versprochen hatte, als er halten wollte? War das nicht eher eine krankhafte, fast übersteigerte Reaktion, die...
    Annas Stimme unterbrach seine Gedanken.
    »Wir sollten zu Bett gehen«, meinte sie. »Es ist spät, und ich bin ziemlich müde.«
    »Ich auch, ehrlich gestanden«, sagte Tessa. »Und du, Dave?«
    Dave stimmte zu, obwohl er sich eigentlich hellwach fühlte. Aber vermutlich schützte auch Tessa die Müdigkeit nur vor. Vielleicht wollte sie mit ihm allein sein, wollte schneller zu ihm kommen können...
    Er ging in sein Zimmer hinauf und zündete die Kerzen an. Draußen waren nur die Geräusche der Nacht lebendig. Ein Käuzchen schrie langgezogen und klagend. Dave ließ sich in den Sessel fallen, legte bequem die Beine auf einen Hocker und zündete sich eine Zigarette an.
    Er wartete. Er wartete zehn Minuten, fünfzehn, zwanzig, eine halbe Stunde. Er rauchte fünf Zigaretten in dieser Zeit, seine Unruhe wuchs — aber Tessa kam nicht.
    Sie kam auch nicht nach einer Stunde.
    Dave überlegte, ob er zu Bett gehen sollte. Er war jetzt tatsächlich müde. Nach einem Blick auf die Uhr beschloss er, noch ein wenig zu warten, und lehnte sich in dem Sessel zurück.
    Er musste eingenickt sein.
    Als er wieder hochfuhr, zeigte die Uhr zehn Minuten nach Mitternacht. Der Schrei des Käuzchens hatte ihn geweckt. Unruhig zog er die Schultern hoch und stand auf.
    Die vorletzte Nacht fiel ihm wieder ein.
    Die Schreie, die seltsamen Geräusche.
    Und Marcello, der Diener, war immer noch nicht zurückgekehrt...
    Dave trat ans Fenster und schob den Vorhang beiseite. Düster und leer lag der Schlosshof vor ihm. Nicht einmal eine der Katzen war zu sehen, an deren ständige lautlose Gegenwart er sich schon fast gewöhnt hatte. Wenn Marcello nach Cala Correggio oder sonst wohin gefahren war, überlegte er, musste es irgendwo eine Garage geben. Denn außer seinem eigenen Wagen und Björn Springdaals Volvo hatte er nie ein anderes Fahrzeug zu Gesicht bekommen. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die vom Mondlicht beleuchteten Gebäude — aber außer dicken Bruchsteinmauern und schmalen Pforten war nichts zu entdecken.
    Die Garage musste im Park liegen.
    Wenn es hier überhaupt eine Garage gab...
    Und wenn nicht? Wo, zum Teufel, steckte dann Marcello? Dave spürte, wie seine Kopfhaut zu kribbeln begann. Er musste Gewissheit haben. Entschlossen wandte er sich ab, packte den Kerzenleuchter und verließ das Zimmer.
    Diesmal fand er den Ausgang zum Park auf Anhieb. Er löschte die Kerzen und ließ den Leuchter neben der Tür stehen — hier draußen reichte das Mondlicht aus, um sich zurechtzufinden. Langsam, mit gespannten Sinnen, setzte er sich in Bewegung und schlug einen der breiteren Wege ein, über die zur Not auch ein Wagen fahren konnte.
    Er fand keine Garage. Lange brauchte er nicht zu suchen, da die Zahl der befahrbaren Wege begrenzt war. Unschlüssig blieb er auf einer Gabelung stehen und blickte in den schmalen Pfad hinein, der seiner Schätzung nach zu der Familiengruft führen musste.
    Ein Schatten bewegte sich vor ihm.
    Erst hielt er es für eine Täuschung, ein Trugbild, das ihm der Mond vorgaukelte, doch dann hörte er das leise Fauchen. Er sah genauer hin — und diesmal konnte er deutlich zwei grüne glühende Augen erkennen.
    Die getigerte Katze!
    Das Tier, das in jener Nacht Marcello angegriffen hatte und ...
    Seine Gedanken stockten.
    Die Katze fauchte wütend, schien sich zum Sprung zu ducken. Wild schlugen die Pfoten. Aber das Tier griff nicht an, sondern blieb am Boden kauern, kampfbereit und drohend, als wolle es ihn daran hindern, diesen Weg zu gehen.
    Den Weg, der zur Gruft führte!
    Dave spürte ein kühles Prickeln im Rücken. Die Gruft! Drei Särge! Deutlich glaubte er wieder, den Ausdruck von Angst in Marcellos schönem, bleichem Gesicht zu sehen, und er wusste plötzlich glasklar und genau, dass er die Lösung des Rätsels in dieser Gruft finden würde.
    Entschlossen machte er einen Schritt nach vorn — und in der gleichen Sekunde griff die Katze an.
    Wie ein Pfeil flog der geschmeidige Körper auf ihn zu. Dave wollte ausweichen, aber er schaffte es nicht. Krallen bohrten sich in seine Schulter, dicht vor ihm waren der fauchend aufgerissene Rachen und die

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