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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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die ausgetretene Treppe hinunter.
    Dave folgte ihm.
    Er kannte bereits den modrigen Geruch, der ihnen entgegenschlug.
    Aber er sah sofort, dass sich in der Gruft eine Menge verändert hatte.
    Die uralten Steinsärge links und rechts waren noch da. Von den Holzkisten, die in der Mitte gestanden hatten, konnte er dagegen keine mehr entdecken. Weder Marcellos Sarg noch der seines Bruders, noch die beiden, die vermutlich für Björn Springdaal und ihn selbst bestimmt gewesen waren.
    »Nun, Signore Connery?« fragte Valperde ohne Spott.
    Dave zog die Schultern hoch.
    »Sie sind verschwunden«, stellte er fest. »Wahrscheinlich haben die Bewohner des Schlosses sie irgendwo versteckt.«
    »Sehen Sie hier eine Möglichkeit, vier Särge zu verstecken?«
    »Es muss ja nicht hier sein. Jedenfalls waren sie da. Vier Särge und zwei Tote: Mein Bruder Jim und dieser Mar-cello. Außerdem wurde noch Björn Springdaal getötet und ...«
    »Wir haben bereits an der von Ihnen beschriebenen Stelle suchen lassen, Signore Connery. Es gibt dort keine Leiche.«
    Dave spürte, wie Zorn in ihm erwachte. Ein hilfloser, verbissener Zorn. Diese Gruft sah so aus, als sei sie seit Jahren von keinem menschlichen Fuß mehr betreten worden. Und vermutlich waren auch im Schloss alle Spuren beseitigt. Dave biss die Zähne zusammen und vergrub die Fäuste in den Taschen.
    »Und die Leiche des alten Schäfers?« fragte er gepresst.
    »Ein ungeklärter Todesfall, Signore Connery. Die Untersuchungen laufen.«
    »Ach ja! Und Sie finden nicht, dass dieser sogenannte ungeklärte Todesfall sehr rätselhaft und ungewöhnlich ist, was?«
    »Natürlich ist die Sache rätselhaft und ungewöhnlich. Sie haben damals die Leiche des alten Mannes gefunden, Signore Connery. Es ist nur zu verständlich, dass Ihnen dieser Anblick einen Schock versetzt hat und dass Sie später...«
    »Ich bin nicht verrückt«, fauchte Dave. »Ich habe den Dschungelkrieg von Vietnam mitgemacht und schlimmere Anblicke verkraftet. Ich weiß, was ich gesehen habe. Ich bilde mir nichts ein, ich phantasiere mir auch nichts zurecht, ich...«
    Valperde seufzte. »Gut, Signore Connery. Sie phantasieren sich nichts zurecht. Dann werden wir ja gleich, wenn schon nicht den Bewohnern von Montsalve begegnen, so doch zumindest feststellen, dass das Schloss in einem bewohnbaren Zustand ist. Also, kommen Sie, überzeugen Sie sich selbst.«
    Sie verließen die Gruft.
    Durch den Park kehrten sie in den Schlosshof zurück, und Luigi Valperde stemmte sich gegen die schwere eichene Eingangstür.
    Knarrend schwang sie zurück.
    Licht flutete in den Raum dahinter.
    Licht, das ein Bild enthüllte, dessen trostlose, abweisende Leere Dave wie ein Schlag in die Magengrube traf.
    Das war nicht die Schlosshalle, die er kannte.
    Staub lag überall fingerdick und fast unberührt. Die wenigen Spuren stammten von Katzenpfoten. Ein paar Möbel waren an die Wände gerückt worden, ehemals weiße Laken verwandelten sie in eine unförmige Hügellandschaft, und das Muster der dicken Teppiche konnte man auch bei genauerem Hinsehen nicht erkennen.
    Dave atmete tief.
    Sein Herz hämmerte. All das wirkte so normal und alltäglich, so verdammt wenig gespenstisch, als sei es nur irgendein beliebiges altes Gemäuer. Er begriff überhaupt nichts mehr. Und fast war er versucht, seine Erlebnisse tatsächlich für einen düsteren Traum zu halten.
    Aber nur für einen winzigen Augenblick.
    Dann fiel sein Blick auf das Bild über dem Kamin. Ein großes Ölgemälde mit reichgeschnitztem Goldrahmen, dessen nachgedunkelte Farben dennoch deutlich eine Gestalt erkennen ließen.
    Eine Gestalt, die er kannte.
    Schwarze Kohlenaugen, runzlige Züge, ein dürrer Körper in einem bodenlangen Brokatgewand. Die Rechte stützte sich auf einen Stock mit silberbeschlagenem Knauf, und auf dem linken Arm trug sie eine kleine weiße Katze.
    Benedetta del Madre-Castillo.
    Die Schlossherrin ...
    Dave schluckte.
    »Das ist sie«, sagte er heiser. »Die Frau auf dem Bild.«
    Valperde runzelte die Stirn.
    »Wer ist das?« fragte er.
    »Benedetta del Madre-Castillo. Die Besitzerin des Schlosses. Die Frau, die oben in dem alten Turm haust.«
    Die beiden Polizeibeamten wechselten einen seltsamen Blick. Dave sah es und presste die Lippen zusammen.
    »Glauben Sie mir nicht?« fragte er heftig.
    Valperdes Schultern hoben sich unter einem tiefen Atemzug.
    »Es stimmt«, sagte er langsam. »Die Frau auf dem Bild ist Benedetta del Madre-Castillo.«
    »Na, also! Ich habe

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