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023 - Der Flug der Phaeton

023 - Der Flug der Phaeton

Titel: 023 - Der Flug der Phaeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: STAR GATE - das Original
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übrigen erdölexportierenden Staaten durch die Konzerne, die sich ausnahmsweise einmal völlig einig gewesen waren in ihrer gewinnbringenden »Friedensmission für den allgemeinen Zugang zu wichtigen Rohstoffquellen«, gab es zwar im Jahre 2063 nur noch vereinzelt arabische Raumschiffentführer und Selbstmordattentäter, aber dennoch wurde Chan mulmig. Der Araber entsprach genau dem Feindbild, das Konzernsender zu verbreiten pflegten. Als er den Blick von Don Jaime suchte, sah er, dass es diesem ebenso erging. Von Matt Schuster war neben dem fülligen Neuankömmling kaum noch etwas zu sehen.
    Jaime richtete sich steif in seinem Kontursessel auf und starrte den Araber an, der mittlerweile einen PDA aus den Untiefen seines Gewandes geholt hatte. »Koran, Sure 89 ›A1-Fadschr‹, Verse 28 bis 30«, rief er dem Gerät zu, das augenblicklich einen arabischen Text zeigte und monoton vorzulesen begann:
    »O du vollkommen beruhigte Seele, kehre zurück zu deinem Herrn, vollkommen zufrieden und befriedigt, tritt hin zu meinen Dienern und gehe ein in mein Paradies.«
    Der Araber wiederholte murmelnd immer wieder die Worte des PDA. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Siedend heiß durchfuhr es Chan, der einiges davon verstanden hatte: Das war doch die Sure nach einem Unfall, und sie war besonders bei Selbstmordattentätern beliebt!
    Ein Selbstmordattentäter hatte ihnen gerade noch gefehlt. Eine Explosion musste in dem überfüllten Innenraum verheerende Folgen haben!
    Don Jaime hatte die Worte zwar nicht verstanden, seine Rechte krampfte sich dennoch um den Griff des Morgensterns. Chan dachte an die vielen Gespräche, die er mit Don Jaime geführt hatte, als sie sich auf der nun völlig zerstörten Mondbasis angefreundet hatten. Er wusste, dass die Jahrhunderte alten Vorurteile zwischen Spaniern und Arabern immer noch existierten, obwohl letztere mittlerweile mehr als siebzig Prozent der Fläche Andalusiens, des ehemaligen Al-Andalus, aufgekauft hatten.
    Oder vielleicht gerade deswegen.
    Schon öffnete Chan seinen Gurt, um notfalls eingreifen zu können, als die affektierte Stewardess zurückkehrte. »Trinken Sie das, dann wird es Ihnen besser gehen!« Ohne auf Sejfs Reaktion zu warten, schob sie ihm eine Tablette in den Mund und reichte ihm Wasser in einem Becher aus dünnem Panzerplast.
    »So, gleich wird es besser! Glauben Sie mir, dieses Altophobimycin ist das beste Mittel gegen Flugangst! Ich nehme es selbst regelmäßig!«
    Wie bei einem Schülerstreich ertappte Fünfzehnjährige wechselten Don Jaime und Chan einen Blick. Besonders Don Jaime war peinlich berührt wegen seiner Vorurteile und begann zögerlich den Araber anzusprechen. Dabei war ihm gar nicht bewusst geworden, dass sein Morgenstern nun griffbereit auf seinem Schoss lag. Abu Sejf starrte das Mordinstrument an und jubelte entzückt. In englischer Sprache stieß er hervor:
    »Beim Barte des Propheten, ist das der sagenumwobene Morgenstern der Mendoza Tendillas?«
    Verdutzt deutete der Spanier eine Verbeugung an, indem er seinen Kopf einen halben Millimeter vorbeugte. »Das ist er! Gestatten: Mein Name ist Jaime Lopez de Mendoza Tendilla y Ledesma, letzter Spross dieser einst bedeutenden Familie!«
    Beglückt über dieses unerwartete Zusammentreffen sprang Abu Sejf auf. »Mein ›Blitz der untergehenden Abendsonne‹, das letzte Erbstück der verarmten Sejfs, ist ihm schon einmal begegnet, kurz bevor einer meiner Vorfahren damit El Cid getötet hat!« Sejf schüttelte sein Schwert.
    »Wie …? Dann trug es ja Ibn Sejf, den mein Uroheim Don Alfredo Lopez de Mendoza Tendilla nach dieser Bluttat vergeblich quer durch Spanien verfolgte und dabei alle Begleiter des Täters tötete!«, antwortete der Spanier.
    Plötzlich strahlten sich die beiden an wie alte Freunde, die sich unversehens wiedergefunden hatten. Im nächsten Augenblick bereits schwelgten sie in Familienerinnerungen.
    Chan wollte sich gerade entspannt zurücklehnen, als ihm seine Sitznachbarin ihre Hutschachteln auf den Schoss drückte. Dem Gewicht nach verbargen sich darin allerdings keine Hüte, sondern ein Steingarten.
    Die Matrone löste ihre Gurte und schwebte nach oben, da soeben die Gravitation ausgefallen war. Die Beschädigungen mussten gravierender sein, als Chan vermutet hatte.
    »Halten Sie mal, ich muss auf die Toilette.«
    »Gnädigste, wir sind auf der Flucht, nicht auf einer Vergnügungsfahrt! Sie wissen doch, dass Gepäck strengstens verboten ist!«
    »Na und, junger Mann,

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