023 - Der grüne Bogenschütze
jetzt sehr bedauern«, meinte Jim und zog den Burschen zur Haustür zurück.
Dort saß Smith auf dem Pflaster und betastete seinen schmerzenden und blutenden Schädel. Die beiden fingen sofort an, sich zu beschimpfen, und Jim hörte belustigt und interessiert zu.
»Wenn Sie behaupten wollen, ich hätte Ihnen den Auftrag gegeben, diesem Gentleman, einem meiner besten Freunde, aufzulauern, dann lügen Sie ganz unverschämt!« brüllte Smith. »Wenn ich Sie in die Finger bekomme ...«
»Halten Sie den Mund, Smith!« fuhr ihn Featherstone an.
»Hören Sie bloß nicht auf den Burschen, Captain!« ereiferte sich Smith. »Er ist verrückt - saß schon einmal in einer Irrenanstalt ...«
In diesem Augenblick erschienen die vier Polizisten, nach denen Jim telefoniert hatte.
»Bringen Sie diesen Mann zur Wache! Bewaffneter Überfall und Körperverletzung.« Jim drehte sich zu Coldharbour Smith um. »Sie werde ich mir noch ganz besonders vornehmen!«
Nachdem Featherstone gegangen war, stieg Smith die Treppe hinauf und zog sich in den Raum hinter der Bar zurück. Dort saß er lange allein, nur mit seinen Gedanken beschäftigt, herum. Schließlich erhob er sich, riß die Tür auf und rief dem Barmann zu:
»Schicken Sie mir den südamerikanischen Kapitän herüber -und bringen Sie Wein und Zigarren!«
32.
Auf ein dringendes Telegramm hin verließ John Wood sein Kinderheim und fuhr nach London. Nach seiner Ankunft meldete er sich bei Scotland Yard. Featherstone traf zum erstenmal mit diesem Mann zusammen, obwohl er sich dunkel erinnerte, ihn damals im Carlton Hotel gesehen zu haben, als er mit den Howetts speiste.
»Es tut mir leid, daß Sie meinetwegen eine so lange und ungemütliche Reise machen mußten, Mr. Wood. Selbstverständlich werden Ihnen alle Auslagen ersetzt.«
»Ich nehme an, Spike Holland hat Ihnen von mir und meinen Kinderheimen erzählt. Wahrscheinlich berichtete er Ihnen auch, was ich im Gespräch mit ihm über Abel Bellamy andeutete? Nun, das in mir nicht weiter unangenehm, ich mußte damit rechnen, daß er es früher oder später tun würde.«
»Ja - das Kind, für dessen Ermordung Bellamy Ihrer Meinung nach verantwortlich ist. Ich wollte Sie fragen ...«
»Der Fall, den Sie meinen, gehört eigentlich vor ein amerikanisches Gericht. Ich glaube kaum, daß Sie in dieser Sache etwas unternehmen könnten, selbst wenn ich Ihnen alle Beweise liefern würde, wozu ich gar nicht in der Lage bin. Bellamy versuchte mehrmals, seine Feinde dadurch zu treffen, daß er etwas gegen ihre Kinder unternahm. In dem Fall, nach dem Sie fragen, handelte es sich um ein Baby. Was den Ausschlag für Bellamys Handlungsweise gab, kann ich nur vermuten. Kurz und gut, eines Tages verschwand das Kind, der Vater war außer sich, und die Mutter brach vollständig zusammen. Ich habe Grund zu der Annahme, daß zwischen Abel Bellamy und der Mutter eine engere Verbindung bestand. Wenn dem so war, wußte der Vater jedenfalls nichts davon. An dem betreffenden Tag war das Kindermädchen mit dem Kind spazierengegangen, und als es zurückkam, erzählte es eine unzusammenhängende Geschichte in der Art, es hätte einen Augenblick lang mit einem Bekannten gesprochen, und währenddem wäre das Kind aus dem Wagen verschwunden. - Vierzehn Tage später ereignete sich ein schreckliches Eisenbahnunglück in River Bend, bei dem viele Menschen ums Leben kamen. Die meisten verbrannten. Unter den Trümmern fand man auch einen kleinen Kinderschuh. Zufällig erkannte ihn der Vater später als den Schuh, den sein Kind am Tage der Entführung getragen hatte. Es besteht kein Zweifel, daß das Kind bei dem Unglück umgekommen ist.«
»Wann hat sich das zugetragen?« fragte Jim.
Wood nannte das Datum des Unglücktages. Jim schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ich hatte gehofft, Ihnen mitteilen zu können, daß das Kind noch am Leben sei, aber ich sehe, die Daten stimmen nicht überein. Können Sie mir nicht ein wenig mehr erzählen, Mr. Wood? Wissen Sie den Namen des Vaters?«
»Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen«, erwiderte Wood. »Ich trage in diesem Fall selbst eine gewisse Verantwortung.«
Jim blätterte in seinem Notizbuch: Lächelnd sah er auf.
»Vielleicht können Sie mir über etwas anderes Auskunft geben - Sie waren doch mit dem jungen Bellamy, dem Neffen des Alten, befreundet?«
»Er wurde bei einem Aufklärungsflug abgeschossen.«
»Sprach er zuweilen über seinen Onkel - beklagte er sich über ihn?«
»Ich habe nie etwas
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