023 - Der grüne Bogenschütze
dergleichen gehört.«
»Wissen Sie bestimmt, daß er der Neffe des alten Bellamy war?«
Wood zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete.
»Ja, das weiß ich.«
»Haben Sie schon einmal daran gedacht, Mr. Wood«, fragte Jim bedächtig, »daß der junge Bellamy noch am Leben sein könnte und sich aus irgendeinem Grunde nicht zu erkennen gibt?«
»Diese Möglichkeit besteht. Im Krieg haben sich noch viel seltsamere Dinge zugetragen.«
»Hm - Sie waren sein bester Freund, Sie würden doch wissen, wenn er noch am Leben wäre?«
»Bestimmt. Vergessen Sie nicht, daß ich sein Erbe bin und sein Nachlaß in meine Hände kam.«
Bevor John Wood sich verabschiedete, stellte er eine Frage, die ihm anscheinend am Herzen lag. »Sie sagten vorhin, daß die Daten nicht übereinstimmten, Captain. Haben Sie vielleicht die Geschichte eines anderen Opfers von Bellamy in Erfahrung gebracht? Und könnten Sie mir sagen, um wen es sich handelt?«
Jim lächelte bedauernd.
»Tut mir leid, daß ich jetzt Ihrem Beispiel folgen muß - ich kann Ihnen darüber nichts sagen.«
John Wood fuhr am selben Nachmittag nach Belgien zurück. Vorher wollte er noch Spike aufsuchen, traf ihn aber zu seinem Leidwesen nicht an.
Mr. Syme unterhielt sich mit dem Besucher und war beeindruckt von diesem ernsten, ungewöhnlichen Mann.
»Holland ist noch in Garre, aber ich habe veranlaßt, daß er morgen zurückkommt. Der Geist erscheint ja doch nicht mehr und ist vermutlich inzwischen eines seligen Todes gestorben. Ich hoffe es wenigstens!«
33.
Julius Savini hatte seit einiger Zeit das Gefühl, daß seine Position in Garre Castle nur noch an einem Faden hing. Er wollte seinen Abgang so gewinnbringend wie möglich gestalten und hatte entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Bellamy bewahrte nur wenig Geld im Hause auf, und sein Konto bei der Bankfiliale in Garre war ziemlich klein. Größere Beträge mußte Julius stets in London holen, aber sie waren auch wieder nicht so hoch, daß für Bellamy ein Risiko damit verbunden gewesen wäre.
Julius wußte, daß er das Land sofort verlassen mußte, wenn er sich an Bellamys Eigentum vergriff. Er hatte sich die Sache genau überlegt und die Höhe der Summe berechnet, die ihm für die Zukunft ein angenehmes Leben ermöglichen würde. Aber der ausgerechnete Betrag überstieg natürlich bei weitem die Höhe des Schecks, den der argwöhnische Bellamy ihm zum Einkassieren anvertraute.
Julius verwaltete das Scheckbuch und füllte auch die Schecks aus. Als er sich zu seinem großen Beutezug entschlossen hatte, führte er einen Plan aus, der den Vorzug größter Einfachheit besaß. Eines Morgens legte er Bellamy eine Reihe von Schecks zur Unterschrift vor. Es handelte sich durchwegs um kleinere Summen, die Rechnungen von Kaufleuten im Dorf betrafen. Ein Scheck über einen verschwindend kleinen Betrag war für den Zeitungsagenten in Garre bestimmt.
»Warum bezahlen Sie solche Kleinigkeiten nicht bar?« brummte Bellamy, als er seinen Namen daruntersetzte.
Tatsächlich zahlte Julius am Nachmittag den Betrag in bar aus und legte den Scheck in seine Brieftasche. Datum, Summe und Name des Empfängers waren mit einer chemisch speziell zusammengesetzten Tinte geschrieben, deren Farbstoff nach einigen Stunden vollständig verschwand. Als Julius das Papier später genau untersuchte, war außer Bellamys Unterschrift nichts darauf zu erkennen.
Am gleichen Nachmittag fuhr er in die Stadt zu seiner Frau.
»Besorge dir«, sagte er, »einen Überseepaß und eine Schiffskarte nach Brasilien. Wir müssen getrennt auf verschiedenen Schiffen fahren. Ich werde zuerst nach Paris fliegen, von dort weiter nach Lissabon, wo ein Freund mir eine Passage belegen kann. Einen portugiesischen Paß habe ich zum Glück.«
»Was soll denn aus der Wohnung werden?« fragte sie. »Ich könnte doch die Möbel verkaufen, sie sind vier- bis fünfhundert Pfund wert.«
Die Summe machte Eindruck auf ihn.
»Gut, ich reise vorerst allein, das ist vielleicht auch besser. Du kannst in einigen Monaten nachkommen. Sieh zu, daß dich die Polizei nicht erwischt. Ich sende dir Nachrichten an die alte Adresse.«
Die alte Adresse war El Moro's, wo täglich solche Briefe eintrafen und unter allerhand Vorsichtsmaßregeln abgeholt wurden.
In Garre Castle verschwand Julius gleich in seinem Zimmer. Im Haus war schon alles ruhig. Er zog den Scheck aus der Brieftasche und setzte als Summe hunderttausend Dollar ein.
»Sie müssen morgen in der Stadt Geld
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