0231 - Wenn es Nacht wird in Soho
mehr aktiv. Der Dämon hatte sie aus seiner Gewalt wieder entlassen. Aber da war noch jemand.
Die Frau im weißen Hosenanzug. Sie lag vor Quirileinen auf dem Boden.
Ja, er kannte sie! Sie war es, der er den Killerschatten nachsandte. Welche Rolle spielte sie in den Plänen des Dämons?
Am liebsten hätte Quirileinen sie getötet. Aber er wußte nicht, ob das ratsam war. Dazu kannte er Sanguinus noch zu wenig. Vielleicht ließ sich dessen Macht spielend wieder abschütteln, mit einem ganz einfachen Trick. Aber solange Quirileinen diesen Trick nicht kannte, war es zu riskant. Zu schnell hatte Sanguinus den Spieß umgedreht und Quirileinen zu sich geholt.
Also mußte er sie verstecken.
Sorgfältig fesselte er sie. Er zerrte und zog die Knoten so fest, daß die Frau sich niemals aus eigener Kraft befreien konnte, selbst dann nicht, wenn sie Kräfte wie Conan-Darsteller Schwarzenegger persönlich besaß. Nachdenklich betrachtete der Magier sie.
Sie war hübsch. Vielleicht, wenn der Dämon kein Interesse mehr an ihr hatte, konnte Quirileinen sich mit ihr vergnügen, ehe er sie tötete.
Der Gedanke nahm in Quirileinen immer mehr Gestalt an.
Dann aber straffte er sich. Er hatte in dieser Nacht noch anderes zu tun. Er mußte Rache üben an den Menschen.
Und wieder begann er, seine Magie einzusetzen. Diesmal war er sicher, daß Sanguinus ihn nicht erneut störte. Denn bis auf weiteres war sein Auftrag ja erfüllt…
»Und dann, mein lieber Sanguinus«, brummte Quirileinen, »werden wir sehen, daß wir dich so unter unsere Knute bekommen, daß du darum bettelst, mir zu dienen…«
Aber dazu mußte er sehr sorgfältig vorgehen…
***
Von dem Augenblick an, in welchem Babs Kerr sah, wußte sie, in welche Richtung die Ermittlungen verlaufen würden: im Sande…
Sie trat auf ihn zu. »Kerr, wer hat dich benachrichtigt? Du konntest doch gar nichts von diesem Polizeieinsatz wissen… du warst doch mit Nicoles Auto…«
Sie sprach leise genug, daß kein anderer es verstehen konnte. Immer noch zweifelte sie, immer noch wollte sie an Kerr glauben. Vielleicht gehörte all das, was er tat, zu einem riesigen, undurchschaubaren Verwirrspiel, mit dem er jemanden auf eine falsche Fährte bringen, ablenken wollte, um anschließend um so sicherer zupacken zu können…
»Ich weiß viel«, sagte er leise und unbewegt. Seine Hand umklammerte ihren Oberarm. »Sehr viel, Babs. Mehr als du ahnst. Fahr nach Hause. Ich komme bald nach.«
»Was ist mit Nicole?« fieberte Babs. »Wo ist sie? Du hast sie doch ent… fortgebracht!«
»Sie befindet sich in Sicherheit«, sagte Kerr kalt. »Und dir würde ich wirklich raten, jetzt zu gehen. Es ist zu deinem eigenen Besten.«
»Kerr«, flüsterte sie. »Worum geht es? Was wird hier gespielt? Warum willst du mir nichts sagen?«
Er wandte sich wortlos um und signalisierte den Polizisten durch Handzeichen, nach Spuren zu suchen. Die Beamten und das Hotelpersonal, das sich inzwischen auf fünf Personen gemehrt hatte, mußten annehmen, die leise Unterhaltung zwischen Kerr und Babs sei ein Informationsgespräch über den Entführungsfall.
Babs wartete noch. Nicoles Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf. Kerr von einem Dämon besessen… wie konnte das möglich sein? Er war ein Druide, er besaß starke Para-Kräfte, wenngleich er sie oft verleugnete, nichts von seinem magischen Erbe wissen wollte. Er fühlte sich am wohlsten, wenn er als Kriminalist ganz gewöhnliche Fälle zu bearbeiten hatte. Er lehnte das Übersinnliche ab. Nur wenn es sich nicht vermeiden ließ, setzte er seine Druiden-Kraft ein.
Aber diese Druiden-Kraft war weißmagisch. Sie mußte sich schon von sich aus gegen jeden Dämon wenden. Oder war dieser Dämon stäker als die Macht des Silbermondes?
Langsam und mit schleppenden Schritten verließ Babs das Hotelfoyer und trat ins Freie. Der Nebel lichtete sich etwas, aber dafür begann es jetzt zu regnen. Einzelne Tropfen vorerst nur, aber sie fielen dick und hart.
Babs zog die Schultern hoch und ging schneller. Dann setzte sie sich in den metallicblauen Vauxhall. Der Wagen gehörte Kerr, aber den ganzen Tag über war sie schon damit unterwegs. Nun, wenn er heimwollte, würde er damit fahren wollen, und dann konnte er dem Gespräch nicht mehr ausweichen.
Warum hatte er Nicole fortgebracht? Es gab keine andere Möglichkeit. Er hatte sie entführt, und halb hatte er es doch zugegeben, als er behauptete, sie befände sich in Sicherheit.
Das mochte sein. Warum dann aber diese
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