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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Geheimniskrämerei?
    Nicole hat recht, dachte sie. Kerr ist anders als früher! Ganz anders! Das alles paßt absolut nicht zu ihm. Ist er wirklich von einem Dämon besessen?
    Aber warum Kerr?
    Der Regen tröpfelte gegen die Frontscheibe des Wagens. Nach einer Weile sah Babs Kerr aus dem Hotel kommen. Sie kurbelte die Türscheibe herunter, drückte auf die Hupe und rief nach ihm. »Hier bin ich!«
    Er sah nur einmal kurz herüber, dann winkte er ab und stieg wieder in den Mercedes. Augenblicke später starrtete er.
    Verblüfft starrte Babs ihm nach, und es dauerte einige Zeit, bis sie sich aus ihrer Starre löste und begann, ihm zu folgen.
    ***
    Erinnerungen.
    Die Feuerblume vor der Waffenmündung, die in ihrer tödlichen Schönheit erblühte. Der harte, trockene Schlag. Der Sturz. Schmerz, Schwärze. Ein eigenartiges, lautes Pochen wie Trommelschlag. Herzschlag.
    Jemand verschwand und nahm mit, was zu ihm gehörte. Es blieb keine Spur zurück.
    Dann glitt etwas über den Boden. Eine silberne Scheibe. Sie folgte einem unhörbaren Ruf, bewegte sich und kroch auf Zamorras Brust. Heilende, sanfte Impulse gingen Lichtschauern gleich von dem Amulett aus und durchdrangen den verletzten und geschwächten Körper, wärmten und stärkten ihn. Etwas schmolz, zerfiel und verging. Der Schmerz hörte auf. Nur das rhythmische Pochen blieb und ein seltsames Feuer, das durch die Adern kroch.
    Erinnerungen - Bilder.
    Zwei Menschen in einem Park. Dunkelheit. Feuchtes Gras, feuchte, neblige Luft. Blaues Glühen. Schwarze Magie und Tod. Zwei Menschen starben. Zamorra sah es, und er konnte nicht eingreifen. Und er sah glühende Augen. Schwarze glühende Augen, die ihn musterten. Aber sonst war nichts. Warum konnte er sich nicht bewegen? Irgend etwas hielt ihn fest, lähmte ihn. Mit der Kugel mußte noch etwas anderes in seinen Körper gedrungen sein, etwas, das ihm noch immer schwer zu schaffen machte, obgleich die Wunde längst verheilt war. Ein böses Etwas, konzentrierte, gefährliche schwarze Magie. Sie kreiste in ihm. Das war das Feuer, das ihn lähmte.
    Zamorra war hellwach, aber er konnte die Augen nicht öffnen und sehen. Er konnte sich nicht bewegen. Nur der Atemreflex funktionierte noch, nichts sonst. Und seine Gedanken, mit denen er Dinge sah, die ihm vielleicht sonst verschlossen geblieben wären.
    Träumte er sie?
    Nein, dies waren keine Träume. Es waren Visionen, die ihm auf irgend eine Weise übermittelt wurden. Was war das, wo er sich befand? Ein Krankenhaus? Kaum merklich drückte das Amulett auf seine Brust. Es war kühl, nahm die Körperwärme nicht an. Es erwärmte sich auch von sich aus nicht, wie es zu geschehen pflegte, wenn dämonische Kräfte in der Nähe wirkten.
    Aber sie wirken doch! schrie Zamorra sich selbst zu. In mir wirken sie! Das Feuer, das durch meine Adern rinnt und mich lähmt!
    Wieder starb ein Mensch. Und da waren wieder die glühenden, schwarzen Augen. Eine drohende Wolke schwebte über allem. Eine Manifestation böser Energien, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
    Woher? Wo hatte er Ähnliches schon erlebt? Lange konnte es nicht her sein… eine mächtige schwarze Wolke über eine Burg…
    Die Erinnerung schwand. Schritte erklangen in seiner Nähe. Jemand war da. Einer der Ärzte, um nach ihm zu sehen, oder die Nachtschwester. Es mußte Nacht sein.
    Hände legten sich wie Schraubstöcke um Zamorras Hals und drückten zu…
    ***
    Die Rücklichter des Mercedes verschwanden in einer neuerlichen Nebelwand. Unwillkürlich gab Babs mehr Gas, um den Wagen nicht zu verlieren. Sie fragte sich, was Kerr plante. Daß er nicht nach Hause fuhr, war ihr schon nach den ersten Minuten klar. Aber wohin wollte er?
    Und wenn er irgendeine Teufelei beabsichtigte, warum bewegte er sich nicht mittels des zeitlosen Sprunges? Warum fuhr er dann den Wagen?
    Der Nebel hüllte jetzt auch den Vauxhall ein. Babs trat auf die Bremse. Der Wagenbug tauchte ein, das Fahrzeug verzögerte stark. Wo war Kerr? Da, eine Seitenstraße! War er abgebogen?
    Der Nebel lichtete sich wieder. Weit voraus sah Babs einen weißen Wagen. Sie gab wieder Gas. Die Sorge um Kerr beflügelte sie. Was war mit ihm los? Was tat er? Sie war drauf und dran, den Kollegen im Yard einen Tip zu geben, daß sie auf ihn achten sollten. Aber das würde möglicherweise einen Nachteil auf seine Karriere haben. Das wollte sie ihm nur im äußersten Notfall antun. Sie liebte ihn doch und konnte ihm nichts in den Weg legen. Trotzdem…
    Allmählich holte sie auf. Weit

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