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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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Benutzers von Neuem zu knarren anfing.
    Wir schwiegen. Der Alte atmete heftig. Man sah ihm an, dass es in ihm arbeitete. Ich hoffte, er würde zu dem Entschluss kommen, nun wirklich mit der Wahrheit herauszukommen, und deshalb gab ich ihm Zeit zum Nachdenken.
    Aber nach einer Weile hob er den Kopf, sah an mir vorbei und meinte kläglich:
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen, wenn Sie so allgemein sprechen. Am besten ist es, wenn Sie Fragen an mich richten. Die werde ich Ihnen dann natürlich wahrheitsgemäß beantworten!«
    »So wahrheitsgemäß, wie Sie Ihre Aussagen bei der Mordkommission gemacht haben, nicht wahr?«, rief Phil beißend. »Jetzt habe ich aber genug, Holden! Sie haben der Mordkommission vorgelogen, Miss Duncan wäre draußen die Treppe heruntergekommen und hätte Sie im Flur gefragt, wo Weißfeld wohnte! Haben Sie das gesagt?«
    »Ja«, nickte der Alte nach einem Zögern, das zwar kurz war, uns aber dennoch auffiel. »Ja, das habe ich gesagt. Es entspricht ja den Tatsachen.«
    »Wir haben Zeugen dafür, dass Hilda Duncan durch das Fenster vom Hof her in Weißfelds Zimmer stieg! Wie kann sie dann vom an der Treppe heruntergekommen und durch den Flur gegangen sein? Wollen Sie mir das einmal erzählen?« Es war unsere Pflicht, festzustellen, ob Holden ein echter Zeuge war oder nicht. Es ging ja um einen Mord.
    Natürlich war die Sache mit den Zeugen Bluff. Aber woher sollte es Holden wissen? Es war doch möglich, dass von den Nachbarn zufällig jemand gesehen haben konnte, wie Miss Duncan mit den beiden Burschen durch das Fenster in Weißfelds Zimmer herabgestiegen war.
    »Eh«, brummte der Alte, »allerdings, das ist merkwürdig, eh -. Oh, natürlich, so wird es gewesen sein: Miss Duncan hatte eben etwas vergessen, und da kam sie zweimal.«
    »Klar«, nickte ich. »Sie erschoss Weißfeld und ging. Dann stellte sie fest, dass sie etwas vergessen hatte, und kam zurück. Und dann war sie so freundlich, auf die Polizei zu warten, damit man sie gleich verhaften konnte. Sicher, genauso würde ein Mörder sich benehmen.«
    Holden fühlte sich offenbar nicht wohl in seiner Haut. Ehrlich gesagt, begriff ich nicht, warum Page diesen Mann nicht selbst ein bisschen in die Klemme gebracht hatte. Aber vielleicht lag es einfach an der Tatsache, dass Page überarbeitet war und mit seinen Leuten vier Mordfälle nebeneinander bearbeiten musste. Dabei kam natürlich jeder einzelne Fall zu kurz.
    Mir war noch etwas eingefallen, womit ich meiner Meinung nach bluffen konnte, und also versuchte ich es, um die Kerbe noch tiefer auszuhauen, die meines Erachtens bei Holden schon geschlagen war.
    »Außerdem«, sagte ich betont, »außerdem ist da noch eine Unstimmigkeit, Holden, die Ihrem ganzen Lügengebäude das Fundament wegzieht! Der Polizeiarzt hat festgestellt, dass Weißfeld mindestens schon eine Viertelstunde tot war, als die beiden Polizisten ihn fanden. Wollen Sie uns in allem Emst einreden, dass eine Mörderin eine geschlagene Viertelstunde neben dem Opfer sitzen bleibt, bis endlich die Polizei da ist?«
    »Da!«, rief er. »Da haben wir’s! Das ist es ja, was ich ihnen gesagt habe! Oh, Sir, helfen Sie mir doch! Ich wollte doch nicht mitmachen! Aber sie haben mir gedroht, dass sie mich ebenso umbringen würden wie Weißfeld, wenn ich nicht das sage, was sie mir vorschrieben. Ich wusste gleich, dass es mit dem Zeitunterschied auffallen würde!«
    Ich schloss eine Sekunde lang die Augen. Da gibt man sich manchmal alle erdenkliche Mühe, einen Menschen dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Und es klappt und klappt einfach nicht. Und dann schlägt man bloß mal probeweise so ins Blaue hinein mit einem nackten Bluff, und auf einmal öffnen sich die Tore seiner Beredsamkeit. Aufatmend steckte ich mir eine Zigarette an. Jetzt hatte er die Katze endlich aus dem Sack gelassen, jetzt würde er auch weiter auspacken. Davon war ich fest überzeugt. Wenn der Anfang gemacht ist, kommt der Rest meistens fast von allein. Wer lange etwas verschwiegen hat, ist schließlich dankbar, wenn er es sich von der Seele reden darf. Also ließ ich mir Zeit.
    Hätte ich doch auf höchste Eile gedrängt. Hätte ich mir meine Zigarette doch ein paar Minuten später angesteckt! Aber wer hat schon hellseherische Fähigkeiten? Ich jedenfalls nicht.
    Ich blies den ersten Rauch aus und sagte gemütlich:
    »Na also, Holder! Jetzt verstehen wir uns schon besser. Machen Sie weiter. Reden Sie sich den ganzen Kram endlich von der Seele,

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