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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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wissen wir jetzt: Wenn Hilda Duncan die Wahrheit sagt, dann muss ein Mann gelogen haben!«
    »Nämlich der Alte, der behauptete, Hilda Duncan wäre von vorn ins Haus gekommen und hätte ihn nach Weißfelds Zimmer gefragt!«, rief Page.
    Ich nickte zustimmend.
    »Jawohl«, sagte ich. »Dieser Mann hat gelogen. Bei dem müssen wir anfangen! Er muss einen Grund haben, warum er log. Und das müssen wir herausfinden. Vielleicht kriegen wir dann das Instrument in die Hand, mit dem wir dieses ganze Gespinst von Lügen, Rätselhaftigkeiten und undurchsichtigen Zusammenhängen zerschlagen können.«
    »Also auf«, sagte Phil und erhob sich. »Rücken wir dem Burschen auf die Bude. Vorher aber will ich erst Neville fragen, ob er den Burschen kennt.«
    ***
    Der Alte hieß Billy Holden, und als wir die Treppe zum Tiefparterre hinabstiegen, stand er unten in der Haustür und sah uns misstrauisch entgegen. Wir hatten ausgemacht, nicht eher Holden zu verlassen, bis wir genau wussten, ob der Alte oder Miss Duncan gelogen hatte. Wir wussten auch, dass der Alte schon wegen Betrügereien, Taschendiebstahl und Erpressung insgesamt vier Jahre gesessen hatte. Das hatte uns Neville erzählt.
    Wir stellten uns vor ihm auf und sahen ihn schweigend an. Er blinzelte scheu, ängstlich und misstrauisch von mir zu Phil und wieder zu mir. Nachdem wir uns gegenseitig etwa eine Minute lang gemustert hatten, hielt er es nicht mehr länger aus und erkundigte sich:
    »Bitte schön, möchten die Herren etwas von mir?«
    »Sie sind Holden?«, fragte ich. »Billy Holden?«
    »Zu Diensten, Sir, das bin ich.«
    »Kommen Sie mit rein. Wir möchten nicht mit Ihnen hier im Hausflur sprechen. Sie werden doch ein Wohnzimmer haben, wo wir uns unterhalten können?«
    »Selbstverständlich habe ich ein Wohnzimmer, aber warum sollte ich die Herren hineinlassen? Entschuldigen Sie gütigst! Möchten Sie mir nicht vorher sagen, was Sie von mir wollen?«
    »Hier, Mister Holden, ist mein Dienstausweis. Ich bin FBI-Beamter, wie Sie sehen«, sagte ich.
    Der Alte starrte sichtlich erschrocken auf den Ausweis. Oben auf der Straße fuhr ein Wagen sehr langsam vorbei. Ich reckte den Kopf, konnte aber nicht mehr von dem Auto sehen als das grüne Dach.
    »G-men?«, stotterte der Alte erschrocken. »Richtige G-men? Meine Güte…!«
    Er sah uns an, als fürchte er, wir könnten uns jeden Augenblick in reißende Bestien verwandeln. Der Himmel mochte wissen, was er für Vorstellungen von G.-men besaß.
    »Also, wie ist’s?«, fragte nun Phil, »Sollen wir uns im Hausflur unterhalten? Oder können wir reinkommen?«
    »Natürlich, Sir, bitte, treten Sie ein. Entschuldigen Sie! Ich konnte doch nicht wissen, dass Sie richtige G-men sind. Das werden Sie doch sicher verstehen, nicht wahr? Heutzutage kann man nicht einfach jeden Fremden in seine Wohnung lassen. Man muss vorsichtig sein, nicht wahr? Sie als G-men, das ist natürlich etwas ganz anderes. Aber…«
    Er redete pausenlos vor sich hin, während er uns in ein Zimmer führte, das eine Möbelausstellung der Jahrhundertwende hätte sein können. Verschnörkelte Biedermeier-Möbel oder wie dieser Stil sonst genannt werden mochte. Und Plüsch, roter Plüsch, wohin man sah.
    Der Alte deutete auf zwei Korbsessel, die mit Plüschkissen ausgelegt waren. Ich tat, als hätte ich seine Geste überhaupt nicht gesehen. Während Phil sich lässig von innen her gegen die Tür lehnte, stand ich mit dem Rücken an der Wand, die der Tür gegenüberlag. Rechts und links von meinem Kopf lagen sehr hoch die Fenster dieser Tiefparterrewohnung. Auf diese Weise hatten wir den Alten zwischen uns. Im Verlaufe des Gespräches wandte er sich oft hin und her, je nachdem, wer ihn gerade angesprochen hatte.
    »Wir wollen uns nichts vormachen, Holden«, sagte ich grob. »Wir sind nicht zum Vergnügen und auch nicht aus Langeweile hierher gekommen. Und Sie wissen genau, warum wir gekommen sind! Also packen Sie aus! Machen wir’s kurz.«
    Er senkte den Kopf, legte die Hände ineinander und zerrte nervös an seinen Fingerknochen. Manchmal knackte es leise.
    »Das - das muss ein Irrtum sein«, stotterte er. »Ein großer Irrtum. Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen. Ich kann es mir beim besten Willen nicht denken!«
    »Und was ist mit der Weißfeld-Geschichte, he?«, dehnte Phil ironisch.
    Ich sah deutlich, dass der Alte blass wurde. Er hüstelte, setzte sich in einen der Korbsessel, der fürchterlich knarrte und bei jeder leisen Bewegung seines

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