0233 - Allein in der Drachenhöhle
Automaten?«
»Um Glenda zu besuchen, habe ich keine Zeit.«
Suko grinste impertinent, sagte aber nichts. Ich wusste genau, woran er dachte, der Schuft. Ich war einmal bei Glenda schwach geworden, und wir hatten eine herrliche Nacht verbracht. Erzählt hatte ich es keinem, auch dem Inspektor nicht, aber er machte sich so seine Gedanken. Darauf angesprochen hatte er mich nie.
Ich verließ das Büro und ging zum Automaten. Dabei dachte ich an das Kreuz und daran, dass es mich schon oft gerettet hatte. Auch meine Freunde, wie Bill Conolly, Suko, Jane Collins…
Bei ihrem Namen stutzte ich. Nein, sie gehörte nicht mehr dazu. Man hatte sie uns entrissen. In ihr steckte jetzt der Geist des Rippers, und Jane war zu einer Dienerin der Oberhexe Wikka geworden.
Wo sie sich aufhielt und was mit ihr geschehen war, wusste ich bis heute nicht zu sagen. Es war nur klar, dass sie auf der anderen Seite stand. Ich hoffte, dass ich es irgendwann einmal schaffen konnte, sie wieder zu befreien. Vielleicht dann, wenn ich die Geheimnisse des Kreuzes enträtselt hatte. Möglicherweise würde es mir dann auch gelingen, etwas für Nadine Berger zu tun, deren Seele im Körper eines Wolfs steckte, und die uns beim Kampf gegen Lupinas Sohn so tatkräftig unterstützt hatte, dass sie selbst schwer verletzt worden war.
Ich warf Geld in den Schlitz, drückte zwei verschiedene Knöpfe, sah wie die Becher aus einem Loch rutschten und sich mit Kaffee und Tee füllten.
Beides war brühend heiß. Ich konnte die Becher nur mit den Fingerspitzen anfassen. Wie auf Eiern schritt ich den Weg zu unserem Büro zurück.
Ich musste am Lift vorbei und bemerkte, dass die Tür aufschwang. Heraus trat Sir James Powell. Seinen Sommermantel hatte er über den Arm gehängt, der Anzug saß korrekt, und die Augen hinter den dicken Brillengläsern funkelten.
»So wichtig scheint Ihr Fall doch nicht zu sein, wenn Sie hier Kaffee trinken.«
»Keine Sorge, Sir, aber diesen Kaffee haben wir uns verdient.«
»Da bin ich mal gespannt.«
Kaum im Büro angekommen, berichtete ich von den zurückliegenden Ereignissen. Ich setzte meinen Chef vollends ins Bild, und der hörte gespannt zu, wobei er immer auf das Buch schielte, dessen Deckel nach wie vor durch mein Kreuz verziert war.
»Es ist zwar kaum glaublich, was Sie mir da erzählt haben, John, aber ich habe mir abgewöhnt, nach logischen Erklärungen zu fragen, glauben Sie mir.«
»Manchmal ist es besser.«
»Und was gedenken Sie nun zu tun? Sie haben selbst erlebt, dass Sie eingekreist sind.«
»Leider, Sir, aber ich will unbedingt aus diesem Kreis wieder heraus, deshalb muss ich das Geheimnis des Kreuzes lüften.«
»Und das ist in diesem Buch verewigt?«
»Richtig, Sir. Das vierte Kapitel oder vierte Siegel beschäftigt sich mit dem Kreuz.«
»Haben Sie es gelesen?«
»Es geht nicht.«
»Eine fremde Sprache?«
»Leider.«
»Dann ziehen Sie einen Sprachwissenschaftler zu Rate.«
»Daran habe ich natürlich auch gedacht. Ich möchte den Mann aber nicht in Gefahr bringen, denn wir haben ähnliches schon mal erlebt, wo die andere Seite hart und brutal zugeschlagen hat.«
»Das sehe ich ein.« Sir James schlug die Beine übereinander. »Wie wollen Sie dann vorgehen?«
»Das weiß ich noch nicht genau.«
Sir James' Blick war nicht eben freundlich. Er konnte es nicht leiden, wenn man keine Lösung wusste.
Bevor er etwas sagte, begann Suko zu sprechen.
»John, du wolltest doch in der Vergangenheit anfangen. Vielleicht finden wir da einen Hinweis.«
»Was heißt das?« fragte mein Chef.
Ich erklärte es.
»Dann bitte.«
Ich nickte, und meine Gedanken bewegten sich weit zurück. So weit, dass ich mich selbst im Geist als einen jungen Polizeischüler sah, der nachts durch Soho ging, ein Gespräch belauschte, das zwei Männer führten, die eine alte Frau berauben wollten. Ich schlich den beiden hinterher und konnte den Raub verhindern.
»Die Frau hieß Vera Monössy«, begann ich, »und sie stand kurz vor ihrem Tod, als ich sie traf. Bevor sie allerdings starb, holte sie ein Kreuz hervor, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte, und sie machte mir klar, dass ich der Träger des Kreuzes sein sollte, denn sie habe es lange genug aufbewahrt.«
»Woher hatte sie das Kreuz?« fragte mein Chef.
»Nun, das ist eine etwas längere Geschichte«, erwiderte ich.
»Für die wir uns ruhig die Zeit nehmen sollten.«
»Wie Sie wünschen, Sir.« Ich räusperte mich. »Soviel ich weiß, oder gesagt bekommen habe, soll
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