0235 - Disco-Vampir
tastenden Händen zu entkommen.
»Verflucht!« knirschte eine Stimme. »Der Teufel soll diese engen Jeans holen… !«
Im gleichen Augenblick hörten sie hinter sich eine Stimme.
»Der Teufel soll euch holen!« hallte es durch den Raum. »Laßt sofort das Mädchen los, ihr Lumpenpack!«
»Toby!« jubelte Regina Stubbe. »Toby! Dich schickt der Himmel. Nur du kannst mir helfen… !«
»Das werden wir ja sehn, Hübsche!« grollte einer der Punker. »Ist das nicht dieser Poppertyp, der den Aufruhr im ›Odeon‹ verursacht hat? Der mit der Dracula-Masche? Na, der soll mal versuchen, uns zu besiegen… !«
»Den Achim hat er ganz souverän alle gemacht!« gab ein anderer zu bedenken.
»Der Achim war besoffen und außerdem allein!« war die Antwort. »Aber wir sind achtzehn gegen einen. Das schafft nicht einmal Arnold Schwarzenegger… !«
»Wir machen ihn fertig. Dann kann er zusehen, wie wir uns anschließend mit seiner Freundin vergnügen!« drang eine andere Stimme durch die Dunkelheit. »Drauf, Leute!«
Ohne jede weitere Vorwarnung warf sich die ganze Meute auf den aus dem Nichts aufgetauchten Vampir. Aber sie wußten nicht, mit wem sie es zu tim hatten. Denn sie waren mit Regina Stubbe beschäftigt gewesen, als Tobias erschien und meinten, daß er sie durch Zufall in den Gängen aufgespürt hätte.
Und sie ahnten nichts von der Kraft, die ein Vampir hat…
Tobias Fürchtegott Heinleyn wirbelte wie ein Dreschflegel auf der Tenne. Der erste Angreifer war in einen vollen Jagdhieb gelaufen, der ihn seinen Männern entgegenschickte. Und bevor die Punker sich noch recht versahen, hatte Heinleyn den nächsten gepackt und über seinen Kopf gestemmt.
»Nein! Nicht…!« zeterte es von oben. Dann war nur noch ein schriller Angstschrei, als die Gestalt durch die Luft segelte und zwischen seinen Kumpanen zu Boden ging.
»Verschwindet!« fauchte Heinleyn.
»Drauf! Alle zugleich!« brüllte jemand. »Er kann uns nicht alle schaffen!«
Und ob der alle schaffte! Obwohl sich die Punker wie auf ein geheimes Kommando von allen Seiten auf ihn stürzten, gelang es ihnen nicht, den ehemaligen Schneidergesellen zu besiegen. Heinleyn warf sich herum. Seine Fäuste wirbelten und fanden ihr Ziel. Schmerzensschreie wurden laut. Der Vampir kämpfte mit der Kraft und Gewandtheit einer verwundeten Pantherkatze.
»Ich habe genug! Ich setze mich ab!« kreischte es. Jeder der Angreifer war irgendwo von den Fäusten des einsamen Kämpfers gezeichnet worden.
»Verschwindet!« fauchte Heinleyn noch einmal. Und dabei öffnete er den Mund. Den Punkern blieb das Schmerzgestöhn in der Kehle stecken, als sie die gebleckten Zähne sahen.
»Ich werde verrückt!« stöhnte einer. »Das ist tatsächlich Dracula persönlich… !«
»Die Zähne… ein Vampir… Nosferatu… ein Blutsauger… !« flüsterte es ringsum. Grauen schlich sich in die Herzen der Punker.
»Unsinn!« knirschte der Boß von der Gang. »Vampire gibt es nicht. Alles Aberglaube. Und wenn es doch einer ist, müßte er sich davor fürchten…!«
Vom Boden hatte der Sprecher zwei Holzstücke aufgelesen und hielt sie hoch. Im trüben Lichtschein legte er sie zusammen.
Ein Kreuz in den Händen eines Bösewichtes… aber immerhin ein Kreuz. Und die Wirkung auf Tobias Fürchtegott Heinleyn kam sofort.
Obwohl er sich selbst nicht als Vampir ansah und im Kreuz das Zeichen des Guten und der Erlösung erblickte, wurde er doch zurückgeschleudert. Niemand sah die gleißende Helligkeit, die aus dem Kreuz hervorschoß und den Vampir zurückwarf.
Es war, als wenn die Hand eines Riesen Heinleyn getroffen hätte. Eine unsichtbare Gewalt schleuderte ihn an die Mauer. Knirschend mahlten seine Zähne aufeinander, während er sich abwandte, um das Kreuz nicht zu sehen.
»Donnerwetter!« staunte der Halunke mit dem Kreuz. »Der Kerl ist echt. Das ist tatsächlich ein Vampir. Beschafft mal einen Holzpflock und einen Hammer.«
»Das hat doch noch Zeit, Boß!« sagte ein anderer, der langsam wieder Mut bekam. »Der kann jetzt nicht weg. Er soll mit dem Kreuz in Schach gehalten werden und dabei zusehen, wie wir seine hübsche Freundin vernaschen. Danach kann er immer noch gepfählt werden!«
»Gute Idee!« wurde der Sprecher gelobt. »Aber denkt dran, daß ich auch meinen Spaß mit dem Mädchen haben will.«
Zwei Mann konnten gerade noch zufassen und Regina Stubbe erwischen, die sich während des Kampfes verdrücken wollte. Es gelang dem Mädchen nicht, unter den zugreifenden Händen
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