0235 - Disco-Vampir
die ihr den Weg zur Moselbrücke versperrten. Wenn sie es schaffte, die Brücke zu erreichen, war sie in Sicherheit.
Da,… zwei… drei Gestalten sprangen ihr in den Weg. Regina Stubbe handelte instinktiv. Erstaunte Rufe und schmerzhaftes Aufschreien zeigten an, daß sie mehr Kraft in den Armen hatte, als sie vermutete. Oder hatte die Angst ihr besondere Kräfte gegeben?
Die Gestalten wurden von Reginas Schlägen zurückgeworfen. Der Weg war frei. Es war keiner dabei, der das flinke Mädchen auf einer so kurzen Strecke einholen konnte.
Sie hörte erst das Platschen zu ihren Füßen. Und dann merkte sie, wie etwas ihre Beine umklammerte.
Mit einem Aufkreischen fiel sie zu Boden. Instinktiv stützte sich das Mädchen ab, daß ihr der Sturz auf das harte Pflaster außer einigen schmerzhaften Prellungen keine ernsthafte Verletzung einbrachte.
Einer der Kerle hatte sich vor sie geworfen und ihre Beine umklammert. Und jetzt hing er daran wie ein Bleigewicht. Bevor sich Regina Stubbe auch nur einigermaßen gefangen hatte, waren drei Gestalten über ihr. Das Mädchen wehrte sich verzweifelt gegen die zupackenden Hände.
»Aufhören!« klirrte eine leise Stimme. »Seid ihr vom Wahnsinn umzingelt? Das ist doch hier viel zu auffällig. Wir nehmen sie mit in die unterirdischen Gänge der Barbarathermen. Da können wir sie ganz in Ruhe vernaschen… !«
Trotz heftiger Gegenwehr wurde Regina Stubbe von zwei kräftigen Männern hochgehoben. Ein improvisierter Knebel erstickte ihren Schrei. Obwohl sie sich nach Leibeskräften sträubte, wurde sie über den Zaun gehoben, der die Ruinen der antiken Römerthermen abgrenzte. In den alten Gängen, wo einst Sklaven das Wasser für die Bäder der Römer erhitzten, sollte es geschehen.
»Toby!«, dachte Regina Stubbe verzweifelt! »Wenn doch Toby hier wäre. Der könnte mir ganz sicher helfen.«
Sie ahnte nicht, daß ihr Ruf gehört wurde…
Der Notschrei ließ den Vampir erzittern. Das durfte nicht sein… das Mädchen, das er liebte… in den Händen von Männern, die roher als Henkersknechte waren… er mußte hin… er mußte helfen…
Wie er den Ort finden sollte und die Distanz überbrücken würde, darüber machte sich Tobias Fürchtegott Heinleyn keine Gedanken. Und das war auch gar nicht nötig.
Denn in diesem Augenblick machte sich das finstere Erbe, das er in sich trug, positiv bemerkbar. Und das, ohne daß er es gezielt herbeiführte; denn dazu fehlte ihm ja das Wissen über seine Macht.
Vom einen auf den anderen Moment war der Vampir aus der Nachtschwärze des Römergrabes verschwunden…
***
Mit letzter Kraft schnellte sich Nicole Duval zur Seite. Die Zähne des Hexenvampirs bissen in den hochflorigen Teppich. Anny Polat spuckte und stieß Flüche aus, die selbst den Teufel angeekelt hätten.
»Na warte, du Biest…!« zischte es Nicole entgegen. Und da waren sie wieder - die Zähne des Vampirs!
Gleichzeitig drang ein Krachen und Splittern an ihr Ohr. Wie von einer Explosion wurde die Tür in das Innere des Raumes geschleudert. Das Dröhnen der Disco wurde um eine beträchtliche Anzahl von Phon lauter.
Mit einem Fauchen ließ die Hexe von ihrem Opfer ab und wirbelte herum. Nicole Duval stieß einen Freudenschrei aus.
»Chef! Geliebter!« rief sie. »Gott sei Dank, daß du gekommen bist… !«
»Was ist hier los?« fragte der Meister des Übersinnlichen.
Die Antwort gab ihm die Hexe selbst. Mit loderndem Blick und gefletschten Zähnen sprang sie den Parapsychologen an. Sie wußte nicht, wem sie gegenüber stand. Und auch nicht, was der Mann, dessen Blut sie trinken wollte, unter dem Hemd trug.
Merlins Stern, das Amulett des Leonardo de Montagne und Zamorras stärkste Waffe im Kampf gegen das Böse, hatte ihm den Weg hierher gewiesen. War auch in letzter Zeit sehr wenig Verlaß auf die Silberscheibe mit dem Druidenfuß und dem das magische Zeichen umrahmenden Tierkreis; hier hatte es mal wieder eine Art Eigeninitiative entwickelt.
Für Nicole Duval war das die Rettung. Ob es daran lag, daß die Französin in Verbindung mit dem Amulett zum Flammenschwert wurde?
Professor Zamorra hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Vampir war schon heran. Spitze Fingernägel krallten sich in seinen Rücken und zerrissen den Stoff seiner Jacke. Mit der Rechten griff der Parapsychologe in das dichte Haar der Hexe und hielt den Kopf zurück. Zähne knirschten aufeinander. Aus den Augen funkelte ohnmächtige Wut. Mit aller Gewalt versuchte sich das Blutbiest
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