0236 - Höllischer Regen
der Kehle.
»Was sind wir, Alterchen?« fragte der Fürst drohend. »Individuen? Weiß Er überhaupt, wie das buchstabiert wird? Alberner Jüngling!«
Die Hand des Zurückweichenden näherte sich gefährlich der Dienstwaffe. Zamorra schüttelte den Kopf und bog den Schwertarm des Fürsten vorsichtig nach unten.
»Die beiden fliegen mit uns - oder wir bleiben alle hier.«
»Ja«, sagte Erlik erfreut. »Wir fangen ein Wildschwein, braten es auf offenem Feuer und offener Landebahn, und ich werde ein Liedchen singen…«
»Davon geht ja das Feuer aus«, knurrte Wilhelm.
»Äh«, machte Erlik abfällig.
Der Soldat kämpfte mit sich. Schließlich hatte er seine genauen Anweisungen, bloß durfte er schwerlich ohne Zamorra wieder zur Basis zurückkehren. »Warten Sie einen Moment«, sagte er verärgert, erkletterte den Hubschrauber und hantierte am Funkgerät.
Ein paar Minuten später winkte er unwillig. »Einsteigen, los«, sagte er.
»Weiß Er nicht, wie er Uns anzureden hat?« fauchte Fürst Wilhelm. »Einfacher Krieger, der Er ist?«
Erlik grinste. »Wir steigen nicht ein«, sagte er. »Wetten, daß wir trotzdem blitzschnell bei Odinsson sind? Zamorra, frag den Burschen doch mal, wo diese Basis genau liegt, dann machen wir einen kleinen Sprung.«
Plötzlich juckte es Zamorra förmlich, diesem Vorschlag nachzugeben, und er erkundigte sich, während die Rotorblätter bereits schneller drehten und die Maschine lauter wurde. Der Uniformierte gab ihm die Auskunft. »Warum?« fragte er. »Steigen Sie endlich ein.«
Zamorra winkte ab. »Wir verzichten. Wir haben’s nämlich eilig. Erlik…«
»Mitgehört«, versicherte der Helleber. »Ich habe nicht nur eine gottbegnadete Sangesstimme, sondern auch gute Ohren. Das schaffen wir mit links.« Er griff nach Nicoles Hand, Wilhelm nahm Kontakt zu Zamorra auf, und im nächsten Moment gab es sie nicht mehr.
Eine halbe Minute später wurden sie direkt vor dem großen Verwaltungsgebäude der Air Force-Basis wieder existent. Zu diesem Zeitpunkt fragten sich die beiden Soldaten am Hubschrauber immer noch, was nun eigentlich wirklich geschehen war. Aber es gab im Moment keinen, der es ihnen verraten konnte.
Immerhin hatte die kleine Gruppe durch diese Art der Fortbewegung eine Menge Zeit gespart.
Hätten sie gewußt, wie wenig Zeit sie wirklich nur noch hatten, wären sie vielleicht sogar schon von Bord des Flugzeuges aus gesprungen - oder ein wenig in die Vergangenheit zurück.
Aber sie konnten es ja nicht ahnen…
Denn Hellseher waren auch die Helleber nicht…
***
Jede Bewegung wurde auf das Minimum verringert.
Sattlefield fühlte nichts mehr. Er empfand nichts mehr. Er war zu einem Sklaven des blauschwarzen Kristalls geworden, der ihm jetzt seine Befehle gab.
Und nicht nur das, sondern zugleich eine schier übermenschliche Kraft.
Captain Sattlefield war tot.
Der Meegh-Cyborg Sattlefield existierte!
***
Balder Odinsson nahm Colonel T. S. Washburnes Büro in Beschlag, warf den Colonel hinaus und unterhielt sich mit Zamorra, Nicole und den beiden Hellebern. Sie tauschten ihr Wissen und ihre Erlebnisse aus.
»Ich fürchte fast, daß wir alles unter einen einzigen, großen Hut bringen können«, sagte Zamorra. »Sowohl die Sache mit den aktiven Meeghs, mit Sattlefields spurlosem Verschwinden und auch die Sache mit den Gnom-Teufeln, diesen Höllen-Stemtalem.«
Odinsson hob die Brauen. Man sah förmlich, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
»Erkläre dich, Freund Zamorra«, forderte Fürst Wilhelm.
»Vor einiger Zeit«, begann Zamorra, »fing Asmodis einen Meegh ein. Er entführte zu dessen Bewachung zwei Helleber, da die in der Gestalt von Kleinen Riesen in der Lage sind, einen Meegh in Schach zu halten. Thali, die Löwin, und Thor vom Hügenstein.«
»Thor haben wir vor kurzem wieder befreit«, sagte er. »Thali ist noch in der Gewalt des Meeghs.«
»Richtig«, sagte Zamorra. »Thali allein konnte diesen Meegh mit ihrer Para-Kraft nicht mehr bändigen, und er rückte mit ihr aus. Weder wir noch Asmodis konnten ihn halten, in jenem seltsamen Schloß der Riesen. Der Meegh verschwand spurlos mit ihr.« [1]
»Du erzählst Dinge, die wir wissen, weil wir dabei waren«, warf Erlik ein.
»Gleich erzähle ich aber Dinge, die sich daraus ergeben«, sagte Zamorra ungerührt. »Ihr erzählt, daß Baron Gregor Asmodis lachen hörte, daß Asmodis nach dem Auftauchen der Gnom-Teufel Gregor und Sir Jay angreifen wollte. - Bei Gelegenheit könnt ihr mir mal erzählen,
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