0236 - Voodoo-Samba
recht zu überlegen, tat ich genau das Richtige und rollte mich mehrmals um meine eigene Achse, um der Gefahr der Verbrennung zu entgehen.
Um mich herum loderte und tobte die Hölle. Flammen, Funken und glühende Holzteile, denen ich verzweifelt versuchte zu entkommen.
Ich war zum Glück nicht auf den harten Marmorboden gefallen, sondern dicht daneben, wo sich auch der Rasen wie ein weiter, weicher, grüner Teppich ausbreitete, und das war mein Glück. So hatte ich mir jedenfalls nichts gebrochen oder verstaucht.
Gegen Feuer war ich nicht resistent. Obwohl es nur Sekunden waren, in denen ich direkten Kontakt mit den Flammen bekommen hatte, reichte die Zeit, um einen Teil meiner Kleidung anzusengen oder auch in Brand zu setzen.
Das merkte ich, als ich auf die Füße kam. Augenblicklich begann ich, mit beiden Händen auf meinen Körper zu klopfen, um die schwelenden Stellen zu löschen.
Ich hätte mich lieber um die Macomba-Diener kümmern sollen, so aber kassierte ich einen Schlag, der mich zurückschleuderte, und erst das Denkmal stoppte mich.
Ich schüttelte den Kopf, atmete pfeifend ein und hatte plötzlich freies Sichtfeld.
Sekunden ließ man mir, um die Eindrücke aufzunehmen. Die Macomba-Diener hatten ein Feuer entfacht, und sie tanzten in einem wilden Reigen um die Flammen herum. Dabei sahen sie schaurig aus. Die Masken, die ich noch aus London von den Parkuhren kannte, steckten nun auf ihren Köpfen.
Einer von ihnen trug eine besonders schaurige Maske. Das mußte Cassara, der Anführer, sein. Wie bei allen anderen, so steckte auch in seinem Mund der Griff eines Messers. Die Klinge zeigte fast die Länge eines Unterarms, wer mit ihr in Berührung kam, konnte sein Leben abschließen.
Die Macomba-Diener hatten sich um das Feuer aufgebaut. Sie standen so, daß sie mich anschauen konnten, und ich hätte jetzt gern ihre Gesichter gesehen, die echten, meine ich, aber da war nichts zu machen. Jeder trug eine Maske.
Außen glühten sie rot, innen strahlten sie gelb auf. Diese Masken mußten mit ihren Trägern eine Verbindung eingegangen sein, eine Symbiose. Wahrscheinlich bekam die Diener durch die Masken auch die Kraft, die sie benötigten.
Macomba gab sie ihnen!
Wütend war das Trommeln. Einer der Diener saß etwas abseits des Feuers, wurde nur von seinem Widerschein erfaßt, der über die kauernde Gestalt zuckte.
Er bewegte seine Arme im genauen Rhythmus. Die Trommelstöcke wirbelten in seinen Händen. Den Kopf hatte er zurückgeworfen, das Gesicht war bemalt, der Mund stand offen, und ich glaubte, dumpfe Worte über seine Lippen strömen zu hören.
»Macomba…Macomba…«
Er rief den bösen, den großen Geist an.
Aber wer war Macomba? Eine Antwort hatte ich noch immer nicht bekommen, sondern sah mich nur den Dienern gegenüber, deren Körper hektisch zuckten, als sie mit tanzenden Bewegungen dem Rhythmus der unheimlich klingenden Trommel folgten.
Was mit Jago geschehen war, wußte ich nicht. Auf jeden Fall war er mir nicht gefolgt, ich konnte nur hoffen, daß sich mein Freund Suko mit ihm beschäftigte und die menschliche Kampfmaschine ausschaltete. Jetzt hatte ich doch Gelegenheit, Schwelbrände auf meiner Kleidung zu löschen. Mit beiden Händen schlug ich zu, hieb gegen den Stoff, daß die Funken stoben und mich der beißende Rauch umgab. Ein Hustenanfall schüttelte mich durch, und ich dachte daran, daß ich nur mit meinem Kreuz, dem Dolch und der Gemme bewaffnet war. Die Beretta hatte ich leider verloren.
Die Masken waren dämonischen Ursprungs. Nach Möglichkeit mußte ich an sie herankommen und sie zerstören. Die Frage stellte sich nur, in wie weit sie mit den Menschen eine Verbindung eingegangen waren, denn ich scheute davor zurück, auch die Macomba-Diener zu vernichten.
Cassara kam.
Er tanzte schneller als die anderen und wuchtete seinen geschmeidigen Körper vor. Dabei öffnete er weit den Mund, so daß der Messergriff zwischen den Zähnen hervorrutschen konnte.
»Macomba!« schrie er. »Macomba!«
Ich zog meinen Dolch. »Zeig doch deinen Macomba!« brüllte ich zurück.
»Los, zeig ihn!«
Er lachte rauh und schallend. »Du wirst ihn noch früh genug sehen. Macomba ist stark, stärker als du, er wird dich vernichten, er wird alle vernichten, die nicht auf seiner Seite stehen.« Brüllend lachte er auf, die Maske auf seinem Kopf bewegte sich hektisch, der nackte Oberkörper glänzte, denn er hatte ihn mit irgendeinem Fett eingerieben, und die Muskeln unter der Haut
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