0236 - Voodoo-Samba
durch die offene Schiebetür, und er krachte erst in dem Gang zu Boden, der auch aus dem Grabmal führte.
Zeit war vergangen. Den Rest wollte Suko nutzen. Er kreiselte herum und nahm seine Waffen auf. Wenn die fünf Sekunden vorbei waren, konnte sich der Zombie wieder bewegen, dann würde er ihn eiskalt auflaufen lassen.
Vorbei die Zeit!
Auch ich konnte mich wieder bewegen, aber ich spürte keinen Druck mehr im Rücken, war von der Waffenmündung befreit, sah Suko und erkannte auch, wie er dem Zombie entgegenstürzte, der sich unbedingt auf die Frau werfen wollte.
»John, der Leibwächter!«
Suko schrie mir den Satz zu. Ich verstand, drehte den Kopf und sah ihn als kompakten Schatten am Boden liegen, vom zuckenden Flammenschein umspielt.
»Pack ihn dir!«
Was ich schon immer befürchtet hatte, trat nun ein. Ich mußte gegen Jago kämpfen…
***
Suko beschäftigte sich mit dem Zombie. Er hatte sich in der ersten Aufregung verschätzt, der untote Ernesto war schon näher an seiner Frau, als Suko gedacht hatte.
Und er griff zu.
So schnell konnte Inez nicht reagieren. Sie bekam die Arme nicht rasch genug in die Höhe, die griffbereiten Totenklauen fuhren darüber hinweg und erreichten ihr Ziel.
Kalt und hart waren die Würgehände, die sich plötzlich um die Kehle der Brasilianerin legten. Sie kam nicht mehr dazu, noch Luft zu holen. Wie abgeschnitten war der Sauerstoff, ein dumpfes Röcheln drang aus der Kehle, und sie sackte in die Knie.
Da war Suko heran. Die Dämonenpeitsche auszurollen, dazu war er nicht gekommen, er mußte den Untoten mit einer Silberkugel töten. Die Beretta hatte er längst an sich genommen, und er hielt sie so, daß er dem Untier die Kugel aus kürzester Distanz in den Kopf schießen konnte.
Der Chinese feuerte.
Vorbeischießen konnte er aus dieser Entfernung nicht. Das geweihte Silbergeschoß drang in den Schädel der untoten Bestie und zerstörte ihn auf schreckliche Art und Weise.
Für einen Moment hatte es den Anschein, als hätte die Silberkugel nichts ausgerichtet, und der Zombie würde trotz seiner hinteren zerstörten Kopfhälfte noch weiterleben, dann aber kippte er um und hätte Inez del Bosque unter sich begraben, wenn Suko nicht zur Stelle gewesen wäre.
Er griff hastig zu, bekam den Zombie an der Schulter zu fassen und schleuderte ihn herum.
Mit Schrecken sah er, daß der langsam vergehende Untote noch immer seine Hände um den Hals der Frau gekrallt hielt und es auch weiter tun würde, wenn Suko nichts unternahm.
Die Kräfte eines Toten sind ungeheuer. Suko mußte sich einiges einfallen lassen, wenn er die Frau noch retten wollte. Er nahm keine magischen Waffen, mit reiner körperlicher Kraft wollte er die unheimliche Totenklauen-Klammer sprengen.
Suko drehte sich, so daß er neben den wankenden Gestalten stand, rammte seine Arme von unten hoch und jagte sie in die Lücke zwischen den beiden Würgearmen des Zombies.
Für den Bruchteil einer Sekunde gelang es ihm, die Gesichtsausdrücke der beiden festzuhalten.
Das der Frau war ebenso verzerrt wie das des Zombies. Suko glaubte, in gebrochene Augen zu schauen, der Mund stand offen, eine Maske der Pein schaute ihn da an, und der Chinese setzte alles in seine letzte verzweifelte Aktion.
Ein wilder Schrei drang aus seinem Mund. Er mußte sich einfach entladen, und es gelang ihm tatsächlich, den mörderischen Würgegriff zu sprengen.
Der Zombie kippte nach links und klatschte auf den Rücken, wo er sich langsam auflöste.
Inez del Bosque aber konnte sich ebenfalls nicht mehr halten. Suko fing sie auf.
Steif wie ein Brett lag sie in seinen Armen. Der Inspektor wollte sie ansprechen, doch da blieb ihm das Wort im Hals stecken. Señora Inez del Bosque würde nie mehr antworten können.
Sie war tot!
Eine Sekunde lang blieb Suko so sitzen, die Tote in seinen Armen. Der Zombie hatte es doch geschafft. Ein Toter hatte einen anderen Menschen ermordet.
Vielleicht war das Grauen der letzten halben Stunde auch zu stark gewesen. Inez del Bosque war schon älter, vielleicht hatte auch ihr Herz nicht mehr mitgespielt — wer konnte das sagen? Jetzt, wo für sie alles vorbei war.
Aber für John und ihn nicht.
Macomba lebte weiter. Dieser unheilvolle Zauber, der sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet hatte und jetzt von Cassara übernommen worden war, dem ersten Diener des Macomba.
Sie waren da, und man mußte sie stören.
Suko schnellte hoch, denn er hatte die Schreie gehört. Kampfschreie waren es gewesen, und er dachte
Weitere Kostenlose Bücher