0236 - Voodoo-Samba
Boden verloren, ich schwebte in der Luft, wurde nur von meinem Gegner gehalten.
Nicht eine Handbreite paßte mehr zwischen unsere Gesichter, so nahe lagen sie zusammen.
Ich roch den säuerlichen Schweiß, den der Körper des Leibwächters ausströmte, sah das Blut in seinem Gesicht und las den Mordwillen in seinen Augen. Jago wollte mich vernichten.
Ein gewaltiges Brüllen drang aus seinem Maul, ich schrie ebenfalls, als er mich herumwuchtete, ein paar Schritte vorlief und mich dann von sich wegschleuderte wie ein Stück Holz, durch die offene Eingangstür und den Macomba-Dienern nicht nur vor die Füße, sondern auch auf das lodernde Feuer zu…
***
Suko wurde zum Tiger!
Er hatte die Schreie gehört, sah auch, daß sich sein Freund in den Klauen des Leibwächters befand und war einfach zu weit weg, um eingreifen zu können.
Auch mit einer Kugel hätte er ihn nicht gestoppt, außerdem schoß Suko keinem Menschen in den Rücken.
Er jagte in dem Augenblick los, als Jago seinen Freund wegschleuderte.
John konnte er nicht mehr helfen, der flog wie eine menschliche Rakete dem Ausgang zu, aber Suko wollte zusehen, daß Jago nicht ungeschoren davonkam.
Der Chinese stieß sich ab. Es war ein Karatesprung aus vollem Lauf, das linke Bein angewinkelt, das rechte vorgestreckt, und dies genau traf Jago ins Kreuz.
Die Wucht eines Hammerschlages hätte nicht schlimmer sein können.
Damit hatte Jago nicht gerechnet, er wurde nach vorn katapultiert, konnte sich nicht mehr fangen und landete auf dem Boden. Mit dem Bauch zuerst war er aufgekommen, und so schlitterte er auch noch ein Stück über den Marmorboden.
Suko setzte nicht nach. Er tat etwas anderes. Aus seinem Gürtel riß er blitzschnell die Dämonenpeitsche, schlug ebenso schnell einen Kreis über den Boden, so daß die drei Riemen herausrutschten und hatte sie schlagbereit.
Jago war kein Dämon, er würde die Schläge überstehen, und Suko hatte auch nicht vor, ihm auf diese Art und Weise zu malträtieren. Er wollte etwas ganz anderes.
Er ließ sich sogar noch die Zeit, um einen Blick auf das Feuer zu werfen, aus dem eine Funkenspur gegen den Himmel stob, dann mußte er sich wieder um Jago kümmern.
Der hatte sich auf den Rücken geworfen, schüttelte seinen Kopf, rollte mit den Augen und verzerrte sein Gesicht zu einer wilden Grimasse.
Nein, noch hatte er nicht aufgegeben, aber seine Bewegungen waren schwerfälliger geworden.
Suko nutzte die Chance.
In der Handhabung der Peitsche machte ihm niemand etwas vor, er konnte damit umgehen, als hätte man sie ihm in die Wiege gelegt. Und das bewies er jetzt.
Suko stand schräg vor seinem Gegner, der sich in einer Stellung befand, von der er kaum angreifen konnte, weil er sich erst auf die Beine wuchten mußte.
Gedankenschnell und ziemlich flach schlug der Inspektor zu. Jago riß trotz dem die Hand hoch und hätte die Riemen auch fast zu packen bekommen, doch sie streiften nur seine Finger und wickelten sich noch in der gleichen Sekunde mit ungeheurer Geschwindigkeit um seinen Hals.
Jetzt hatte Suko ihn.
»Uuuuahhh!« Der Schrei des Leibwächters erstickte in einem Gurgeln, als Suko die drei Riemen noch enger um seine Kehle zog und den Mann mit einem heftigen Zug zu Boden schleuderte, so daß er auf dem Rücken zu liegen kam.
Suko tat das, was er tun mußte, nicht gern. Er haßte solche Angriffe, aber er war dazu gezwungen, denn auf einen langen Kampf hätte er sich nicht einlassen können.
Jago wehrte sich, der trampelte mit den Füßen, hob die Arme und wollte seine Finger unter die Riemen schieben, um sie von seinem Hals wegzureißen.
Das gelang ihm nicht. Seine Hände konnte man zwar als Waffen bezeichnen, diesmal jedoch gereichten sie ihm zum Nachteil, da seine Finger einfach zu dick waren.
Er wehrte sich lange, dann wurden seine Bewegungen schwächer, bis sie schließlich völlig erlahmten.
Sofort lief Suko auf den Mann zu und löste die Peitsche von dessen Hals. Wo die Riemen gesessen hatten, waren deutliche Streifen in der Haut zu erkennen.
Suko fühlte nach dem Herzschlag.
Alles okay, der Mann war nicht tot, nur bewußtlos. Und das war der Sinn der Sache gewesen.
Lange durfte sich der Chinese nicht neben ihm aufhalten. Er spritzte sofort wieder in die Höhe und kümmerte sich um seinen Freund John Sinclair…
***
Zuerst war es nur der Flug, dann kam der harte Aufprall, und einen Moment später die Schmerzen.
Ich hörte auch die Schreie und sah mich plötzlich von Funkenbahnen umtobt. Ohne
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