0237 - Die drei Sternenbrüder
anstellen wie man es von intelligenten, scharf denkenden Wesen erwartet. Ist das klar?"
„Jawohl, Sir", versicherte Yotur.
Hess sah mit verstörtem Gesicht zuerst den einen, dann den anderen an. Schließlich brachte er mit krächzender Stimme hervor: „Du meinst, er... er will uns..."
„Auffressen", kam Kim ihm zu Hilfe. „Genau das. Und wir sehen am besten zu, daß er nicht zum Zuge kommt."
Yoturs Bericht gab ihm zu denken. Yotur hatte die Unterhaltung zwischen den beiden Fremden offenbar längst nicht so deutlich gehört wie er selbst. Offenbar bedurfte es einer gewissen Veranlagung, um die Gedankenimpulse einwandfrei zu empfangen. Es war durchaus möglich, daß Hess Palter den Meinungsaustausch der Unsichtbaren überhaupt nicht wahrnehmen konnte.
Noch etwas anderes wurde Kim klar. Er hatte, als er aus der Bewußtlosigkeit erwachte, mit höchster Sendeleistung nach Yotur und Hess gerufen. Daß Hess ihn nicht gehört hatte, ließ sich wahrscheinlich auf natürlichem Weg erklären. Aber Yotur hatte sich zu jener Zeit ebenso wie er in diesem Raum aufgehalten. Es mußte also etwas geben, was die elektromagnetische Strahlung des Helmsender absorbierte. Vermutlich war es derselbe Effekt, der die Sichtweite auf vier Meter begrenzte. Wenn sie einander nicht verlieren wollten, mußten sie also zusammenbleiben. Kim hatte ursprünglich daran gedacht, daß sie sich trennen und verschiedene Abschnitte ihres Gefängnisses gleichzeitig untersuchen könnten. Diesen Plan mußte er fallenlassen.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als so lange geradeauszugehen, bis sie die Grenze der roten Dämmerung erreichten. Kim war nicht sicher, ob es überhaupt eine Grenze gab, aber intuitiv spürte er, daß irgendwo eine Wand existieren müsse, und vielleicht ließ sich in dieser Wand eine Öffnung finden, durch die sie entkommen konnten.
Selbst das Geradeausgehen erwies sich als keineswegs einfach. Es gab keinen Anhaltspunkt, der die Richtung bestimmte. Sie mußten sich auf das Gefühl verlassen, und das Gefühl, davon war Kim fest überzeugt, trog. Nichts hinderte sie daran, in dem Glauben geradeauszugehen fortwährend in großen Kreisen umherzuirren. Erdgeborene Menschen besaßen die instinktive Angewohnheit, den linken Fuß etwas kürzer zu setzen als den rechten, so daß sie, wenn sie geradeauszugehen glaubten, in Wirklichkeit einem sanft nach links gekrümmten Kurs folgten.
Wenn wir ein Seil hätten, überlegte Kim, das könnte uns vielleicht helfen.
Yotur, der sich dicht neben ihm hielt, blieb plötzlich stehen.
„Mit Ihrer Erlaubnis, Sir", sagte er bescheiden", ich habe eine Idee."
Kim und Hess hielten ebenfalls an.
„Wenn wir ein Seil hätten", begann Yotur. „Dann..."
Kim gab einen grunzenden Laut von sich.
„Wie bitte, Sir?"
„Nichts. Was wollten Sie sagen?"
„Wenn wir uns zu dritt an einem straffgespannten Seil festhielten, Sir, je einer an beiden Enden und einer in der Mitte, dann könnte der Mann in der Mitte darauf achten daß wir uns geradlinig bewegen.
Sobald er einen Knick im Seil beobachtet, ist entweder der Mann vor oder der hinter ihm vom Kurs abgeschwenkt."
„Sehr schlau gedacht, Leutnant", bemerkte Hess bissig. „Nur brauchten wir eben ein Seil."
„Richtig, Sir. Vielleicht genügte aber auch ein Faden."
„Wieso?" fragte Kim verwundert. „Haben Sie vielleicht einen?"
„Jawohl, Sir. Ich trage stets wenigstens zwanzig Meter Faden bei mir."
Kim war vor Überraschung sprachlos.
„Wozu, um Himmels willen?" fragte Hess völlig perplex.
„Das ist so", erklärte Yotur beflissen, „ich bin begeisterter Angler. Eine Angelrute mit den nötigen Mechanismen läßt sich aus den Materialien an Bord leicht herstellen. Es mangelt jedoch stets an einer brauchbaren Angelleine. Deswegen..."
„Sie meinen, Sie tragen die Schnur mit sich herum in der Hoffnung, die BAGALO würde eines Tages auf einem geeigneten Planeten landen und Sie bekämen genug Freiwache, um angeln zu gehen?"
„So etwa dachte ich es mir, Sir, ja", antwortete Yotur bescheiden.
Bevor Hess noch die spöttische Bemerkung loswerden konnte, die er auf der Zunge hatte, griff Kim ein.
„Ganz gleichgültig, warum er die Schnur bei sich trägt, Hess. Hauptsache ist, wir haben sie. Dyke, packen Sie aus! Hess geht an der Spitze, Sie übernehmen den Schluß, und ich bleibe in der Mitte."
Als die Schnur entrollt war und jeder seine Position eingenommen hatte, konnte keiner den anderen mehr sehen. Kim machte einen Sendertest. Es erwies
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