0237 - Die drei Sternenbrüder
und nach wenigen Sekunden war die milchige Helligkeit ringsum von gelblich weißer Tönung. Es kam Kim so vor, als sei die Sicht besser geworden, aber die Begrenzung des Raums, in dem sie sich befanden, konnte er immer noch nicht erkennen.
Hastig wandte er sich an Yotur und Hess.
„Der Fremde wird uns auszufragen versuchen", erklärte er. „Ich bin der einzige, der seine Fragen klar verstehen kann. Yotur - Sie antworten wortgetreu das, was ich Ihnen aufgebe. Hess, du hast vorläufig keine Rolle in diesem Spiel, also mache dir Gedanken darüber, wie wir von hier wegkommen können. Wir wissen nicht, um was für Wesen es sich bei den Unsichtbaren handelt. Sie könnten zum Beispiel mit den 'Meistern der Insel' in Verbindung stehen. Wir müssen mit unseren Antworten also vorsichtig sein. Vielleicht gelingt es uns, im Lauf der Unterhaltung etwas über die Fremden zu erfahren. Womöglich..."
Er wurde unterbrochen. Klar und deutlich empfing er den Gedanken des Wissensdurstigen: „Wir sind unter uns. Der Hungrige hat sich zurückgezogen. Jetzt will ich von euch lernen. Sagt mir zuerst: Woher kommt ihr?"
Kim schaltete blitzschnell. Hier ergab sich die erste Möglichkeit, die eigene Kenntnis zu erweitern. Er trug Yotur auf zu antworten: „Wir kommen von den Sternen, wenn du weißt, was das ist."
Der Unsichtbare schluckte den Köder.
„Sterne erscheinen aus der Ferne wie Lichtpunkte in der Finsternis" antwortete er, um sein Wissen unter Beweis zu stellen. „Aus der Nähe sind sie glühende Massen aus gasförmiger Materie, meist allein, manchmal zu zweien oder dreien, und oft von kleineren Körpern aus dichter Materie umgeben."
Kim war beeindruckt.
„Wir kommen von einem der kleineren Körper", ließ er Yotur antworten.
„Wie weit von hier?" lautete die nächste Frage.
Kühner geworden, antwortete Kim mit einer Gegenfrage: „Wie bestimmst du Entfernungen und den Ablauf der Zeit?"
„Eine Zeiteinheit ist die Spanne während der der Stern, aus dessen Richtung wir kommen, einmal von seiner stärksten Helligkeit auf die geringste absinkt und wieder zur stärksten aufleuchtet."
Der Wißbegierige richtete seine Zeitbestimmung nach den Phasen einer Periodisch-Veränderlichen.
Bei der relativ geringen Geschwindigkeit, mit der der Moby durch den Raum fahr, würde ihm diese einzigartige Uhr noch weitere zehntausend Jahre treue Dienste leisten.
„Wir kennen diesen Stern nicht", antwortete Yotur für Kim. „Kannst du eine andere Zeiteinheit bestimmen?"
„Die Spanne, die seit dem Augenblick verstrich, in dem einer von euch zum erstenmal zu mir sprach."
Eine Viertelstunde, schätzte Kim. Und Yotur hatte zu antworten: „Wenn der Körper, in dessen Innerem wir uns jetzt befinden, mit seiner augenblicklichen Geschwindigkeit geradlinig auf den Körper zuflöge, von dem wir kommen, dann brauchte er etwa dreihundert Millionen solcher Zeiteinheiten, um ihn zu erreichen."
Er hatte die Zahl willkürlich gewählt. Als er jetzt nachrechnete stellte er fest, daß er damit eine Entfernung von mehr als fünfzig Lichtjahren angegeben hatte, wenn die Geschwindigkeit des toten Mobys gegenüber seiner unmittelbaren Umgebung zweitausend Kilometer pro Sekunde betrug.
Wie er erwartet hatte, konnte der Wissensdurstige mit der Zahl nichts anfangen.
„Wieviel sind dreihundert Millionen?" wollte er wissen.
Kim überlegte eine Weile.
„Kannst du uns sehen?" fragte er dann.
„Ja."
„Dann paß auf!"
Er riß den rechten Arm in die Höhe und ließ ihn rasch wieder sinken.
„Ich kann eintausend solcher Bewegungen in der Zeiteinheit machen die du definiert hast.
Tausendmal tausend ist eine Million. Dreihundert ist ungefähr der dritte Teil von tausend."
Der Wißbegierige brauchte eine Weile, um die Informationen zu verdauen. Als er wieder zu denken begann, schlug er ein anderes Thema an.
„Du sprachst von dem Körper, in dessen Innerem ihr euch befindet. Dieser Körper bin ich. Wußtet ihr das nicht?"
Kim war maßlos überrascht. Der Moby war tot. In seinem Innern hatten sich wenigstens zwei fremde Wesen niedergelassen, und eines davon identifizierte sich mit dem Körper des toten Mobys. Warum?
„Nein, das wußten wir nicht", gab Kim zu. „Wer ist der Hungrige?"
„Auch er ist dieser Körper. Und der Außenposten."
Kim vergaß alle Vorsicht.
„Woher kommt ihr?"
„Von dem veränderlichen Stern, ich sagte es schon."
Kims Verwirrung wuchs.
„Nein, das meine ich nicht." Er hatte Mühe, die Frage so zu formulieren, daß
Weitere Kostenlose Bücher