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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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die Hälfte mitbekommen. Aber Stanton nickte wissend und schien im Bilde zu sein.
    »Mir nach!« rief er. »Ich kenne die Strecke. Der Portier hat recht. Wir sind schneller gelaufen. Fuera! Jetzt zeigt mal, ob ihr fit seid!«
    »Jogging? Nein danke!« krächzte der Papagei, der sich flügelschlagend auf Stantons Rücken festkrallte, während die drei wie die wilde Jagd losstoben. Wenige Augenblicke später waren sie mitten im Trubel der Tanzenden, die sich voller Hingabe im Sambarhythmus bewegten. Zamorra und Nicole sahen Stantons charakteristischen Blondschopf vor sich und den Papagei. Das mußte als Richtungsweiser genügen.
    Sie mußten sich fast gewaltsam Bahn brechen. Es war, als wenn sie ein zähflüssiges Meer durchschwimmen müßten, dessen Wogen sich nur mit äußerster Kraft teilen ließen.
    Stanton schien rücksichtslos alles zur Seite zu drängen, was ihm im Wege stand. Vielleicht, mutmaßte Zamorra, lag es aber auch daran, daß Stanton sich in Deutschland bei diversen Volksläufen immer an die Seite schieben mußte und daß dieser bei mehreren hundert Startern öfters viel Geschick erforderte.
    »Eins-zwei, eins-zwei«, krächzte der Papagei im Tempo, wie sein Herr lief.
    Erstaunte Augen blickten ihnen bald ärgerlich, bald belustigt nach. Unbegreiflich, daß es die Gringos immer so eilig hatten.
    Immer wieder spähte Zamorra, der Nicole bei der Hand gefaßt hatte, nach Stanton, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Dann sah er nur ungefähr zwanzig Meter vor sich zufällig seinen großen Gegner. Zwar wimmelte es in den Straßen von Caracas um diese Zeit von Kostümen aller Art, die in ihrer Vielfalt und in ihrem Fantasiereichtum wie ein bunter, glitzernder Blumenstrauß wirkten. Aber ein solches Kostüm trug nur einer! Und es war kein Kostüm, sondern eine rituelle Gewandung.
    Das wehende Kopftuch aus violettem Stoff war fast in greifbarer Nähe. Doch zufällig in diesem Augenblick drehte sich Amun-Re um.
    Professor Zamorra sah, daß sich Amun-Res Gesicht vor Wut verzerrte, als er merkte, daß er verfolgt wurde. Und von wem er verfolgt wurde.
    Das paßte nicht in seine Pläne. Zamorra hatte ihn entdeckt. Und Zamorra, nur Zamorra, konnte sein Vorhaben vereiteln. Amun-Re konnte sich nicht zum Kampfe stellen. - Nicht hier, wo tausend und mehr Menschen im rasenden Taumel des Karneval in den Straßen tanzten. Amun-Res Ziel war die Weltherrschaft! Aber er wußte, daß die Zeit jetzt noch nicht reif war, selbst an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Er war längst noch nicht im Vollbesitz seiner Macht.
    Ein Einsatz seiner vernichtenden Kräfte konnte bei dieser Menge Menschen nicht nur ein unnützes Massaker hervorrufen, sondern auch sehr leicht auf ihn zurückgeschleudert werden.
    Der Herrscher des Krakenthrones beschloß, einem Kampf auszuweichen. Der Tag, an dem er Zamorra töten würde; er kam noch früh genug.
    Amun-Re floh! Wie ein langer Vorhang wehte das Gewand hinter ihm her, als er sich rücksichtslos durch die Menge Bahn brach. Wer ihm nicht schnell genug auswich, bekam die Kraft seiner Fäuste zu spüren. Und das sehr nachdrücklich.
    Professor Zamorra hatte Nicole losgelassen und spurtete los, so weit es die äußeren Umstände zuließen. Mit lauten Rufen versuchte er, Stanton auf den Fliehenden aufmerksam zu machen. Aber das Gedränge war zu stark, und Zamorra brachte es nicht übers Herz, seine Mitmenschen roh zur Seite zu stoßen. Das Dröhnen der Trommeln verschluckte seinen Ruf, der Stanton erreichen sollte.
    Endlich wurde es ruhiger in den Straßen. Sie entfernten sich weiter vom Zentrum. Aber Amun-Re hatte sehr viel Boden gutgemacht. Über die Schulter blickend sah Zamorra hinter sich Stanton und Nicole, die ihm folgten. Der Parapsychologe strengte alle seine Kräfte an. Sein Atem ging stoßweise, mit beiden Armen stieß er während des Laufs die Luft hinter sich und verschaffte sich mit diesen Bewegungen gleichzeitig noch mehr Atmungsfreiheit. Aber so sehr er auch das Tempo steigerte, es gelang ihm nicht, die Distanz zu verkürzen.
    Hinter ihm schrie Stanton etwas. Und da sah er es auch vor sich. Ein hoher Zaun aus Maschendraht, gleißende Scheinwerfer, ein weit geöffnetes Tor und… die dröhnenden Motoren eines zum Start angelassenen Flugzeugmotors.
    Sie hatten den Flugplatz erreicht. Und alles deutete darauf hin, daß Amun-Re bereits von einer Maschine erwartet wurde. Professor Zamorra ahnte, daß Gonzales Morena mit feuchten Händen nun darauf wartete, daß sich der

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