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024 - Die Rattenkönigin

024 - Die Rattenkönigin

Titel: 024 - Die Rattenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Jahrmarkts-Wahrsagerin«, stimmte Coco zu. »Sie strahlt eine unerklärliche Aura aus, die ich einfach nicht erforschen konnte.«
    »Vielleicht ist sie eine Dämonin«, vermutete Dorian.
    Coco schüttelte den Kopf. »Das hätte ich gemerkt. Auf diese oder jene Art. Selbst Dämonen, die ihre Ausstrahlung vor mir verbergen, zeigen zumindest nicht so ein Spektrum einander oftmals widersprechender und gegensätzlicher Emotionen.«
    »Glaubst du, daß sie uns belogen hat? Oder hat sie uns nur die Wahrheit verschwiegen?«
    »Sie hat uns ganz bewußt einige Lügen aufgetischt, da bin ich mir sicher. Aber im großen und ganzen wird ihre Geschichte stimmen.«
    »Das würde bedeuten, daß es tatsächlich eine Rattenkönigin gibt«, sinnierte Dorian. »Es ist fantastisch, aber es könnte wahr sein. Rekapitulieren wir einmal. Wir wissen, daß die Ratten von Borvedam den Goldenen Drudenfuß bewachen. Die Ratten werden von einem menschlichen Wesen, das sie selbst aufgezogen haben, angeführt. Der Ratten-Jenny. Ergo könnte es sein, daß wir nur über sie an den Goldenen Drudenfuß herankommen. Ratten-Jennys Achillesferse ist ihr Sexualtrieb. Sie lockt junge gutaussehende Männer aus Borvedam durch Fernsuggestion – oder wodurch auch immer – in ihr unterirdisches Reich, vernascht sie und überläßt sie dann ihren Ratten. Das wäre eine Erklärung für die vier Morde der letzten Zeit. Wer weiß, wie viele solcher Greueltaten nie entdeckt wurden. Arline hat uns aber noch einen Hinweis gegeben. Sie hat angedeutet, daß Ratten-Jenny sich tatsächlich in einen Mann aus Borvedam verliebt haben könnte. Und ich glaube auch, wir wissen, wen sie meint.«
    »Du denkst natürlich an Anselm van Riems.«
    »Ist das nicht naheliegend? Van Riems kannte alle vier Opfer. Als Arline ihm vorhielt, daß er seine Verlobte mit einer Jenny – womit die Rattenkönigin gemeint sein könnte – betrüge, bekam er ein schlechtes Gewissen. Vielleicht weiß er noch gar nichts von Jennys Liebe, aber hat eine Ahnung. Warum soll sie ihm noch nicht im Traum erschienen sein? Marvin glaubte ihm jedenfalls nicht, als er dies ableugnete. Und dann der Überfall der Ratten auf Julie Hanegem, van Riems Verlobte – Jenny könnte aus Eifersucht die Ratten auf sie gehetzt haben.«
    »Hör auf damit!« bat Coco. »Mir schwindelt, wenn ich in den Abgrund seelischer Verirrungen hinabblicke, der sich mir bei deinen Schilderungen auftut.«
    »Aber du mußt zugeben, daß es ein abgerundetes Bild ergibt. So könnte es gewesen sein.«
    »Vorausgesetzt, Arline hat in allen diesen Punkten die Wahrheit gesagt«, gab Coco zu bedenken. »Daß sie in irgendeiner Beziehung gelogen hat, steht für mich fest.«
    »Ja, es wäre natürlich gut zu wissen, was Lüge und was Wahrheit war. Aber egal – wir werden Anselm auf jeden Fall beschatten. Vielleicht bringt er uns weiter.«
    »Das wäre doch eine Aufgabe, die ich übernehmen könnte«, meldete sich Donald Chapman.
    »Fühlst du dich denn nach deinem Erlebnis mit den Ratten dazu kräftig genug?« fragte Dorian zweifelnd.
    »Na, wenn ich bei van Riems Nachtwache halte, werde ich mich schon nicht überfordern.«
    »Gut, wenn du meinst. Ich werde dich mit dem Wagen zu van Riems' Haus fahren.«
    Der Wagen hielt an der Ecke der Buiksloterstraat. Der Fahrer öffnete die Beifahrertür, blickte sich prüfend um. Als er sah, daß niemand in der Nähe war, sagte er leise: »Gut, Don, die Luft ist rein. Viel Glück!«
    Chapman sprang aus dem Wagen und verschwand gleich darauf im Schatten eines Baumes. Er winkte dem Dämonenkiller zum Abschied. Dann überprüfte er seine winzige Waffe. Das Magazin war voll. Dennoch ließ es Chapman nicht an Vorsicht mangeln. Er huschte rasch über den Gehsteig zu der Mauer, die das Grundstück abgrenzte. Chapman fürchtete Straßen und Lokale – eigentlich alle Orte, an denen sich viele Menschen aufhielten, noch mehr als die Keller und verborgenen Winkel, in denen das Ungeziefer hauste.
    Der Puppenmann kletterte an der Mauer hoch, die Ritzen und Vorsprünge, die einem normal großen Menschen wahrscheinlich nicht auffielen, geschickt nutzend, erreichte eine Efeuranke, zog sich an ihr hoch und ließ sich auf der anderen Seite der Mauer an einer Efeuranke wieder hinuntergleiten. Einen Meter über dem Boden sprang er und landete auf trockenem Laub.
    Der Garten lag still und verlassen da. Im Haus brannte nur hinter zwei Fenstern im Erdgeschoß Licht, und diese beiden Fenster gehörten zweifellos zu einem Raum.

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