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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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„Gerrie, du willst doch nicht sagen, dass du ihn nicht kennst?“
    Ich ruckte.
    „Aber – das ist unmöglich Du warst mit Vater in unserem Haus.“
    Ich nickte. „Ich weiß, aber ich erinnere mich nicht mehr. Es ist, als hätte ich ihn nie gesehen.“
    Sie sah mich zweifelnd an. „Wir müssen vorsichtig sein. Er sitzt drei Wagen weiter rückwärts.“
    „Wenn er nicht bereits nach mir sucht“, wandte ich ein.
    „So offen wird er es nicht wagen“, meinte Franziska. „Ich glaube vielmehr, dass er an den Stationen aufpasst, ob du aussteigst.“
    „Da wird er nicht viel sehen in der Dunkelheit“, erwiderte ich und erhob mich rasch, weil ich plötzlich ein erbärmliches Kribbeln am ganzen Körper verspürte. „Sicher hat er mich bereits entdeckt und beobachtet uns. Vielleicht nicht er selbst, sondern einer seiner Männer. Aber seit du hier bist, ist niemand außer dem Schaffner an uns vorbeigekommen. Wir hielten auch nirgends. Sie müssen also noch im hinteren Teil des Zuges sein.“
    Sie nickte zustimmend.
    „Bleib hier sitzen!“ fuhr ich fort. „Ich gehe weiter nach vorn, und du beobachtest die Leute, die mir folgen. Ich werde mich in einer Toilette einschließen. Klopf dreimal, aber komm nicht zu früh! Warte, bis die Luft rein ist!“
    Sie nickte blass.
    Ich ging rasch den Wagen entlang und musterte die Fahrgäste misstrauisch. Niemand schien mir zu folgen. Franziska saß mit dem Rücken zu mir. Ich sah nur den Ärmel ihres braunen Mantels. Sie wandte sich einmal um, schien mich aber nicht zu bemerken. Das war gut. Dann konnten auch Geissler und seine Männer mich nicht sehen.
    Ich starrte in den nächsten Wagen. Die Toilettentür war schräg gegenüber. Der Riegel stand auf Frei. Ich konnte mich also rasch zurückziehen, falls es nötig wurde. Es hatte zwar wenig Sinn, sich in der Toilette zu verkriechen, denn früher oder später musste ich ja wieder heraus, aber wenigstens konnte ich verhindern, dass sie mich an einer Station aus dem Zug zerrten. Ich musste irgendwie ungesehen aus dem Zug kommen. Vielleicht konnte ich bei der Ausfahrt aus einem Bahnhof abspringen, bevor die Geschwindigkeit zu groß war. Das würde aber bedeuten, dass ich Franziska im Stich lassen musste. Das war nicht fair, aber wohl kaum zu ändern. Unsere Partnerschaft barg zu viele Gefahren für sie. Zwar glaubte ich nicht, dass Geissler seiner Tochter etwas antun würde, aber wenn ich aus ihrem Leben verschwand, tat ich ihr einen großen Gefallen, auch wenn sie ihn vorerst nicht zu schätzen wusste. Und die Wut über meine Falschheit half ihr vielleicht auch darüber hinweg, dass ich mich in sie verliebt hatte.
    Der Schaffner kam durch. Von ihm erfuhr ich, dass der Zug in etwa fünf Minuten in Gerheim halten würde. Gerheim, wusste ich, lag etwa dreißig Kilometer südlich. Das war zwar noch zu nah an zu Hause, aber ich musste aus dem Zug verschwinden. Wenn ich meine Verfolger erst abgeschüttelt hatte, konnte ich mit dem Nächsten weiterfahren.
    Ein großer Mann mit tief in die Stirn gezogenem Hut betrat Franziskas Abteil. Er sagte etwas zu dem Mädchen, und ich wusste, dass ich einen meiner Verfolger vor mir hatte. Er war offenbar wütend, und es schien ihm nicht zu gefallen, was das Mädchen antwortete, denn er packte sie plötzlich und riss sie hoch. Ich ballte unwillkürlich die Fäuste. Ein Herr von der Sitzreihe gegenüber sprang auf und wollte sich einmischen. Da erschien ein zweiter Kerl in der Tür und schob ihn unsanft auf seinen Sitz zurück.
    Ob einer von ihnen Geissler war? Wahrscheinlich waren es nur seine beiden Helfershelfer.
    Der erste stieß das Mädchen den Gang entlang auf mich zu. Nun wurde es Ernst. Als ich die Tür zum nächsten Wagen aufriss, schob sich eine Frau rasch vor mir in die Toilette. Verdammt!
    Die Zeit war zu kurz für Überlegungen. Ich lief den Gang entlang und hörte gleich darauf Franziskas Aufschrei hinter mir. Als ich die Abteiltür erreicht hatte, warf ich einen Blick zurück. Der Mann hatte Franziska von sich gestoßen und hetzte hinter mir her, seinen Kumpan dicht auf den Fersen.
    Ich riss die Tür auf und stürzte weiter, aber meine Flucht fand ein jähes Ende. Der nächste Wagen war abgesperrt. Einen Augenblick lang dachte ich, die Tür klemmte, dann erst sah ich, dass auch kein Licht brannte.
    Ich sprang zurück – gerade noch rechtzeitig, um die Tür hinter mir zuzuhalten, die der erste der beiden Kerle eben erreichte. Ein paar Sekunden zerrten wir hin und her, während mir der

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