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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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kalte Schweiß ausbrach. Dann bremste der Zug. Das quietschende Geräusch war Musik in meinen Ohren. Vielleicht gab es Polizei auf dem Bahnhof oder irgendjemanden, der mir helfen konnte.
    Die beiden mochten Ähnliches überlegt haben. Der eine hatte plötzlich einen Schlagring an den Fingern.
    Die beiden mochten Ähnliches überlegt haben. Der eine hatte plötzlich einen Schlagring an den Fingern. Seine Faust kam durch das Glas. Instinktiv griff ich nach dem Arm und riss ihn hoch. Ein Aufschrei folgte, als das ausgezackte Glas in seinen Unterarm schnitt.
    Erst als ich den Eindruck hatte, dass der Zug ausrollte, gab ich die kraftlose Hand frei, stieß die Waggontür auf und sprang auf den dunklen Bahnsteig. Ich hatte die Geschwindigkeit unterschätzt. Das Kreischen des Zuges war alles was ich hörte, dann knallte ich mit Schwung gegen ein Hindernis. Es war, als ob mein Körper explodierte. Ein rasender Schmerz durchzuckte meine Hüfte und loderte wie eine Fackel in mir.
    Ich fiel, aber ich spürte nicht mehr den Aufprall.
    Eine schaukelnde Bewegung holte mich ins Bewusstsein zurück. Mir war schlecht. Jemand trug mich. Ich spürte nicht viel. Da war ein Schmerz irgendwo, aber er war bedeutungslos im Vergleich zur Übelkeit.
    „Wir haben’s gleich“, keuchte eine Stimme.
    „Wird auch Zeit“, knurrte eine zweite. „Wenn du mich fragst, wir hätten die Kleine auch umlegen sollen. Sie wird uns verpfeifen.“
    „Sie ist seine Tochter, und sie wird’s Maul halten“, erwiderte der erste. „Wir hätten’s doch tun sollen.“
    „Ohne mich. Dem Alten möchte ich nicht in die Quere kommen. Er hat so eine Art …“
    „Ja, ganz richtig ist der nicht. Wie weit ist es noch? Der Kerl wird verdammt schwer.“
    „Sind beinahe da. Da vorn ist Schilf. Das muss bereits der See sein.“
    „Dann nichts wie ’rein mit ihm und weg von hier!“
    Ich begriff, was die beiden vorhatten – nämlich eine Leiche in den See zu werfen. Und diese Leiche war ich.
    Ich wurde mit jedem Schritt wacher. Meine Gedanken rasten, doch ich war zu schwach, um mich zu bewegen, geschweige denn, es mit meinen beiden Mördern aufzunehmen. Und dann dachte ich, dass ihre Idee gar nicht so schlecht war. Sie würden mich ins Wasser werfen und warten. Und wenn ich nicht wieder hochkam, würden sie fortgehen. Es war dunkel. Vielleicht konnte ich die Nase irgendwo zwischen den Schilfhalmen über Wasser kriegen, ohne dass sie es merkten. Wenn nur diese Kraftlosigkeit nicht unter Wasser anhielt. Vielleicht würde das kalte Wasser…
    Ich wurde mit jedem Schritt wacher. Meine Gedanken rasten, doch ich war zu schwach, um mich zu bewegen, geschweige denn, es mit meinen beiden Mördern aufzunehmen. Und dann dachte ich, dass ihre Idee gar nicht so schlecht war. Sie würden mich ins Wasser werfen und warten. Und wenn ich nicht wieder hochkam, würden sie fortgehen. Es war dunkel. Vielleicht konnte ich die Nase irgendwo zwischen den Schilfhalmen über Wasser
    kriegen, ohne dass sie es merkten. Wenn nur diese Kraftlosigkeit nicht unter Wasser anhielt. Vielleicht würde das kalte Wasser meinen Geist beleben.
    Diese verdammte Übelkeit! Wenn ich mir je gewünscht hatte, tot zu sein, einfach hinzufallen in den Dreck und zu sterben, dann in diesen Minuten, da sie mit mir auf den See zuwankten. Als ich aus halbgeöffneten Lidern die Seeoberfläche zwischen den Büschen schimmern sah, war mir völlig gleichgültig, was mit mir geschah.
    Dachte ich.
    „Gleich hier“, meinte der eine, und ich war ihm dankbar.
    „Nein“, widersprach der andere. „Hier ist weit und breit kein Stein. Wir brauchen ein paar größere Brocken, damit er auch unten bleibt. Hier lang!“
     „Mist!“ knurrte der an meinen Beinen.
    Steine! Damit ich unten blieb. Ich begann plötzlich wieder am Leben zu hängen. Und wie!
    Sie legten mich ins Gras, und während einer sich nach Steinen umsah, versuchte ich, mich aufzurichten. Vergeblich. Alles fühlte sich an, als wäre es tot. Nur die Angst und die Übelkeit erinnerten mich daran, dass ich noch lebte.
    Ich versuchte es erneut. Tatsächlich hob ich den Kopf ein Stück hoch, doch er kippte wieder zur Seite, und ein unbezwinglicher Brechreiz würgte mich und ließ mich stöhnen.
    „Der lebt noch!“
    Erschrecken war in der Stimme.
    „Mach ihn fertig! Los!“
    „Ja, Doermer, gib mir das Messer!“
    Im nächsten Augenblick stieß etwas zwischen meine Rippen. Drei –, viermal.
    Dann schwand die Übelkeit.
    Erinnerung an Erwachen; an Ersticken; an

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