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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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man bedenkt, wie viele Babys gelegentlich höhere Temperatur haben. Aber Sie verstanden es, der armen Maria einen Strick daraus zu drehen. Sie setzten diesen lächerlichen Zufall, schön in ein Mäntelchen von Hexerei gehüllt, in Umlauf. Die Auswirkung musste selbst einem wenig intelligenten Menschen klar sein, denn halb hielt man das unschuldige Mädchen schon für eine Hexe.“
    „Unsinn!“
    Aber er ließ sich nicht beirren. „Und wie war es mit dem völlig ahnungslosen Schulmeister? Sah irgendjemand in ihm den Grund für die anhaltende Dürre, bevor das allen sicherlich wohlbekannte Fräulein Nettie Bogner aus dem Büro Rainfelders mit der Neuigkeit gestürzt kam, die rein zufällig aus einigen Aufzeichnungen ersichtlich gewesen waren. Rein zufällig oder nicht?“ wandte er sich an mich.
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen“, erwiderte ich.
    „Durch reinen Zufall war ich der erste, der die Sache von Fräulein Bogner erfuhr. Ich glaube, sagte sie, ich glaube, der Schulmeister will uns alle umbringen. Und nach und nach erfuhr man dann, dass er der Sündenbock für die Dürre sein sollte. Angeblich wollte er sich dafür rächen, dass ihm niemand ein Stück Grund am See verkauft hatte. Dieser ruhige, friedliche Mann! Wie perfekt es doch passte, dass in der Schulbibliothek ein paar Bücher über Magie standen. Innerhalb eines Tages schien es keinen mehr im Ort zu geben, der den freundlichen Schulmeister nicht mit hasserfülltem Gesicht über diesen Büchern brüten sah. Da war die Hitze gleich noch mal so heiß. Aber hat sich eigentlich schon einer überlegt, dass die Dürre auch nicht aufhörte, als der arme Schulmeister längst unten im See schwamm und gar nicht mehr über seinen Büchern brüten konnte? Oder eine andere Frage an Sie, Wagner: Ist die Milch weniger bitter geworden, nachdem die Maria tot war?“
    Der Bauer gab keine Antwort.
    „Vielleicht hätte es genügt, das Futter zu untersuchen oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. Aber daran zu denken, darauf kamt ihr gar nicht. Denn hier war einer, der euch mit teuflischem Vergnügen zum Morden anstiftete und aufhetzte. Die Magie, meine Freunde, ist keine Hure die sich jedem anbietet. Nur wenige vermögen sie zu erkennen. Die Magier, die sie für ihre finsteren Zwecke benützen“, erdeutete auf mich, „und die, die sie bekämpfen. Einer meiner Vorfahren war Hexenjäger in Österreich unter der glorreichen Herrschaft Maximilians, der Hexenblut zu schätzen wusste, wenn es floss. Und hinter dem Gesicht dieses Mannes“, er deutete wiederum auf mich, „verbirgt sich der Teufel. Er lebt in ihm durch die Seele, die er in Besitz genommen hat. Er leitet das Denken und Handeln dieses Menschen. Und ihr alle – ganz Forchting –, seid ein Spielzeug des Teufels. Ich sage, er soll gerichtet werden.“
    Einen Augenblick verharrte der gesamte Saal in atemloser Stille. Dann brach ein Tumult los, der keinen Zweifel darüber ließ, dass die Rede Geisslers auf fruchtbaren Boden gefallen war. Ich versuchte, mich verständlich zu machen, aber meine Stimme ging unter im Lärm. Flucht war unmöglich. Ich war eingekeilt. Hände griffen derb nach mir. Ich gab das Rufen auf. Selbst wenn sie mich gehört hätten, hätten sie mir nicht geglaubt. Nun nicht mehr. Ich begann mich zu wehren. Ein paar Männer, darunter Halmann und Heuer, bildeten einen Kreis um mich. Aus ihren finsteren Mienen war leicht zu ersehen, dass es ihnen nicht darum ging, mich zu schützen.
    Jemand begann fachgerecht meine Arme auf den Rücken zu binden. Ein anderer versuchte mich zu knebeln. Ich bekam seine Finger zwischen die Zähne und ließ sie nicht mehr los, bis Halmann und zwei andere auf mich einschlugen und mir schwarz vor den Augen wurde. Bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte ich noch das Schreien des Mannes und ich spürte den Geschmack von Blut und die Nägel seiner zuckenden Finger in meinem Mund.
     

     

Ich wurde wach gerüttelt. Es war der Boden unter mir, der schaukelte. Mein Kopf fühlte sich an, als würde noch immer jemand mit Fäusten auf mich einschlagen.
    Sofort erinnerte ich mich an die letzten Geschehnisse.
    Was hatten sie vor? Es war dunkel um mich. Vermutlich war ich nicht lange ohnmächtig gewesen. Ich lag auf einem Wagen, einem Erntewagen, was ich dem Schnauben der Pferde entnahm. Ich konnte mich nicht rühren. Sie hatten mich festgebunden. Auf einen Knebel hatten sie offenbar verzichtet.
    Ich meinerseits verzichtete auf Geschrei und Hilferufe. Es

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