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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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nicht. Sie, Wagner …“, er deutete in eine der vorderen Reihen, und der mürrische Wagner erhob sich von seinem Stuhl. „Sie haben doch behauptet, die Maria wäre eine Hexe, nicht wahr?“
    „Ja, das stimmt schon. Sie war ja eine.“
    „Und woran haben Sie das erkannt?“
    „An den Kühen. Die Milch war plötzlich bitter. Sie hat sie verflucht.“
    „Aha! Und was haben Sie daraufhin getan?“
    „Ich bin zum Rainfelder gegangen. Der hat immer geholfen.“
    Geissler grinste. „Ja, das hat er. Auf seine Art. Und was hat der weise Herr Rainfelder getan?“
    „Gar nichts. Er hat gesagt, ich müsste mehr Beweise haben. Die habe ich dann gesucht …“
    „… und offenbar auch gefunden“, beendete Geissler den Satz.
    Wagner nickte zustimmend. „Das hatte ja jeder gewusst, dass die Maria ihre Patenkinder verhext hat.“
    „Dass das aber erst seit Ihrem Besuch bei Rainfelder jedermann gewusst hat, ist Ihnen nicht aufgefallen?“
    Wagner schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, worauf Geissler hinauswollte. Ich umso mehr. Es abzustreiten, war zu spät. Lechner würde es bekräftigen.
    „Und ihr? Wer von euch kannte das Gerücht nicht?“
    Keiner meldete sich.
    „Und wie lange wusstet ihr schon davon?“
    Schweigen im Saal.
    „Keiner? Na, wenn das nicht interessant ist!“ Er sah mich triumphierend an.
    Ich hob die Schultern. „Mir ist nicht klar, was das alles zu bedeuten haben soll.“
    „Nichts ist leichter zu erklären als das. Bringt mir Lechner herein!“
    Halmann holte Lechner aus dem Hinterzimmer. Lechner vermied es, mich anzusehen. Er wirkte eingeschüchtert.
    „Leugnen Sie, dass Lechner in Ihren Diensten stand?“ fragte mich Geissler lauernd.
    „Keineswegs“, entgegnete ich. „Was soll diese Frage? Jeder in Forchting weiß, dass ich eine Menge Streitereien schlichtete, auf unlegale Art vielleicht, aber billiger und wirkungsvoller, als es die Behörden vermocht hätten. Man trug seine schmutzige Wäsche eben lieber zu mir als vors Gericht nach Gerheim. Doch die Menschen hier sind nicht sehr gesprächig. Man muss ihnen die Würmer aus der Nase ziehen. Mit den kärglichen Informationen kann man aber kein einsichtiges Urteil fällen. Ich musste mehr über die Parteien wissen. Und diese zusätzlichen Informationen verschaffte mir auf diskrete Weise Lechner, wofür ich ihn nicht schlecht bezahlte.“ Ich erwähnte nichts von Jakob und Nettie, die hinten im Saal saßen und wohl heilfroh waren, dass ich den Mund hielt. Es mochte aber auch sein, dass ihnen die Augen ein wenig aufgingen. Dennoch war ich ziemlich sicher, dass sie nicht reden würden. Sie hatten Angst. Und je schlimmer die Sache für mich stand, umso mehr Angst mussten sie haben, als meine Gehilfen entlarvt zu werden.
    „Aber er sammelte nicht nur Informationen, sondern er gab sie auch weiter, nicht wahr?“
    „Warum nicht? Ich verbot es ihm nicht“, sagte ich. „In kleinen Orten wie diesem herrscht eine gewisse Neugier. Und diese Neugier will gelegentlich befriedigt werden.“
    „Ich möchte klarstellen, dass Lechner auf Ihr ausdrückliches Geheiß Informationen an bestimmte Personen weitergab.“
    „Und?“ fragte ich mit einer gut gelungenen Miene der Verständnislosigkeit. „Wollen Sie abstreiten, dass die richtige Information manchem Streit den Wind aus den Segeln nehmen kann?“
    Er nickte. „Das ist die eine Seite. Die Kehrseite würde man definieren: Öl aufs Feuer gießen.“
    „Wenn Sie damit andeuten wollen, dass so ein Vorgehen natürlich auch ein gewisses Risiko birgt, dann muss ich Ihnen recht geben, aber …“
    „Risiko nennen Sie das? Dann möchte ich den Anwesenden einmal erklären, was sich hinter diesem Wort Risiko verbirgt. Ist es nicht so, dass Ihnen, Herr Wagner, dieser Pseudo-Richter von Forchting gesagt hat, Sie sollten sich nach mehr Beweisen umsehen?“
    Die Menge schien zu begreifen.
    Rasch sagte ich: „Natürlich! Was hätten Sie getan? Ihm erklärt, dass Hexerei Unsinn ist? Das versuchen Sie hier erst mal. Nein, ich musste Zeit gewinnen.“
    „Das ist mir klar“, stimmte Geissler zufrieden zu. „Und Sie nützten die Zeit gut. Lechner sollte soviel wie möglich über Maria Kronacher herausfinden, nicht wahr?“
    Ich stritt es nicht ab.
    „Das gelang ihm glänzend. Und Sie fanden einen Zusammenhang, der noch nicht einmal den Müttern dieser drei Patenkinder aufgefallen war: dass nämlich alle drei Babys kurz nach der Taufe von einem Fieber befallen worden waren. Gar kein so großer Zufall, wenn

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