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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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Bandenverbrechen. Die neun Jahre, die er alles in allem im Zuchthaus zugebracht hatte, hatten ihn höchstens noch brutaler gemacht. Er war auf eine Art Philosophie gekommen, deren Quintessenz in dem Satz bestand: Schlag jeden nieder, der dich schief ansieht, und sie werden dich achten. Er glaubte allen Ernstes, wenn er sich nach diesem Motto verhielte, würde er ein reicher und geachteter Mann werden. Statt bei den Sportstunden im Zuchthaus seine Muskeln zu stählen, hätte er lieber etwas für das Wachstum seines Gehirns tun sollen.
    An diesem Nachmittag schien sich Bloose besonders wohl zu fühlen. Er schob jedem der anderen vier Gangster eine Zigarre hin, was bei ihm etwa einer Ordensverleihung gleichkam.
    »Es gibt Arbeit, Jungs«, sagte er leise, damit man sie nicht an den Nebentischen verstehen konnte. »Bill, du bist als erster an der Reihe!«
    Er meinte Bill Mockin, den 34jährigen Gewaltverbrecher mit dem vierkantigen Kopf und dem stupiden Gesichtsausdruck eines betäubten Gorillas. Mockin sah interessiert von seinem Schnaps auf.
    »Ja, Boss?«, fragte er leise.
    »Du wirst rauf zum Pier 92 fahren, am Hudson, versteht sich. Da liegt eine Jacht vor Anker, Blue Bird heißt der Kahn. Verlange den Kapitän zu sprechen?«
    »Und wenn er nicht an Bord ist?«
    »Dann sollen ihn die Matrosen suchen. Du übergibst dem Kapitän oder seinem Stellvertreter diesen Brief. Der Kahn muss heute noch auslaufen. Du bleibst in der Nähe und beobachtest die Jacht so lange, bis sie ausgelaufen ist. Klar?«
    »Klar, Boss. Sobald der Kahn ausläuft, kriegst du Bescheid.«
    »Okay. Schwirr ab, Bill!«
    Als nächster kam Joke Forster an die Reihe. Er hatte bisher erst drei Jahre im Zuchthaus zugebracht, aber er stand bereits mit einem Bein wieder in der Zelle, denn Forster wurde zu dieser Zeit bereits von der Stadtpolizei wegen eines Einbruchs in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung gesucht, weil er so dumm gewesen war, einen Fingerabdruck am Tatort zurückzulassen, aber das wusste Forster selbst nicht. Wie jeder richtige Gangster bildete er sich natürlich ein, dass er ein unheimlich schlauer Kerl und die Polizei eine Ansammlung von Hilfsschülern sei.
    Auch Joke Forster bekam einen Brief und den Auftrag, damit eine Jacht, die an einem East-River-Pier festgemacht hatte, zum Auslaufen zu bringen. Aber er bekam noch einen anderen Auftrag, und der hörte sich schon weitaus gefährlicher an.
    »In der Park Avenue«, raunte Charly Bloose über den Tisch, »gibt es einen Zahnarzt,, einen gewissen Calosier. Du findest die Adresse in jedem Telefonbuch. Der Mann muss verschwinden.«
    Die Gangster erstarrten. Sie gehörten alle nicht zu den Leuten, denen man eine ernste Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben nachsagen konnte, aber sie wussten doch alle, was ein Mord im Endeffekt bedeutet. Forster traten Schweißperlen auf die Stirn. Er sah sich erschrocken um, aber niemand bekundete Interesse für den Ecktisch, an dem die vier Männer saßen.
    »Das… das mach ich nicht«, stammelte Forster tonlos. »Ich bin doch nicht verrückt!«
    »Du wärst verrückt, wenn du es nicht tätest«, sagte Charly Bloose gelassen. »Es gibt verdammt viel Zaster dafür. Da, wirf mal einen Blick hier rein!«
    Bloose öffnete die mitgebrachte Aktentasche. Stapel von Geldscheinbündeln wurden einen Augenblick sichtbar. Forster geriet noch stärker ins Schwitzen. Über sein fahlgelbes Gesicht zuckten die widersprechendsten Empfindungen.
    »Verdammt«, krächzte er heiser, während in seinen Augen schon die nackte Gier leuchtete, »verdammt, ich sollte es lieber lassen!«
    Blöose grinste. Er wusste, wie man diese Leute anzupacken hatte. Er wusste von jedem Einzelnen, wie er gefügig zu machen war. Bei Forster genügte das Geld. Er hatte noch nie einen so geldgierigen Kerl wie Forster gesehen, und das wollte wirklich etwas heißen.
    »Du wärst ein Trottel, wenn du dir diese Chance durch die Finger gehen ließest«, sagte Bloose leise. »Du kriegst fünfzehntausend dafür! Fünfzehntausend, überleg dir das! So viel Geld hast du zeit deines Lebens noch nicht auf einem Haufen gesehen! Heute Abend schon kann es dir gehören.«
    »Wie soll es denn vor sich gehen?«, stieß Forster rau hervor.
    »Das ist deine Sache! Du wirst dafür bezahlt, zerbrich dir selbst den Kopf, wie du es machen willst. Aber die Hauptsache ist, dass es schnell geht. Der Mann muss bis heute Abend stumm sein. Darauf kommt es an. Wie du es anstellst, bleibt dir überlassen.«
    Joke Forster

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