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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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höchstens den Helden spielen, aber dabei liegen Heldentum und Selbstmord verdammt nahe beieinander.
    Ich ging langsam und rückwärts von der Tür weg in den Vorraum hinein. Sie kamen mir ebenso langsam nach.
    »Was wollt ihr?«, fragte ich.
    »Dich besuchen, G-man!«, sagte der mit der Pistole. Später erfuhr ich, dass er Charly Bloose hieß.
    Ich blieb meiner Rolle noch treu und sagte kühl: »Das muss eine Verwechslung sein. Ich bin kein G-man.«
    »Natürlich nicht«, nickte Bloose. »Mach die Tür zu, Pall!«
    Einer von den beiden anderen tat es. Er drehte sogar den Schlüssel um. Ich hatte Gelegenheit, mir ihre Gesichter anzusehen. Bloose war ruhig, aber die beiden anderen wirkten ein wenig nervös. Man sah es an der fahrigen Art, wie sie sich bewegten.
    »Sie irren sich wirklich«, erklärte ich steif. »Mein Name ist Crockett, ich bin erst vor einigen Tagen in New York angekommen, und zwar aus London. Ich bin Engländer.«
    »Und ich bin ein Eskimo«, sagte Bloose. »Mach uns nichts vor, G-man! Leute, die es besser wissen müssen, haben mir gesagt, dass du ein G-man bist. Du warst bei einem gewissen Zahnarzt und hinterher bist du zum FBI gefahren. Mit einem Taxi. Ich kann dir auch noch die Nummer des Wagens sagen.«
    Ich spürte, wie sich meine Kopfhaut zusammenzog. Wenn sie mich beobachtet hatten, war es sinnlos, weiter den Engländer zu spielen. Ich hätte diese Version vielleicht noch aufrechterhalten können, wenn ich nicht unmittelbar nach meinem Besuch bei Calosier zum FBI gefahren wäre. Irgendeinen Vorwand für den Besuch beim FBI hätte man dann schnell genug erfinden können. Aber so lag der Zusammenhang viel zu deutlich auf der Hand. Erst Calosier, dann FBI. Vom Giftmischer zu den Giftexperten. Eine klare Linie.
    Bloose spürte wohl, dass mir allmählich der Ernst meiner Lage aufging, denn er grinste hämisch.
    »Das kommt davon, G-man, wenn man sich immer für so fürchterlich schlau und die anderen immer für dämlich hält!«, spottete er. »Sie werden jetzt mit uns kommen, damit wir Sie irgendwohin bringen können.«
    »Ich glaube kaum, dass ich das tun werde!«, brummte ich.
    Dabei überlegte ich fieberhaft. Wenn sie mich ermorden wollten, würden sie es kaum hier im Hotel tun können. Eine Kugel machte zu viel Krach und würde augenblicklich ein Heer von Bediensteten und wahrscheinlich auch von Hotelgästen auf den Plan rufen, einschließlich der Hoteldetektive. Wenn sie aber nicht die Pistole nahmen, würden sie es trotz ihrer Überzahl nicht einfach haben.
    Das wussten Gangster, und sicher wussten es auch die Burschen, die vor mir standen. Außerdem waren sie ja beim Betreten des Hotels gesehen worden. Wenn sie mich hier umlegten, stand ein paar Stunden später bereits ihre Beschreibung in den nächsten Ausgaben der Zeitungen, und abends würde ihr Bild spätestens gegen Mitternacht von allen Fernsehsendern ausgestrahlt werden. Jeder Mann aus der Unterwelt weiß, wie gnadenlos das FBI die Mörder eines G-man jagt.
    Also würden sie es im Haus wahrscheinlich nicht riskieren. Sie mussten mich erst aus dem Hotel heraushaben. Und gerade deshalb musste ich versuchen, meine Stellung hier zu halten. Irgendwann würde schon etwas passieren, was die Gangster dann vertreiben konnte.
    »Ich werde mein Apartment nicht verlassen«, wiederholte ich entschlossen. »Ich gebe Ihnen den Rat, sofort zu verschwinden.«
    »Halt’s Maul!«, knurrte Bloose. »Heb lieber die Hände dafür ein bisschen höher, sonst könnte mein Finger am Drücker nervös werden! Das würde deinem Bauch bestimmt nicht bekommen! Los, hoch mit deinen Armen!«
    Ich tat ihm den Gefallen. Bloose sagte, ohne mich aus den Augen zu lassen: »Pall, tritt hinter ihn! Durchsuch ihn nach Waffen!«
    Die Mühe kann er sich sparen, dachte ich. Meine Dienstpistole ist zwischen den Oberhemden versteckt. Sie trägt ja den FBI-Prägestempel, und weil ich nicht wollte, dass im Klub zufällig jemand entdecken sollte, dass ich eine Pistole bei mir hatte, war es mir besser erschienen, die Waffe abzuschnallen. Ich hatte so ziemlich mit allem Möglichen gerechnet bei den Millionären, aber nicht damit, dass mir richtige Gangster über den Weg stolpern würden. Auch ein G-man kann sich schließlich mal irren.
    Ich irrte mich in dieser Geschichte reichlich häufig. Mein zweiter Irrtum bestand zum Beispiel darin, dass ich wirklich glaubte, einer der Gangster wollte mich von hinten nach Waffen abklopfen. Der Kerl dachte gar nicht daran. Vielmehr zog er mir

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