0240 - Vampir-Kosmetik
den Jane Collins niedergeschrieben hatte.
War die Wohnungsbesitzerin ein Vampir? Und wer hatte diese Zimmer vor mir durchsucht? Der Hausmeister erzählte von zwei Männern, die ihn bestochen hatten. Wer waren die Typen?
Ich überlegte nicht mehr lange weiter, sondern durchsuchte den Raum ebenfalls.
Es war natürlich vermessen, von mir zu glauben, daß ich in einem Zimmer, das schon durchsucht worden war, noch etwas finden würde, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Vielleicht ein kleiner Hinweis, den meine Vorgänger übersehen hatten.
Den Schrank hatten sie auch nicht in Ruhe gelassen. Eigentlich war es mehr ein Regal, in das auch Schubladen eingebaut worden waren. Zum Teil kanteten sie noch fest, andere wiederum waren einfach herausgerissen und zu Boden geworfen worden.
Servietten, Kerzen, Tischtücher, Bestecke – alles bildete ein Wirrwarr auf dem Teppich. Das Licht wollte ich nicht einschalten. Man hätte es von der Straße her sehen können.
Tabletten, Pillenfläschchen, Kosmetika…
Moment mal!
Auf einmal machte es »Klick« in meinem Kopf. Bei dem Anblick der Tabletten hatte ich mich an etwas erinnert. Ich beugte mich vor, ging sogar auf die Knie und nahm die kleine Schachtel an mich. Sie kam mir verdammt bekannt vor.
Plötzlich konnte ich nicht vermeiden, daß meine Hände anfingen zu zittern. Die Schachtel war zwar geschlossen, aber ich zog den Deckel auf, um Gewißheit zu bekommen.
Die bekam ich in der Tat.
In der Schachtel befanden sich, keimfrei unter durchsichtigem Kunststoff verpackt, zwei rote Pillen.
Vampirpillen!
***
Plötzlich war wieder alles lebendig. Wie ein Untoter aus seinem Grab stiegen die Ereignisse der Vergangenheit vor meinem geistigen Auge auf.
Was hatten uns diese verfluchten Vampirpillen schon für einen Ärger bereitet! Zuerst auf der Schönheitsfarm nahe Paris, da waren sie hergestellt worden, und Lady X hatte sich letztendlich dafür verantwortlich gezeigt. Die Schönheitsfarm war abgebrannt, die Pillen jedoch waren irgendwie nach London gelangt, in die Hände eines verbrecherischen Arztes geraten, und der hatte sie tatsächlich an seine Patienten weitergegeben. Natürlich auf Befehl der Scott hin. Wir hatten das Vampirnest schließlich ausräuchern können, aber ich hatte damals schon gewußt, daß sich noch Pillen im Umlauf befanden. [3]
Zwei nur. Aber welch ein Grauen konnten sie auslösen! Wer die Pillen schluckte, der war verloren, denn er wurde selbst zu einem Blutsauger. Künstliche Vampire konnte man damit herstellen. Und dieser Blutsauger ging natürlich auf die Suche.
Nun sah ich sie wieder.
Er brauchte den Lebenssaft der Menschen, so konnte eine Kette beginnen, die kaum ein Ende nahm.
Ich wischte mir über die Stirn, denn dort lag plötzlich der Schweiß. Himmel, damit hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet, gerade diese gefährlichen Pillen hier zu finden.
Ich mußte Jane Collins trotz allem dankbar sein, daß sie mich doch noch auf diese brandheiße Spur geführt hatte. Wobei ich hoffte, daß sie heiß war, schließlich war zwischen Janes Umkehr und dem heutigen Tag einige Zeit vergangen.
Bei mir bestand kein Zweifel mehr. May Fuller war die Besitzerin der Vampirpillen, und sie mußte auch schon zu den Blutsaugern gehören. Des Nachts und am Abend sollte sie hin und wieder in die Wohnung zurückkehren. Fragte sich nur, wo sie sich am Tage so herumtrieb? Das bereitete mir Sorgen.
Geisterte sie dort als Vampir durch die Gegend, schlich sie durch London?
Es war leider so, daß diejenigen, die von den Vampirpillen infiziert worden waren, zu den modernen Blutsaugern gehörten. Im Klartext hieß dies: Sie konnten sich auch bei Tageslicht bewegen. Ihnen machten die Strahlen der Sonne nichts aus.
Ich fühlte, wie sich meine Nackenhaut zusammenzog. Je mehr ich darüber nachdachte, um so größer sah ich die Gefahren auf eine Stadt wie London zukommen. Was hatte hier alles im Verborgenen blühen können, wovon wir nichts ahnten?
War inzwischen wieder ein neues Vampirnest entstanden? Ich dachte an Lady X. Sie hatte sich in den letzten Tagen in Frankreich herumgetrieben. Bei unserem Kampf gegen Izzi hatte sie zugeschaut und auch eingreifen wollen. Ich erinnerte mich daran, wie sie mir eine MPi-Salve entgegengeschickt hatte. Zum Glück war der Eiserne Engel gekommen und hatte mich gerettet. Da Lady X sich nicht persönlich um die Sache kümmerte, mußte sie hier in London vielleicht jemand gefunden haben, der für sie die Fäden
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