0240 - Vampir-Kosmetik
schnellte wieder vor und stand schon auf den Füßen.
Da schaute sie auf mein Kreuz.
So schnell wie sie war ich nämlich schon lange, war auch nicht faul gewesen und hatte mir die Kette, an der das Kruzifix hing, über den Kopf gestreift.
Nun hielt ich es in der Hand!
Sie schaute es an. Innerhalb einer Sekunde veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Gleichzeitig hob sie die Arme, spreizte die Hände und streckte sie abwehrend vor.
Panik zeichnete ihre Züge. Weit waren die Augen aufgerissen, das Entsetzen leuchtete in den Pupillen. Vor diesem Kreuz hatte sie eine panische Angst.
Sie war im Bett aufgestanden, um sich auf mich zu stürzen. Als sie nun das Kreuz sah, zog sie sich wieder zurück, berührte mit den Kniekehlen die Kante und fiel nach hinten.
Zwei Schritte benötigte ich, um sie zu erreichen. Das Kreuz hielt ich weiterhin in meiner vorgestreckten Hand. Ich warf noch einen Blick in den Sarg und sah, daß er nicht einmal gepolstert war. May Fuller hatte sich einfach so hineingelegt.
Dann stand ich vor ihr.
Sie schluchzte und fauchte in einem. Ruhig konnte sie nicht liegenbleiben. Andauernd warf sie den Kopf von einer Seite zur anderen, schleuderte ihn hin und her, auf ihren Zügen stand das kalte Entsetzen, der Mund zuckte, und von den Lippen tropfte Speichel oder Schaum.
Sie bot ein widerliches Bild. Die Arme lagen flach zu beiden Seiten des Körpers, wobei die Hände in die Bettdecke verkrallt waren.
Angst diktierte ihre Handlungen.
Angst vor dem Kreuz!
Ich stand direkt am Bett. Die Beine hatte May Fuller angezogen, sie behinderten mich nicht. Mein Oberkörper war leicht vorgebeugt, er bildete eine Schräge, und ich schaute mit ernstem Blick auf den weiblichen Blutsauger nieder.
Da ihr Mund offenstand, konnte ich auch die beiden Vampirzähne sehen. Wieder einmal entdeckte ich den Unterschied zwischen einem normalen und einem künstlichen Vampir.
Die Zähne des normalen Vampirs waren wesentlich länger als die des künstlichen.
May Fuller zeigte mir ihre kurzen Hauer, ausgereift schienen mir die Pillen doch nicht zu sein. Es spielte auch keine Rolle. Für mich allein zählte, daß sie die Menschen veränderte und den Blutdurst-Keim in ihnen säten.
Etwa eine Minute verging, in der sich das Wesen vor mir wie toll gebärdete. Es wimmerte, fluchte, schrie, bettelte und zog die Beine an, so daß sie schließlich gekrümmt wie ein Fragezeichen vor mir auf dem Bett lag.
Ich ließ sie, denn ich hatte Zeit. Überstürzen wollte ich nichts. Irgendwann würde sie sich wieder beruhigen, obwohl die Angst sicherlich blieb.
Und so wartete ich ab.
Tatsächlich beruhigte sie sich. Ihr Gefühlsausbruch blieb nicht so laut, sie wimmerte schließlich nur noch und riskierte sogar einen Blick durch ihre vor dem Gesicht gespreizten Finger.
»Kannst du mich hören?« fragte ich.
»Ja!« keuchte sie. »Ich höre und sehe dich. Aber nimm es weg. Nimm dieses Kreuz weg!«
»Nein, es bleibt!«
Sie heulte auf. »Was willst du damit? Ich kann es nicht sehen, es bereitet mir Schmerzen!«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich kalt. »Aber die Schmerzen werden wohl kaum so stark sein, als daß du mir nicht einige Fragen beantworten könntest.«
»Nein, ich…«
Langsam ließ ich die Hand sinken, und das Kreuz näherte sich ihrem Gesicht.
»Was willst du wissen?« schrie sie.
»Schon besser«, erwiderte ich kalt, zog den Arm ein wenig zurück und fragte sie nach ihrem Namen.
»May Fuller!«
»Du wohnst also hier?«
»Ja.«
»Und du bist zu einem Vampir geworden, weil du die Pillen genommen hast?«
»Warum fragst du denn, wenn du alles schon weißt?« giftete sie, wobei ihr Körper zuckte.
»Weil ich mehr wissen will. Ich möchte zum Beispiel erfahren, wer dir die Pillen gegeben hat und wann dies geschehen ist?«
» Sie hat sie mir gegeben!«
»Lady X?«
»Nein, Bella. Bella Benson. Wir sollen sie nehmen, und unser Leben würde sich ändern.«
Das hatte sich geändert, in der Tat. Aus einem Menschen war ein Vampir geworden, durch diese verdammten künstlichen Pillen, von denen es sicherlich noch einige gab. »Ist Bella Benson auch ein Vampir?« wollte ich wissen. »Trinkt sie ebenfalls Blut?«
»Sie auch!«
Zwei hatte ich schon. »Wer noch alles?«
»Die, die…« Sie drehte sich auf die Seite und wollte nicht so recht mit der Sprache heraus. Die Hände nahm sie dabei von ihrem Gesicht weg. Da sie auf der linken Seite lag, besaß sie auch einen feinen Blick auf die Tür.
Ich sah, wie sich
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