0240 - Vampir-Kosmetik
zog. Und da brauchte sie eigentlich nicht lange zu suchen. Es gab einen Mann, auf den die Unterwelt meiner Heimatstadt hörte.
Logan Costello!
Ja, über ihn konnte es laufen. Er war auch abgebrüht genug. Ihm machte es nichts, wenn Menschen zu Vampiren wurden. Er paktierte selbst mit den Mächten der Finsternis. Zuerst hatte er Solo Morasso sklavisch gehorcht, nun stand er auf der Seite von Lady X.
Mir fiel ein, daß ich mit der Durchsuchung der Wohnung noch nicht am Ende war. Da fehlte ein Zimmer.
Den Wohnraum weiterhin zu durchsuchen, hatte keinen Zweck.
Ich besaß genau das, was ich hatte finden wollen und ging wieder in die Diele. Die Tür lag nur ein paar Schritte entfernt.
Abgeschlossen war sie nicht, aber im dahinterliegenden Zimmer nistete ebenfalls die Dunkelheit. Nur wenig graues Licht fiel durch die Spalten des heruntergezogenen Rollos. Gerade soviel, um Umrisse zu erkennen.
Mein Blick war nach links geglitten. Dort sah ich einen hohen Schrank. Ihm gegenüber, rechts von mir also, stand ein Bett von französischer Machart. Aber zwischen beiden sah ich die Konturen eines kantigen Gegenstandes, den ich nicht genau erkennen konnte.
Meine Hand tastete zum Lichtschalter.
Die Lampe wurde zwar heller, doch es war ein Licht, das man als trübe oder schummrig bezeichnen konnte.
Trotzdem reichte es mir. Ich konnte den zwischen Schrank und Bett stehenden Gegenstand identifizieren.
Es war ein Sarg!
***
Ich zuckte nicht einmal zusammen, weil ich nicht so überrascht war, denn das Spiel kannte ich.
Schon beim letzten Fall, als es um die Vampirpillen ging, wäre ich fast über einen Sarg gestolpert, den jemand vor der Haustür eines der Opfer abgestellt hatte.
Und hier sah ich wieder einen Sarg.
Es war einer von der billigen Sorte. Er glänzte zwar matt, aber die Griffe waren aus einfachem Metall. Innerhalb des Schlafraumes wirkte er wie ein makabrer Fremdkörper.
Das Bett sah unbenutzt aus. Wenn Vampire die Wahl zwischen Sarg und Bett hatten, dann zogen sie einen Sarg vor. In diesem hier würde May Fuller sicherlich die Zeit verbringen.
Lag sie jetzt auch darin?
Bei diesem Gedanken spannte sich mein Körper. Meine rechte Hand glitt automatisch in die Nähe der Beretta, und vorsichtig trat ich einen Schritt in den Raum hinein.
Der weiche Teppichboden dämpfte meine Schritte. Nichts war zu hören, als ich mich dem Sarg näherte.
Daneben blieb ich stehen.
Ich wollte den Deckel abheben, mußte aus diesem Grunde beide Hände freihaben, streckte die Arme vor und bückte mich.
Da geschah es.
Vielleicht war es Zufall, vielleicht hatte mich die Person, die in dem Sarg lag, auch durch einen Spalt beobachtet. Auf jeden Fall reagierte sie so, daß sie mich überraschte.
Der verdammte Sargdeckel flog mir, wie vom Katapult geschleudert, entgegen, krachte gegen meine Arme und schleuderte mich zurück.
Aus dem Sarg aber schoß eine Gestalt und jagte kreischend auf mich zu…
***
Er fuhr in sein Verderben und war hilflos wie ein Baby!
Clive Brutal zitterte. Auf seinem Gesicht lag ein Schweißfilm, der Blick war stur nach vorn gerichtet, und er starrte auf diese seltsame Frau mit dem Rasiermesser in der Hand.
Sie kam ihm vor wie eine grün angestrahlte Schaufensterpuppe.
Aber Puppen in den Schaufenstern bewegen sich nicht. Das tat aber sie, denn sie spielte mit dem aufgeklappten Messer.
Yard für Yard näherte sich das »Fahrzeug« dieser weiblichen Bestie mit den beiden Vampirzähnen.
Ein Bluthai wartete auf sein Opfer…
Hatten die Hände des bedauernswerten Mannes vorhin noch flach auf den Lehnen gelegen, so waren sie nun zu Fäusten zusammengeballt. Und dicht über ihnen spannten sich die Ringe, die wohl keine Kraft der Welt mehr lösen konnte.
»Komm näher, Freund! Komm näher!« Die Stimme hallte in dem Tunnelgang und erzeugte in den Ohren des Mannes ein schreckliches Echo. Lauernd stand die Frau da, in der rechten Hand das Messer. Ihr Arm war vorgestreckt und leicht angewinkelt, der Mund offen, und die beiden langen Zähne schimmerten fahl und grünlich.
Hinter ihr befand sich eine Wand. Sie war nicht eben, wurde ebenfalls von dem geisterhaften Licht erfaßt, und für Clive Brutal wirkte es so, als würden Schattenspiele über das Mauerwerk zucken.
Nie in seinem Leben hatte er eine Tat so bereut, wie in diesen schrecklichen Augenblicken. Wäre er doch nur nicht auf die Idee gekommen, Bella Cosmetic’s zu besuchen.
Um sich allerdings Vorwürfe zu machen, war es nun zu spät. Er mußte in den
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