0240 - Vampir-Kosmetik
ihre Miene veränderte. Plötzlich riß sie die Augen auf, und der Mund zog sich in die Breite.
Ein Trick?
Nein, so gut konnte sie nicht schauspielern, an der Tür mußte irgend etwas sein.
Auch ich drehte mich um – und sah die beiden Männer, von denen schon der Hausmeister gesprochen hatte!
***
»Eigentlich hast du es doch überhaupt nicht nötig, dich in so eine Behandlung zu begeben«, sagte der Reporter Bill Conolly zu seiner Frau Sheila, als er ihr den Wagenschlag öffnete und sie vor dem Kosmetik-Salon absetzte.
»Wieso denn?«
»Für mich bist du hübsch genug.«
»Ja, für dich. Es gibt aber immer welche, die hübscher sind. Außerdem möchte ich mir die beiden Flecken am Hals nicht selbst ausdrücken. Das mag ich nicht, und man hat mir diesen Salon empfohlen.«
»Ja, die Werbung in den Zeitungen war gut«, gab Bill zu. Dann grinste er. »Hoffentlich erkenne ich dich in zwei Stunden noch wieder, wenn ich dich abhole. Nicht daß da plötzlich ein kichernder Teenager neben mir sitzt. Solche Verjüngungskuren sollen ja manchmal ganz tolle Wirkungen besitzen, wie ich hörte.«
»Keine Angst, ich bleibe normal.« Sheila hauchte ihrem Mann noch einen Kuß auf die Wange und schritt auf den Eingang des Kosmetik-Salons zu. Bill schaute ihr nach.
Sheila hatte das blonde Haar auf die Schultern fließen lassen. Es bedeckte den Kragen ihres grünen Cordkostüms, dessen Rock an den Seiten zwei Schlitze zeigte. Zum Kostüm trug sie Robin-Hood-Stiefel, die jetzt so modern waren, und eine Tasche in der gleichen Farbe hatte sie sich um ihre Schulter gehängt.
Eine flotte Frau, die da in dem Haus verschwand. Bill Conolly nickte anerkennend.
Er selbst hatte keine Lust, so lange bei den Schönheitstypen zu warten, er wollte in ein Lokal gehen, wo man ihn kannte. Es war eine gemütliche Pinte in der berühmten Londoner Zeitungstraße, der Fleet Street, und im Lokal verkehrten nur Leute, die irgend etwas mit der Presse zu tun hatten.
Da Bill seinen Porsche etwas ungünstig geparkt hatte, stieg er schnell ein und rauschte davon.
Den kleinen Johnny, ihren Sohn, hatten sie zu Hause gelassen.
Nadine, die Wölfin, achtete auf ihn. Zusätzlich noch ein Kindermädchen aus der Nachbarschaft.
Sheila aber betrat den Salon.
Sie war schon zweimal hier gewesen, das war jetzt ihr dritter Besuch, und sie wurde mit Namen angesprochen.
»O, Mrs. Conolly. Sie sind sehr pünktlich.«
Sheila lächelte. »Ja, es fiel mir auch schwer. Ist den Janine schon frei?«
»Natürlich, sie wartet.«
Janine war ihre Kosmetikerin. Ob sie wirklich so hieß, wußte Sheila nicht. Einen französischen Akzent in der Sprache hatte sie jedenfalls nicht.
Sheila kannte den Weg. Als sie den Salon betrat, empfing sie wieder die andere Welt. Sie hörte die Musik eines Richard Clayderman, die Mädchen lächelten, und Janine lächelte besonders, als sie ihre Kundin sah.
Das Mädchen war ein quirliges Persönchen, ziemlich klein, mit pechschwarzen Haaren, die sie zu einem Bubikopf geschnitten hatte. Ihre Augen zeigten einen mandelförmigen Schnitt, und die Figur des Mädchens war sehr schlank.
»Ich freue mich, daß sie so pünktlich gekommen sind, Mrs. Conolly. Bitte, Sie kennen ja meine Kabine.«
»Natürlich.«
Sheila folgte der Kleinen. Der Salon war gut besetzt, und alle Kosmetikerinnen hatten zu tun. Sheila sah zwei Frauen, deren Gesichter Gipsmasken glichen. Dafür zeichnete sich eine dicke, weiße Schicht verantwortlich, die auf den Gesichtern lag. Sogenannte Schönheitsmasken. Auch Männer ließen sich behandeln.
Einer von ihnen lachte affektiert auf, als Sheila ihn passierte.
»Liebes Kind«, sagte er zu seiner Kosmetikerin, »sie dürfen mich beim Behandeln meiner Finger doch nicht kitzeln.«
Sheila kannte den Knaben. Er hatte mit Mode zu tun. Wer bei ihm einkaufte, mußte viel Geld haben und einen sehr extravaganten Geschmack. Bills Frau ging rasch an ihm vorbei, sie wollte nicht angesprochen werden, denn sie kannte den Mann.
In dem mit rotem Velour überzogenen Sessel nahm sie Platz. Vor sich an der Wand sah sie einen Kristallspiegel, und neben dem Sessel standen ein Stuhl und ein Tischchen, der Arbeitsplatz ihrer Kosmetikerin.
Janine sagte: »Am Telefon sprachen sie von Flecken, die wir entfernen sollten…«
»Ja, an meinem Hals. Rechte Seite.« Sheila drehte den Kopf so, daß Janine die Stellen sehen konnte.
Janine zog mit den Fingern die Haut straff, schaute sich die kleinen Flecken an und nickte. »Sicher, da müßten wir
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