0240 - Vampir-Kosmetik
machte Anstalten, sich zu erheben, und Janine erschrak.
»Sie werden doch nicht meiner Chefin…«
»Keine Sorge, Kind. Sie lasse ich aus dem Spiel. Und das Bordell interessiert mich auch nicht. Sollen die Herren der Schöpfung ihre Entspannung bekommen. Ich möchte nur mit Bella Benson reden, aber über ein anderes Thema. Könnten Sie Ihre Chefin vielleicht herbitten?«
Janine senkte den Blick. »Ich weiß nicht, aber ich habe wohl schon zuviel gesagt.«
»Überhaupt nicht. Sie lasse ich aus dem Spiel. Bitte, versuchen Sie es!« Sheila deutete auf den grünen Telefonapparat, der ebenfalls auf dem Kosmetiktisch stand.
Janine fühlte sich in der Klemme. Ihr Gesicht war puterrot geworden. Sie griff mit zitternden Fingern zum Hörer, hob ihn an und tippte eine dreistellige Zahl.
Verbindung bekam sie schnell, trug Sheilas Wunsch vor und nickte ein paarmal. Als sie auflegte und der Hörer noch nicht die Gabel berührt hatte, gab sie schon die Antwort. »Sie können zu ihr gehen, Mrs. Conolly. Bella Benson erwartet Sie in ihrem Büro.«
»Danke sehr. Und wo finde ich das?«
»Ich zeige Ihnen den Weg.«
Die beiden Frauen verließen die Nische. Janine erklärte Sheila den Weg.
Bills Gattin bedankte sich mit einem Kopfnicken. Verfolgt wurde sie von Janines ahnungsvollen Blicken. Das Mädchen fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut…
***
Ich blieb nicht mehr in meiner Haltung, sondern fuhr herum, wobei ich das Kreuz weiterhin festhielt und die Männer auch keinen Moment aus den Augen ließ.
Es waren seltsame Gestalten. Obwohl sie wie Menschen aussahen, machten sie den Eindruck von Geschöpfen, die aus einer anderen Welt stammten. Beweise dafür hatte ich nicht, ich fühlte es nur und verließ mich auch darauf.
Die Männer standen auf der Türschwelle. Beide trugen eine graue Kleidung, die schon einen Stich ins Schwarze zeigte. Ihre Gesichter schimmerten etwas gelblich, die Haut spannte sich über den Wangenknochen, und ihre Augen hatten einen seltsamen grünen Farbton angenommen. Bei genauerem Hinsehen allerdings erkannte ich in den Augen auch die schwarzen Flecken, die nie ruhig blieben, sondern hin- und hertanzten.
Hatte ich hier wirklich Menschen vor mir?
Da sie nichts sagten, stellte ich eine Frage: »Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?«
Sie beachteten mich nicht, sondern schauten starr May Fuller an.
Ich erkannte, daß sie ihre Hände zu Fäusten geschlossen hatten, die Haare lagen glatt auf den Köpfen, sie wirkten wie grauer Staub.
Unbeweglich standen sie, und rührten sich auch nicht, als May Fuller sich aufrichtete.
Schließlich hockte sie auf dem Bett. Ihr Blick glitt zwischen den Männern und mir hin und her. Ich wußte nicht, was sie wollte, deshalb ließ ich sie in Ruhe. Wenn sie etwas unternahm, würde ich rasch genug zur Stelle sein.
Über meinen Rücken rann ein Schauer. Vielleicht war es die seltsame Stille, die sich dafür verantwortlich zeigte, aber ich wollte endlich die Situation in den Griff bekommen und trat einen Schritt nach vorn. »Gebt mir eine Antwort!« forderte ich.
Gleichgroß waren die beiden Männer. Der von mir aus gesehen rechte wandte jetzt den Kopf. Ich sah seine Augen direkt auf mich gerichtet und glaubte, die Blicke fast körperlich fühlen zu können.
Mir wurde unbehaglich unter diesen fordernden und gleichzeitig abweisenden Augen. Hart umklammerte ich das Kreuz.
»Halte du dich daraus, Geisterjäger«, antwortete mir der seltsame Mann mit einer singsangartigen Stimme. »Wir sind älter und weiser als du. Wir kennen die Welt, und wir kannten sie schon, als die Menschen noch primitiver waren als heute.«
Atlantis!
Verflixt, diese beiden mußten aus Atlantis stammen. Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht. Wenn es tatsächlich so war, was hatten sie dann mit dem weiblichen Vampir May Fuller im Sinn?
Weshalb besuchten sie diese Frau?
Nun, ein heuriger Hase war ich auch nicht und dachte nicht daran, mich von ihnen provozieren zu lassen. »Was soll euer Auftreten und das Gerede?« fragte ich scharf. »Habt ihr etwas mit Atlantis zu tun? Wenn ja, dann sagt es, vielleicht können wir uns einigen!«
Eine Antwort bekam ich nicht. Wenigstens keine von ihnen. May Fuller drehte plötzlich durch. Sie glaubte, ihre Chance erkannt zu haben, da ich abgelenkt war und mit den beiden Eindringlingen redete.
Wie ein Irrwisch kam sie vom Bett hoch. Sie stieß sich dabei ab, rollte und hechtete über die Kante, wobei sie einen Moment später ihren Körper in
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