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0242 - In zehn Sekunden bist du tot

0242 - In zehn Sekunden bist du tot

Titel: 0242 - In zehn Sekunden bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In zehn Sekunden bist du tot
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als widerliches Kribbeln. Ich schnaufte, aber das Kribbeln blieb. Ich wollte den Kopf wegdrehen, aber ein unheimlich stechender Schmerz stoppte mir die Bewegung. Dafür blieb das Kribbeln.
    Ich nieste. Es war wie eine Explosion in meinem Kopf. Ich brüllte einmal kurz und kräftig. Wenn man einen solchen Brummschädel hat, sollten einen andere Leute um Himmels willen nicht zum Niesen bringen. Ich dachte, mein Schädel wollte bersten.
    »Geht es wieder?«, fragte eine weibliche Stimme.
    Sie klang, als ob sie meilenweit entfernt wäre. Ich versuchte, die Augen aufzumachen, konnte aber nichts als ein paar völlig verschwommene Flecken von unterschiedlicher Dunkelheit erkennen. Also schloss ich die Augen wieder und stöhnte ein bisschen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich es vorgezogen hatte, mit geschlossenen Augen reglos liegen zu bleiben. Eine Zeit lang lauschte ich andächtig auf das Brummen der starken Flugzeugmotoren, die sich in meinem Gehirn befinden mussten. Dann hatten sich meine Lebensgeister wieder halbwegs zu löblichem Tun versammelt.
    Du kannst nicht ewig hier liegen bleiben und darauf warten, dass es Weihnachten wird, sagten sie mir. Ich fand ihr Argument durchaus überzeugend, aber als ich die Augen zum zweiten Mal aufschlug, hatte sich am verschwommenen Zustand meiner Umwelt nicht viel geändert. Lediglich war jetzt ein goldener Fleck direkt über meinem Kopf, den ich vorher noch nicht gesehen hatte.
    »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«, fragte eine weibliche Stimme mitten aus diesem goldenen Fleck heraus.
    Etwas für mich tun? Für mich tun? Mein Gehirn musste die Worte erst ein paar Mal hin und her wenden, bevor es ihren Sinn ergründet hatte.
    »Ja«, sagte ich, aber zugleich wunderte ich mich über die Stimme, die es sagte. Sie hörte sich so gar nicht nach meiner Stimme an. »Whisky.«
    Ein flüchtiges Gelächter perlte an mein Ohr.
    »Dass ich daran nicht gleich gedacht habe!«, sagte die weibliche Stimme. »Aber das mit meinem Riechfläschchen war eine gute Idee, nicht wahr?«
    Hastig riss ich meine Hände hoch und deckte sie vor die Nase. Noch ein Niesen hätte ich nicht überlebt.
    Irgendwo klapperten Eiswürfel gegen Glas. Danach gluckerte es. Beide Geräusche waren mir sehr vertraut. Ich beschloss, es zu wagen. Mit zusammengepressten Lippen stemmte ich mich zu einer sitzenden Stellung auf. Als ich gerade saß, wurde alles wieder schwarz vor meinen Augen.
    »Um Gottes willen!«, schrie die weibliche Stimme.
    Ich hörte es wie aus einer Entfernung von hundert Lichtjahren. Mit schnellem Atem blieb ich ein paar Sekunden liegen, bis das wilde Drehen in meinem Kopf aufhörte. Danach öffnete ich die Augen wieder und versuchte es ein zweites Mal. Ich habe meine Erfahrung mit solchen Dingen. Zweimal hintereinander wird es einem selten schwarz vor Augen, wenn man nicht so erschöpft ist, dass man sich überhaupt nicht mehr rühren kann.
    Es ging. Ich kam hoch zu einer sitzenden Stellung, kniff die Augen einmal tüchtig zu und konnte dann zufrieden feststellen, dass sich das Verschwommene auflöste zugunsten klarer Umrisse, die jetzt allmählich vor mir Gestalt annahmen.
    Der goldene Fleck entpuppte sich als der blonde Haarschopf von Bianca. Das Übrige an ihr sah nicht eben hinreißend aus, aber es war leidlich. Bianca Renescu möchte an die dreißig Jahre zählen, aber sie hatte ein paar von den typischen harten Falten, die Mädchen dieser Berufssparte bald kriegen. Das Nachtleben ist eine aufreibende Sache, am meisten für den, der es zu seinem Beruf gemacht hat.
    »Da ist der Whisky«, sagte sie und hielt mir ein Glas mit der köstlichen, goldbraunen Flüssigkeit hin.
    »Danke«, krächzte ich.
    Ich nippte fünf- oder sechsmal langsam hintereinander und ließ das angenehme Brennen genießerisch ausklingen. Die Übelkeit in meinem Magen verschwand ziemlich schnell, auch in meinem Kopf wurde es etwas lichter, aber das stete Brummen ganz hinten würde erfahrungsgemäß noch ein paar Stunden anhalten, wenn ich mich nicht sofort ins Bett legte und meinen kostbaren Kopf pflegte.
    Aber genau dazu hatte ich keine Zeit und vor allem keine Lust. Ich trank den Whisky aus und stellte das leere Glas auf ein Tischchen in der Nähe. Vorsichtig fischte ich mir einen Eiswürfel heraus und berührte damit mehr als behutsam die Beule, die ich mitten auf dem Schädel hatte. Die Kälte tat gut, aber wenn ich nur eine Idee zu fest mit ihr in Berührung kam, hätte ich schreien können.
    »Sie müssen den Schädel eines

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