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0242 - In zehn Sekunden bist du tot

0242 - In zehn Sekunden bist du tot

Titel: 0242 - In zehn Sekunden bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In zehn Sekunden bist du tot
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alleinstehenden Dame! Sie sollten sich was schämen! Sie…«
    »Mädchen, ich dreh dir den Hals um, wenn du jetzt nicht still bist«, sagte ich in meiner Ratlosigkeit.
    Sie verdrehte die Augen und stöhnte.
    »Mädchen!«, wiederholte sie. »Du lieber Gott, Mädchen hat er gesagt! Mädchen! Das habe ich seit mindestens fünfzig Jahren nicht mehr gehört. Kommen Sie doch herein, Sir!«
    Ich war einer Ohnmacht nahe. Sie packte mich an der Hand und zerrte mich hinter sich her in die Wohnung. Der Flur war mit einem Teppich ausgelegt, der ursprünglich bestimmt nicht grau gewesen war, der aber jetzt keine andere Farbe mehr gelten ließ. Es standen einige Möbelstücke herum, die um die Jahrhundertwende große Mode gewesen sein müssen.
    »Schön, nicht?«, sagte die Alte.
    »Hinreißend«, nickte ich.
    »Sie sind eben ein Mensch, der einen guten Geschmack hat«', kreischte die heisere Stimme überzeugt. »Sie haben nicht zufällig eine Flasche Gin bei sich, wie?«
    Das brachte mich auf den rettenden Gedanken. Ich hielt einen zusammengerollten Fünfdollar-Schein hin.
    »Welches Zimmer bewohnt Bianca Renescu?«
    Sie griff nach dem Schein, aber ich zog ihn schnell genug weg.
    »Welches Zimmer?«
    Sie zeigte auf die Tür, vor der wir bereits standen.
    »Danke«, sagte ich und schob ihr den Schein hin. »Aber teilen Sie ihn ein, damit für morgen auch noch was bleibt!«
    Sie schwor mir hoch und heilig, dass sie nie mehr als ein Gläschen auf einmal trinke.
    »Sicher«, sagte ich. »Aus zwei Gläsern kann man auch kaum auf einmal trinken.«
    Sie kicherte und schlurfte vergnügt den Flur entlang und zur Wohnungstür hinaus. Wenn der nächste Schnapsladen fünf Meilen entfernt gewesen wäre, hätte es sie vermutlich nicht gestört.
    Ich klopfte gegen die Tür, die die Alte mir gezeigt hatte. Einen Augenblick blieb alles still. Dann rief eine weibliche Stimme: »Herein!«
    Wenn jemand »Herein« sagt, macht man gewöhnlich die Tür auf, vor der man steht, und geht hinein. Ich tat es. Sehr zu meinem Leidwesen, die Tür ging nämlich nach innen auf, und als ich über der Schwelle war und die Tür hinter mir zudrücken wollte, schoss plötzlich eine Gestalt hinter der Tür hervor. Es ging so schnell, dass ich nicht mehr als einen roten Pullover sehen konnte.
    Dann krachte auch schon etwas mörderisch hart auf meinen Kopf. Für einen Sekundenbruchteil hatte ich das Gefühl, als wachse mein Kopf mit Lichtgeschwindigkeit zur Ausdehnung des ganzen Weltalls an, dann wurden aus den gelben Sternen vor meinen Augen violette Nebelschwaden, die rasch dunkler wurden, und schließlich war nichts weiter als eine unbeschreibliche Schwärze, in die ich mit zunehmender Geschwindigkeit hineinstürzte.
    ***
    Phil fuhr mit einem neutralen Dienstwagen am Hudson entlang nach Norden in die Gegend, wo die Familie Loan-Poorton ihre Millionärsvilla stehen hatte.
    »Die nächste Querstraße ist es«, sagte Miss Velmer.
    »Okay«, nickte Phil, betätigte den Blinker und bog in die Kurve.
    Das Mädchen lehnte sich plötzlich weit vor und starrte angestrengt zur Windschutzscheibe hinaus.
    »Was ist los?«, fragte Phil.
    »Er ist wieder da!«, sagte das Mädchen tonlos.
    »Wer?«
    »Der Gangster!«
    »Der heute früh schon einmal da war?«
    »Ja!«
    »Woran erkennen Sie das?«
    »Sein Wagen steht doch da vorn!«
    Sie zeigte auf einen uralten Chevrolet, der am Straßenrand parkte. Phil nahm den Fuß von der Bremse und ließ seinen Wagen weiterrollen.
    »Das ist der Wagen, mit dem der Mann heute früh kam?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Ja, wenn ich es doch sage!«, brummte das Mädchen ungeduldig. »Warum fahren Sie denn vorbei?«
    »Ich will keinen Verdacht erregen. Wenn es wirklich ein Gangster ist, braucht er nicht zu wissen, dass wir kommen. Sind Sie mit dem Wagen ganz sicher? Kann es nicht nur ein ähnliches Modell gewesen sein?«
    »Hören Sie mal!«, sagte das Mädchen. »Halten Sie mich für eine dumme Pute? Das ist ein Chevrolet, Baujahr 57. Oder?«
    »Eins zu Null für Sie«, lachte Phil. »Kann man nicht von hinten an das Haus herankommen? Ich würde gern unbemerkt einen Blick durch ein Fenster werfen, um etwas von diesem mysteriösen Besucher sehen zu können.«
    »Das geht. Fahren Sie um den Block. An der Parallelstraße gibt es eine Hecke. Gleich dahinter liegt der Garten. Da sind Büsche und Sträucher genug, dass Sie sich an das Haus heranschleichen können. Wenn Sie durch die Hecke kommen.«
    »Entweder durch oder drüber«, meinte Phil.

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