0242 - Shengs Racheschwur
besser: gemeinsam mit Zamorra. Er hat weitaus mehr Möglichkeiten als wir, und er besitzt eine gewaltige Bibliothek und ein Archiv. Wenn es eine Spur gibt, die zu Sheng führt, dann finden wir sie da.«
»Zamorra«, brummte er. »Der ist doch in Frankreich, nicht wahr? Ein ziemlicher Weg, so auf die Schnelle.«
Teri sprang auf und griff nach seiner Hand. »Komm, wir sind sofort da«, sagte sie.
»Warte«, brüllte Ted ahnungsvoll. »Laß mich wenigstens erst ankleiden und frühstücken, verflixt!«
»Frühstücken können wir bei Zamorra. Der hat immer einen hervorragenden Rotwein im Keller«, verriet Teri. »Aber du hast recht, du solltest dich wirklich landfein machen.«
Sie ließ ihn los und verschwand in Richtung Küche. Als sie zurückkam, hatte Ted sich frisch gemacht und in Räuberzivil geworfen. Kopfschüttelnd sah er das Mädchen in Sandalen und einer Art Tangahöschen aus fluoreszierenden Metallplättchen an. Dann entsann er sich, daß Teri wohl direkt aus Merlins Burg kam und da meist so textilfrei herumlief. Sie hatte ein ganz besonderes Verhältnis zu Sinn oder Unsinn von Kleidung.
»Alles klar«, sagte er und faßte ihre Hand.
Sie machte den entscheidenden Schritt vorwärts und vollzog damit den zeitlosen Sprung, den in dieser Form nur die Druiden vom Silbermond beherrschten.
Die Umgebung wechselte.
Teds Wohnung wich den Räumen von Château Montagne…
***
Als Professor Zamorra die Augen öffnete, sah er ein vertrautes Gesicht über sich gebeugt. Nicole!
Durch das Fenster drang Tageslicht. Vorhin aber war Nacht gewesen…
Mit einem Ruck kam er hoch. »Was ist los?«
»Der dicke Hund ist los«, sagte Nicole und drückte ihn sanft, aber bestimmt in die Kissen zurück. »Erst mal guten Morgen, Chef.«
Er sah an ihr vorbei, ohne zu antworten. Seine Gedanken kreisten. Er versuchte, sich zu erinnern.
Die unvorstellbare Gluthitze im Arbeitszimmer… der Dhyarra-Kristall… sein unglaubliches Glühen… Zamorra warf ihn durch das zerschlagene Fenster - aus! Blackout! Im Moment des Werfens mußte etwas geschehen sein. Von diesem Augenblick an fehlte ihm die Erinnerung.
»Was ist passiert? Ich weiß nicht mehr… seit ich den Wunderstein ’rausschmiß…«
Nicole lächelte und berührte mit dem Zeigefinger seine Nasenspitze.
»Es muß eine Explosion gegeben haben«, sagte sie. »So wenigstens sah es aus. Der Dhyarra-Kristall explodierte. Aber irgendwie ist die Energie fast restlos nach draußen abgeflossen.«
»Wie?« wollte er wissen.
»Der Kältesog«, sagte sie. »Erhitzte Luft dehnt sich aus. Die ganze Ladung wurde durch das Loch im Fenster abgestrahlt und riß den Kristall mit, samt seiner Zerstörungskraft. So zumindest stelle ich es mir vor. Danach herrschte Ruhe im Hühner st all.«
»Aha«, murmelte er. »Und dann?«
»Dann haben Raffael und ich dich aus dem Kampfanzug geschält, unter die Dusche getragen und da eine halbe Stunde stehengelassen. Du lebtest förmlich auf. Du hättest dich sehen müssen, wie ausgetrocknet du warst. Wie eine Mumie. Wir haben dir per Schnabeltasse allerlei Getränke eingeflößt. Dann war noch der Notarzt aus Feurs da… weiß der Himmel, wie. Angeblich hat der Safe Diebstahl-Alarm gegeben, und unser braver Raimond kam sofort heraufgeradelt und brachte den Medizinmann mit, im Glauben, die Safetür hätte dem vermeintlichen Dieb die Hand amputiert.«
»Hm«, machte Zamorra. »Da war aber kein Dieb. Wie kann der verdammte Mechanismus Alarm geben?«
»Vielleicht durch die Hitze«, vermutete Nicole. »Da mag sich etwas verklemmt und verzogen haben.«
»Und jetzt?«
»Jetzt funktioniert alles wieder prächtig«, verriet Nicole. »Ich habe schon wieder aufgeräumt. Raimond will im Laufe des Vormittags noch einmal heraufkommen und ein Protokoll aufnehmen, damit alles seine Richtigkeit hat.«
»Hm«, brummte Zamorra wieder. »Und die kleine Bombe?«
»Ist weg«, sagte sie. »Der Dhyarra muß sich restlos zerstrahlt haben. Ich habe unten im Hof nachgeschaut und alles abgesucht. Aber er ist nicht mehr auffindbar.«
»Warst du so draußen?« fragte er argwöhnisch. Nicole lachte leise und zuckte mit den sanft gerundeten Schultern. Sie trug immer noch nur ihr aufregendes Evakostüm.
»Du hättest dich erkälten können.«
»Die Sonne scheint«, winkte sie ab. »Wie fühlst du dich, großer Meister?«
Er streichelte ihren Arm. »Soll ich es dir beweisen?« flüsterte er.
Sie lachte wieder. »Wir haben ja noch was nachzuholen«, sagte sie. »Von gestern
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