0242 - Shengs Racheschwur
achtete.
Aus halb geschlossenen Augen beobachtete sie.
Sie bekam mit, was der Dämon Zamorra androhte, und sie erkannte, daß Sheng die Macht dazu besaß. Als er das Wort »Auserwählter« aussprach, horchte sie auf. Woher kannte Sheng diesen Begriff? Er mußte einer der Eingeweihten sein. Kein gewöhnlicher Dämon! Aber er gehörte nicht zu jenen, die Teri für eingeweiht hielt.
Vielleicht würde Merlin wissen, wer dieser Sheng war…
Da sah sie etwas.
Der Wahnsinnige, der vorhin zusammen gesunken war! Niemand hatte ihn beachtet, weil er sich still und wie tot verhielt. Jetzt aber schien er einen Anfall zu bekommen. Kreischend sprang er hoch und ging auf allen vieren zähnefletschend auf Sheng los.
Der Dämon starrte ihn verwirrt an. Dann aber handelte er. Ein Blitz fuhr aus seiner Hand und schlug den Angreifer nieder. Der Unglückliche verglühte innerhalb weniger Sekundenbruchteile.
Zamorra stand zu weit entfernt, um die Chance zu nutzen, während der Dämon abgelenkt war.
Teri hatte es einfacher.
Sie hatte ein Ziel.
Und sie fand es. Alle ihre Muskeln schleuderten sie aus ihrer liegenden Position durch die Luft - dorthin, wo der Schocker lag, die nächsterreichbare Waffe. Schon rollte sie herum, als der Dämon aufmerksam wurde, was hinter seinem Rücken geschah. Er drehte sich.
Teri löste die immer noch entsicherte Waffe aus.
Es knackte trocken.
Der fahle Blitz hüllte Sheng ein, umtoste ihn. Aber er brachte ihn nicht zu Fall. Noch einmal schoß die Druidin. Sie verpulverte die gesamte Ladung, die sich in der Elektrowaffe befand. Der Dämon schwankte nur. Er verkraftete die Schocks, wenngleich er auch mit ihnen zu kämpfen hatte!
Dann hob er die Hand, um den Blitz der Vernichtung auf Teri zu schleudern. Die Druidin schloß die Augen. Warum tat Zamorra nichts? Warum starb der Dämon nicht unter den Blitzeinschlägen?
»Yyaaahh!« schrie Sheng Li-Nong.
Zamorras Augen weiteten sich. Auch er wunderte sich, daß der Dämon den Elektroschocks so lange Widerstand entgegensetzen konnte. Es gab nur eine Möglichkeit: der Dhyarra-Kristall!
Oder beide Kristalle! Sie absorbierten den größten Teil der Energien! Aber immerhin registrierte der Professor, daß die Schocks die Reaktionen Shengs zumindest verlangsamten.
Das war seine Chance.
Sheng war zu langsam. Offenbar liefen auch seine Denkprozesse etwas verlangsamt ab. Zamorra erreichte ihn, schmetterte ihm die Handkanten auf die Schultermuskeln und schleuderte ihn zur Seite. Sein - Zamorras -Dhyarra entfiel der kraftlos werdenden Hand des Dämons und flog durch die Luft.
Zamorra sprang hinterher!
Er wußte, daß er so schnell sein mußte wie nie zuvor in seinem Leben. Denn wenngleich der Dämon auch angeschlagen war - er besaß immer noch phänomenale natürliche Kräfte.
Und die wollte er einsetzen.
Zamorra sah die entsetzlichen Augen flammen und den fremden Willen daraus hervorbrechen, der ihn bannen wollte. Aber da hatte er den Kristall in der Hand.
Und er setzte ihn spontan ein, ohne zu überlegen.
Ziehende Kopfschmerzen breiteten sich in ihm aus. Aber er sah nur noch Sheng!
Und er schlug zu.
Sheng schrie.
Der Dämon krümmte sich, kreischte und schlug wie ein Rasender um sich, als Zamorras Magie den Dhyarra-Kristall förmlich aus seiner Stirn heraussprengte. Dann brach Sheng zusammen.
Vorsichtig und wachsam ging Zamorra auf ihn zu.
Aber Sheng begann sich aufzulösen. Er war tot. Er hatte die Trennung von dem Kristall nicht verkraftet.
Somit hatte Teds damaliger Wurf doch noch seinen Zweck erfüllt. Der Tod für den Dämon war nur mit erheblicher Verspätung gekommen.
Im gleichen Moment wich auch der Bann von Nicole. Sie konnte sich wieder bewegen.
Sie sprang auf, sah Zamorra an -und fiel ihm in die Arme.
Selten, fand der Professor, hatten ihre Küsse so gut geschmeckt wie in diesem Moment…
***
Zamorra und Nicole machten einige Tage »Urlaub« und ließen sich von Ted und der Druidin Frankfurt und die Umgebung zeigen. Ein Ausflug in die Wälder und Berge des Spessart… Ruhe, Zufriedenheit, ein wenig Sonnenschein und ein wenig…
Sheng Li-Nong gab es nicht mehr. Ted Ewigk hatte seinen Kristall zurück. Eine Episode war endgültig abgeschlossen worden. Und Zamorra hoffte, daß jene überlebenden Schwarzmagier, die den Verstand verloren hatten, vielleicht noch zu heilen waren. Es mochte lange Zeit dauern, aber vielleicht gelang es, ihren Geist zurückzurufen, der irgendwo in anderen Gefilden schwebte. Zamorra wünschte es ihnen von
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