0242 - Werwolf-Terror in Soho
sie sich letzten Endes doch getäuscht? Jill wünschte es sich selbst, doch einen Moment später, als sie den Kopf ein wenig nach rechts drehte, sah sie etwas anderes.
Lichter!
Verschwommen, verwaschen, doch gefährlich wirkend. Gelblich schimmerten sie innerhalb der grauen Suppe, zwei leuchtende Augen.
Augen in Hüfthöhe? Hatte sich dort jemand geduckt? Kalt strich es Jill über den Rücken, als sie das gefährliche Knurren vernahm, das ihr aus dem Nebel entgegenschwang.
Jill McCormick war wegen dieser Entdeckung so durcheinander, daß sie erst beim zweiten gefährlichen Knurren erkannte, daß vor ihr ein Tier lauern mußte.
Ein Hund!
Vor Tieren hatte sie sich zwar nicht gerade gefürchtet, geliebt hatte sie sie aber auch nicht. Sie stand ihnen neutral gegenüber, doch sie bekam Herzklopfen.
Wer ließ des nachts schon im dicken Nebel einen Hund allein laufen? Oder befand sich sein Herr bei ihm? Dann kam das Tier.
Zuerst bewegten sich nur die Augen, weil der Kopf auch nicht ruhig gehalten wurde, und innerhalb der sich drehenden und wallenden Schleier wuchs eine Gestalt hoch. Die Umrisse zeichneten sich ab. Jill stellte fest, daß sie tatsächlich einen Hund vor sich sah.
Und welch ein Tier!
Es reichte ihr bis zur Hüfte, sah ungemein gefährlich aus, wobei es sich auf lautlosen Pfoten der reglos dastehenden Frau näherte. Eine Chance zur Flucht hatte sie vertan, das wußte Jill. Sie hätte früher weglaufen sollen, nun blieb ihr nur noch eins. Sich reglos hinzustellen und darauf hoffend, daß der Hund nicht angriff.
Sie ging ein wenig zurück und preßte sich gegen die kalte Steinmauer. Wieder wühlte sich die Angst förmlich in ihr hoch, denn der Hund war inzwischen so nahe, daß er sie bereits mit seiner Schnauze berühren konnte.
Jill McCormick vereiste innerlich. Ihre Augen wurden noch größer, sie erinnerten an blasse Kugeln in einem noch blasseren Gesicht, die Angst machte sie steif, denn sie hatte etwas gesehen, was einen Alptraum an Gefühlen in ihr hochspülte, und sie spürte einen kalten, grausamen Horror, der sie regelrecht terrorisierte.
Hinter dem Wolf lösten sich zwei Schatten.
Unheimliche Gestalten, menschengroß, aber keine Menschen im eigentlichen Sinne.
Bei dem linken, da sah sie blondes Haar, ein zwar menschliches Gesicht, doch einen dunklen Körper, wie ihn auch ein mit Fell bedecktes Tier haben konnte.
Der andere war eine Bestie!
Ein Monstrum mit einem Wolfsschädel, größer als sie, und das Maul war weit aufgerissen.
Gefährliche Reißzähne schimmerten ihr entgegen…
Da wußte sie plötzlich, daß sie keine Chance mehr hatte. Diese aus dem Nebel erschienenen Horrorwesen hatten sie eingekreist, eingekesselt und würden sich nicht scheuen, sie in den ewigen Tod zu treiben. Der Hund gehörte dazu.
Aber war es überhaupt ein Hund?
Selten erreichte ein Tier dieser Gattung so eine Größe. Nein, das mußte ein Wolf sein, ein gefährliches Untier, das zu den beiden anderen Gestalten gehörte.
Was wollten sie?
Die Frau begann plötzlich zu sprechen. Jill McCormick wunderte sich, daß sie mit menschlicher Stimme redete. Sie hätte eher ein Fauchen erwartet, und die Worte drangen wie ein Todesurteil an ihre Ohren.
»Nimm sie dir!«
Nicht der Vierbeiner sprang, sondern der andere. Aus den Nebelschleiern wuchtete er seinen Körper vor, breitete die armartigen Pranken aus und gab Jill keine Chance.
Die Frau spürte den Schlag. Mit der rechten Pranke war er geführt worden, und er schleuderte sie herum, so daß sie weg von der Laterne taumelte.
Hilflos war sie…
Dann greifen beide Tatzen zu.
Hart, gnadenlos, Jill spürte sie an den nackten Schultern, das Kleid zerriß, entblößte sie, vor ihr stach das schreckliche Gesicht aus dem Nebel, die Fratze der Bestie mit dem aufgerissenen Maul, das so voller Gier steckte.
Und ihr Hals lag frei.
Zwischen den beiden zugreifenden Armen bewegte die Bestie den Kopf. Sie schleuderte ihn vor. Der heiße Raubtieratem streifte das Gesicht der bedauernswerten Frau, und dann waren die Zähne plötzlich an ihrer Kehle.
Der Biß!
Lupina lächelte und schaute zu. Sie wollte ihren neuen Diener nicht zurückhalten, er sollte seinem Trieb gehorchen und sich damit noch mehr in ihre Hand begeben.
Er ließ sich die Chance nicht entgehen.
Seine Zähne waren tödliche Instrumente, denen ein Mensch nichts entgegenzusetzen hatte. Eine Chance bekam Jill McCormick nicht mehr. Der Werwolf ließ sie nicht los, und seine Bewegungen folgten ihrem
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