0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen
lassen!«
Herr des Himmels, irgendwo im Park lag Phil, von einer Handgranate getroffen, und da sollte ich mich wegen einiger lächerlicher Kratzer behandeln lassen! Ungewollt heftig fuhr ich Norman an: »Nichts da! Zuerst müssen wir uns um Phil kümmern!«
»Um Phil braucht man sich nicht mehr zu kümmern!«, wiederholte jemand ziemlich unverfroren meine eigenen Worte.
Aber die Stimme kam mir sehr bekannt vor. Gleich darauf sprang Phil durch die Büsche. Ich starrte meinen Freund an, als sei er ein Gespenst.
»Mein Gott, Jerry, was ist denn mit dir passiert?«, fragte Phil besorgt.
»Stierkampf mit einem Auto!«, erwiderte ich gelassen.
In diesem Moment rauschte der Wagen der Mordkommission heran und 54 stoppte mit quietschenden Reifen neben uns.
»Der Schlitten kommt wie gerufen!«, meinte Phil. »Er kann gleich dich und den Gangster ins Hospital bringen.«
»Wieso Gangster? Was ist mit ihm?«, fragte ich verwundert.
»Erzähle ich dir nachher. Norman soll dir erst mal in den Wagen helfen!«
Das war auch wirklich nötig. Ich hatte den Eindruck, Schaumgummi in den Beinen und ein Karussell im Schädel zu haben.
Ich spürte nur noch, wie ich auf den Sitz des Autos verfrachtet wurde. Irgendjemand setzte mir eine Flasche an die Lippen. Ich schluckte und schluckte, und schon fühlte ich mich bedeutend besser.
***
Allmählich kehrten meine Lebensgeister zurück. Ich bemerkte, dass hinter mir im Innern des Wagens rumort wurde, ganz so, als würde die Tragbahre eingeladen. Dann schickte Phil die Beamten der Mordkommission in das Büro Chatters und setzte sich neben mich ans Lenkrad.
Wir fuhren ab. Auf dem Weg zum Brooklyn Hospital am Ashland Platz berichtete Phil: »Was eigentlich genau passiert ist, kann ich auch nicht sagen. Als der Gauner auf dich schoss, erkannte ich am Mündungsfeuer seinen Standort. Meine Schüsse auf ihn gingen fehl, und ich rannte hinter ihm her. Im Park nahm er dann mich aufs Korn. Im Laufen erwiderte ich das Feuer. Ohne Wirkung. Aber ich war ihm ein ganzes Stück nähergekommen, da er sich hatte umwenden und das Gewehr in Anschlag bringen müssen. Plötzlich stolperte der Gangster. Ich befürchtete einen hinterhältigen Trick und verdrückte mich zunächst einmal hinter einen Baum. Augenblicke später krachte eine Detonation, und Splitter fetzten durch die Gegend. Gleichzeitig brüllte der Verbrecher auf; seine eigene Teufelei hatte ihn erwischt. Ich nehme an, dass er mich mit einer Handgranate hatte erledigen wollen, nachdem wegen der kurzen Distanz zwischen mir und ihm seine Flinte wertlos geworden war. Beim Scharfmachen der Handgranate mag er für Sekunden nicht auf den Weg geachtet haben. Er stolperte und konnte das Höllending wohl nicht mehr loswerden oder zumindest nicht mehr weit genug wegwerfen. Ich sah mir die Bescherung an. Die Splitter hatten den Kerl übel zugerichtet. Er war bewusstlos, aber noch am Leben. Eine Schlagaderverletzung am rechten Arm habe ich mit seinem Gürtel abgebunden. Dann rannte ich zur Straße, um Hilfe herbeizuholen, und hörte gerade noch, dass du dich um mich kümmern wolltest. Wieso eigentlich?«
»Ich musste doch annehmen, dass die Handgranate dich zerfetzt hatte. Das Ding konnte ja nur von dem Gangster geworfen sein. Übrigens, hast du den Kerl nicht erkannt?«
»Sorry. Den Burschen habe ich vorher bestimmt noch nie gesehen. Er sieht aus wie der Tod persönlich. Solch ein markantes Gesicht vergisst man nie mehr.«
Mittlerweile waren wir vor dem Hospital angekommen. Der Wagen stand noch nicht recht, da lief der eingespielte Mechanismus an. Im Handumdrehen war die Tragbahre aus dem Wagen gezogen, auf einen Rollwagen gelegt und in den Aufzug geschoben.
Da ich noch immer nicht recht auf dem Damm war, fuhr der Aufzug uns vor der Nase weg.
Irgendeiner der Knochenflicker, der zufällig vorbeischwirrte, musterte mich mit vorwurfsvollen Blicken und schleppte mich unbarmherzig in sein Behandlungszimmer. Er setzte einige Heftpflaster und etliche Pinselstriche mit Jod ab. Anschließend wagte der 'ahnungslose Weißkittel, mir eine Woche Bettruhe vorzuschreiben.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Was ich jetzt brauchte, war nicht Bettruhe, sondern eine Spritze von der Art, die Tote aus den Gräbern scheucht.
Der Arzt war klug genug, meinem Wunsch zu entsprechen. Die Spritze tat ihre Wirkung. Binnen weniger Minuten war ich Nieder einigermaßen fit. Von meinem Anzug ließ sich dasselbe leider nicht behaupten. Er war schmutzig und zerrissen. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher