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0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen

0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen

Titel: 0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker kam mit 13 Briefen
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hatte jetzt andere Sorgen, als auf eine gepflegte Erscheinung Wert zu legen.
    Mit dem Aufzug schwebten wir nach oben zum Operationssaal. Durch ein Beobachtungsfenster konnten wir den für einen Laien stets geheimnisvollen oder sogar magischen Ritus der weiß vermummten Medizinmänner betrachten. An dem erheblichen Aufwand an Personal, an blinkenden Apparaten und Instrumenten konnten wir erkennen, dass die Dinge nicht besonders gut standen.
    Diese Befürchtung sollte sogleich bestätigt werden. Ein Arzt trat aus dem Vorraum zu uns und sagte: »Aussichtsloser Fall. Wahrscheinlich stirbt uns der Mann noch auf dem Operationstisch.«
    Ich fasste ihn am Arm: »Doc, hören Sie her, ich muss den Mann unbedingt noch sprechen. Die Aussage des Verletzten wäre von größter Wichtigkeit.«
    »Wir tun, was wir können!«, antwortete der Arzt kurz.
    Und das war dann auch der Fall. Bluttransfusionen, Herzmassage, Sauerstoffbeatmung, alle erdenklichen Methoden wurden angewandt, um den Sterbenden wenigstens für einige Minuten ins Bewusstsein zurückzuholen.
    Aber noch zeitigten die Bemühungen keinen Erfolg. Viertelstunde um Viertelstunde warteten wir vor dem OP.
    ***
    Snyder lag schwer atmend auf seiner Couch. Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er presste die Zähne zusammen und krallte die Finger in die Polster. Kurzum, es ging ihm gar nicht gut. Die Schmerzen in seinem Arm nahmen von Minute zu Minute zu.
    Professor Sullo musste her! Anfangs dachte Snyder daran, den Chirurg wieder wie beim ersten Mal von seinen Komplizen an einen neutralen Treffpunkt abholen zu lassen.
    Aber Mike und Ted blieben über Gebühr lange aus, und die Schmerzen folterten den Gangsterboss immer mehr. Wenn das so weiterging, würde Snyder den Arzt noch telefonisch herbeirufen müssen. Dies wollte dem Ganoven jedoch gar nicht gefallen, denn dabei war es nicht zu umgehen, die Adresse preiszugeben. Snyder war in diesen Dingen äußerst vorsichtig, wie er ja schon zur Genüge bewiesen hatte.
    Aber je unerträglicher die Schmerzen wurden, um so mehr verflüchtigten sich seine Bedenken. Sullo, so redete Snyder sich ein, würde auch die Adresse nicht verraten. Dafür sorgte dessen Angst vor einem Skandal und vor dem damit 56 unweigerlich verbundenen gesellschaftlichen Ruin.
    Ächzend richtete Snyder sich auf, zog das Telefon heran und wählte Sullos Privatnummer. Ausnahmsweise war der Professor noch nicht zu Hause. Daraufhin ließ der Gangster sich mit dem Italian Hospital verbinden.
    ***
    Professor Fiorentino Sullo nahm den Hut vom Haken und wollte gerade das Sprechzimmer verlassen, als das Telefon klingelte.
    »Miss White, nehmen Sie das Gespräch an. Ich bin aber nicht mehr im Haus!«, sagte Sullo zu seiner Sekretärin. Gleichwohl blieb er neugierig in der Tür stehen.
    Miss White flötete in den Hörer: »Nein, tut mir leid, der Herr Professor ist nicht mehr in der Klinik. Soll ich Sie mit einem anderen Arzt verbinden…? Ah, Sie möchten den Professor persönlich sprechen? Also heute Abend ist da gar nichts mehr zu machen, auch wenn Sie ein guter Freund des…«
    Weiter kam Miss White nicht. Mit einem für seine Figur erstaunlichen Sprung war der beleibte Chirurg am Schreibtisch. Er riss der verdutzten Sekretärin den Hörer aus der Hand und herrschte sie an: »Verschwinden Sie!«
    Mit einem spitzen Schrei entfloh Miss White. Sie war an ihrem Chef allerhand Launen gewöhnt; aber so unbeherrscht hatte er sich noch nie gezeigt.
    »Hier Sullo«, meldete sich der Professor, nachdem die Tür hinter der Sekretärin ins Schloss gefallen war. »Wer spricht dort?«
    »Ein guter Freund, Kennwort Süßes Zuckermäuschen! Kommen Sie sofort mit schmerzstillende Medikamenten zu mir. Adresse: 58. Straße West, Nr. 624. Fahren Sie dort in den Hof. Ich erwarte Sie an der Haustür. Hüten Sie sich aber, irgendjemand ihr Ziel anzugeben. Sie wissen ja, ein kleiner Skandal wäre Ihnen nicht förderlich!«
    »Ja ja«, versicherte Sullo. Seine Stimme klang außerordentlich erregt. »Ich komme so schnell wie möglich. Muss nur noch nach einem frisch Operierten schauen.«
    Sullo drückte die Gabel nieder und wählte sogleich eine Nummer, die mit dem Italian Hospital nicht das Geringste zu tun hatte.
    »Killer-Tonio«, flüsterte der Professor so geheimnisvoll-drängend wie ein Verschwörer, »es ist so weit! Ich kenne jetzt endlich den Aufenthalt der Schufte. Komme mit deinen Leuten sofort zum Devitt Clinton Park. Eingang Elfte Avenue! Dort gebe ich die nötigen

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