Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen

0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen

Titel: 0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker kam mit 13 Briefen
Vom Netzwerk:
Anweisungen!«
    Sullo packte seine Arzttasche zusammen und machte sich mit seinem Buick auf den Weg. Zehn Minuten später stand er an dem bezeichneten Treffpunkt und wartete auf Killer-Tonio und dessen Bande, die mit den amerikanischen Gangstern abrechnen sollten. Sullo hatte aber die italienischen Ganoven nicht in erster Linie angeheuert, um die Erpressungen aus der Welt zu schaffen; er hatte seine Landsleute aus der Unterwelt vielmehr deswegen mobilisiert, weil Snyder ihn einen Makkaroni genannt hatte. Dies Schimpfwort hatte Sullo bis aufs Blut gereizt. Und mit ihm die italienischen Gentlemen aus' der Unterwelt. Bei den Ganoven liegt allerdings der Verdacht nahe, dass die von dem Professor in Aussicht gestellten Dollarscheine weit mehr als der verletzte Nationalstolz die Empörung anheizten. Nach einigen Whisky-Runden, die Sullo zur weiteren Erregung der Gemüter spendiert hatte, erklärten sich die Gauner zu jeder Schandtat bereit.
    Sullo hatte hoch keine zehn Minuten am Parkeingang gewartet, als eine gescheckte, geradezu unmögliche Limousine hinter seinen Buick rollte. Aus dem Fahrzeug, das offensichtlich aus Einzelteilen vom Autofriedhof zusammengebastelt worden war, stieg ein kleiner drahtiger Mann aus, dessen geölte Haare im Schein einer nahen Straßenlaterne glänzten. Killer-Tonio legte nämlich größten Wert auf gepflegtes Aussehen, was ihm hinsichtlich seines Spitzmausgesichts, das nicht im Entferntesten an ein klassisches römische Profil erinnerte.
    Der Chirurg steckte seinen Glatzkopf aus dem Wagen und sagte leise: »Tonio, fahre mit deinen Leuten hinter mir her! Während ich zu den Schuften ins Haus gehe, bleibt ihr unsichtbar. Wenn ich meine Behandlung erledigt habe, komme ich zu euch und berichte, wie die Verhältnisse liegen!«
    »Okay!«, brummte Tonio, wobei er sogar dieses eine Wort mit lebhaften Gesten unterstrich. Er begab sich wieder zu seinem selbst gestrickten Wagen zurück. Gleich darauf rauschten die beiden ungleichen Autos hintereinander den Express Highway entlang. Dabei zeigte sich, dass der Schlitten Marke Eigenbau dem nagelneuen Buick an Fahrleistungen in nichts nachstand.
    ***
    Unmittelbar am Express Highway liegen die Hafenanlagen des Hudson River, während von der anderen Seite, also von Osten her, unter anderen die von 3 bis 78 durchnummerierten Straßen rechtwinklig auf ihn stoßen. Diese Straßen werden von der Fünften Avenue in einen östlichen und einen westlichen Abschnitt geteilt. Die 58. Straße West verläuft auf der Höhe des Piers 98.
    Killer-Tonio stellte seine abenteuerliche Mühle in einer Querstraße zwischen der 57. und 58. Straße ab. Sullo fuhr zirka hundert Yards weiter und bog in den von Snyder bezeichneten Hof ein. Die verschmutzten Gebäude glichen einer Reparaturwerkstatt; jedoch waren weit und breit keine reparaturbedürftige Fahrzeuge zu sehen. Augenscheinlich stellte die Werkstatt, die nur einen schwarzen Chevrolet beherbergte, nur die bürgerliche Etikette für Snyders dunkle Geschäfte dar.
    Sullo entdeckte sogleich den »dreckigen Amerikaner«, wie er Snyder bei sich nannte. Der widerwärtige Erpresser lehnte mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Haustür und forderte Sullo durch eine müde Geste auf, mitzukommen.
    Der Professor prägte sich die Räumlichkeiten ins Gedächtnis ein, damit er Killer-Tonio den Weg zu seinem Opfer genau beschreiben konnte. Zu seiner nicht geringen Befriedigung stellte Sullo fest, dass der Erpresser anscheinend allein war. Dies war also der Grund, weshalb er nicht wie beim ersten Mal unter mysteriösen Umständen abgeholt worden war.
    Im Wohnzimmer verarztete Sullo den schmerzgeplagten Gangster mit der gewohnten Geschicklichkeit. Dass er dabei Snyder eine geringe Überdosis Morphium verpasste, war weder ein Kunstfehler noch ein Irrtum, sondern wohlerwogene Absicht. Killer-Tonio sollte möglichst leichtes Spiel mit 58 seinem Opfer haben. Der Versuchung, den Gangster gleich mit Morphium ins Jenseits zu befördern, widerstand der Professor.
    Nachdem Sullo die »Behandlung« beendet hatte, packte er seine Instrumente zusammen und verließ den Gangster, der jetzt wieder auf der Couch lag und vor sich hinzudämmern begann.
    Mit schwerer Zunge drohte Snyder dem Professor erneut einen fürchterlichen Skandal an, falls er nicht schweigen würde. Diese Drohung berührte Sullo schon nicht mehr.
    Eilig begab sich Sullo auf seinen kurzen Beinen zu dem Buick. Er fuhr aus dem Hof und lenkte seinen Wagen in die Seitengasse, wo

Weitere Kostenlose Bücher