Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
liegt. Ich hörte hinterher, daß man sie Hexeninsel genannt hat.« [1]
    »War etwas daran?«
    »Klar. Da muß es schwer rundgegangen sein, wie mir jemand erzählte. Es war auf jeden Fall keine Finte.«
    Der Kommandant legte seinen ausgestreckten Zeigefinger gegen die Stirn. »Ob wir da mal nachforschen?«
    »Du meinst, wir sollen da nachschauen?«
    »Ja.«
    »Wäre nicht schlecht. Ich würde jedoch vorschlagen, daß wir erst einmal unsere Kreise drehen.« Der Zweite grinste. »Vielleicht laufen wir ganz zufällig die Hexeninsel an.«
    Die Besatzung des Bootes bekam erhöhte Wachtbereitschaft. Sie hielten sich bis auf den Zweiten an Deck auf und suchten mit starken Nachtsichtgeräten die dunkle Wasserfläche ab.
    Der Bug des Polizeibootes teilte die heranrollenden Wellen. Rechts und links der Bordwände liefen sie als helle, schaumige Streifen aus.
    Manchmal gischtete Wasser über, das sehr schnell wieder ablief.
    Die Suchaktion sollte auf zwei Stunden begrenzt bleiben. Die waren fast vergangen, als einer der Leute den Kutter entdeckte. Zu erst sah er nur ein in der Luft schwebendes Licht. Der Kurs wurde ein wenig geändert, und das Wachtboot hielt auf das Licht zu.
    Dann erkannten die Männer die Umrisse des Kutters.
    »Das ist er, kein Zweifel«, sagte auch der Kapitän. Sie liefen ihn jetzt direkt an, gingen dann längsseits und enterten den Kahn.
    Er war leer.
    Kein einziges Besatzungsmitglied hielt sich auf dem steuerlos dahintreibenden Schiff auf. Die Männer durchsuchten es vom Heck bis zum Bug, sie fanden keine Spuren.
    Nur Blut sahen sie im Licht starker Scheinwerfer. Betroffen blieben sie neben den dunklen großen Flecken auf den Decksplanken stehen und schüttelten die Köpfe.
    »Welch ein Drama hat sich hier nur abgespielt?« fragte einer der Leute und schluckte.
    Keiner konnte ihm eine Antwort geben.
    Bis der Kapitän anordnete, das fremde Schiff in Schlepp zu nehmen und mit in den Hafen zu schaffen.
    Mehr konnten sie nicht tun. Da auch keine Leichen gefunden wurden, gab es für den Kommandanten nur zwei Möglichkeiten.
    Entweder schwammen die Besatzungsmitglieder in der See, oder sie waren von einem anderen Schiff übernommen worden.
    ***
    Mein Gott, das war schrecklich. William Biggle hatte seine eigene Frau an den Seelensauger verloren. Nach dieser Antwort sah ich den Bürgermeister aus einem anderen Blickwinkel an. Nun konnte ich auch seine Reaktionen verstehen.
    »Ja, Mr. Sinclair, so sieht es aus«, sagte er leise, griff nach seinem Glas und trank einen Schluck.
    Wir schwiegen, denn wir wußten nicht, was wir in diesen Sekunden sagen sollten.
    Schließlich räusperte ich mich und fragte: »Mr. Biggle, wie lange ist Ihre Frau bereits verschwunden?«
    »Seit ungefähr zwei Wochen.«
    »Und sie war krank?«
    »Ja, todkrank. Sie litt an Leukämie, war nicht mehr zu retten und verfiel zusehends.«
    »Wo hat der Seelen-Vampir sie geholt?«
    »Aus dem Krankenhaus geraubt, einen Tag bevor sie nach Hause kommen sollte. Ich wollte sie wieder zu mir nehmen, denn sie sollte in ihrem Bett sterben…« Bei den letzten Worten hatte seine Stimme sehr leise geklungen. Er holte ein Tuch aus der Tasche für die Tränen.
    Suko und ich schauten uns an. An und für sich hätte es jetzt der Anstand geboten, daß wir den Mann in seinem Schmerz allein ließen, aber das ging nicht. Wir mußten weiter mit ihm reden, es stand zuviel auf dem Spiel.
    Wir ließen ihm Zeit. Ich trank noch einen kleinen Schluck von dem hervorragenden Whisky, während Suko auf den Ofen schaute und die Stirn in Falten legte. Mein Freund und Kollege fühlte ähnlich wie ich. Der Bürgermeister hatte Schweres hinter sich.
    »Wissen Sie«, sagte er nach einer Weile. »Mary und ich, wir haben uns sehr geliebt. Wenn man fast 30 Jahre verheiratet ist, dann kann man ohne den anderen nicht mehr sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Natürlich.« Ich nickte.
    »Bitte, fragen Sie weiter. Sie tun ja nur Ihre Pflicht, Gentlemen.«
    »Nach dem Verschwinden ihrer Frau, Mr. Biggle, haben Sie da keine Nachforschungen angestellt?« wollte ich wissen.
    »Nein.«
    »Gab es dafür einen Grund?«
    Er nickte. »Den gab und den gibt es in der Tat, Sir. Ich hatte Angst. Einfach Angst.« Er sprach jetzt mit drängender Stimme. »Ich weiß nicht, ob Sie es begreifen können. Aber alle in diesem Dorf haben Angst. Die Existenz des Seelensaugers lastet wie ein Fluch auf den Menschen. Sie kommen nicht dagegen an, das müssen Sie mir glauben. Einer hat es versucht. Der

Weitere Kostenlose Bücher