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0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und schluckte ein paarmal. Der Bürgermeister war mit seinen Nerven so ziemlich am Ende, das konnten wir leicht feststellen.
    »Lebt das Mädchen allein?«
    »Bei ihren Eltern.«
    »Ach ja, entschuldigen Sie.« Ich war auch schon durcheinander und schaute Suko an.
    Der Chinese stemmte bereits seine ausgebreiteten Hände auf die Sessellehnen. »Ich glaube, John, daß wir es einmal versuchen sollten. Diese Lilian interessiert mich wirklich.«
    Der Meinung war ich ebenfalls. Ich wandte mich an Bürgermeister Biggle. »Können Sie uns vielleicht den Weg erklären, oder wollen Sie mit uns kommen?«
    Er hob die Schultern. »Wenn es sein muß.«
    »Es wäre besser, denn Sie kennen die Lancasters. Da die Menschen hier, wie Sie selbst gesagt haben, ein wenig eigen und Fremden gegenüber mißtrauisch sind, möchte ich Sie bitten, uns zu begleiten.«
    »Das werde ich dann tun.«
    Der Bürgermeister stand ebenfalls auf und zog sich seine Cordjacke über. Auf einen Mantel wollte er verzichten. »Es sind nur ein paar Schritte«, erklärte er.
    Den Schlüssel nahm er mit, öffnete die schmale Haustür und ließ uns den Vortritt.
    Wir schauten auf eine dunkle Straße. Es brannten nur sehr wenige Laternen. Das Licht konnte man mit dem Wort spärlich umschreiben. Einige gelbe Flecke, die in der Luft hingen, dies war schon alles.
    Ich trat ein paar Schritte vor, schaute nach links und auch nach rechts. Da stutzte ich.
    Links führte die Straße nicht geradeaus weiter. Sie schlug einen kleinen Bogen, mehr eine Kurve. Genau im Scheitelpunkt dieser Kurve tauchte etwas auf.
    Ein gewaltiger Schatten schwebte etwa in Dachhöhe heran, wurde vom Licht für einen Moment erfaßt, und ich glaubte, zwei glühende Augen zu erkennen.
    Ein roter Vampir!
    ***
    Lilian Lancaster sah aus wie eine Tote!
    Sie lag in ihrem Bett, die Augen hielt sie geöffnet, und sie starrte auf die schräge Holzdecke mit den dunklen Balken, die auch rechts und links des schmalen Fensters vorbeiführten.
    Seit zwei Tagen rührte sie sich nicht mehr. Die Krankheit war urplötzlich über sie gekommen, ein erschreckendes Siechtum, das rasend schnell ihren Körper lähmte. Sie konnte sich kaum noch rühren, es fiel ihr schwer, selbst die Fingerspitzen der auf der Decke liegenden Hände zu bewegen.
    Sie aß nichts mehr, sie trank auch nichts. Stundenlang starrte sie die Decke an und horchte auf die sie umgebenden Geräusche.
    Nachts, wenn der Wind sehr stark vom Meer her herüberwehte, dann fing er sich in den Sparren des alten Dachs. Er ließ die Ziegel klappern, so daß eine schaurige Melodie ertönte, die sie von früher her kannte, sie jetzt allerdings nicht mehr erschrecken konnte.
    Lilian war nicht allein im Haus. Ihre Mutter befand sich in den unteren Räumen, allerdings war der Vater nicht erreichbar. Er fuhr zur See, auf der Südamerika-Route. Man erwartete ihn erst kurz vor dem Weihnachtsfest zurück.
    Aber Weihnachten oder andere Festtage waren für Lilian bedeutungslos geworden, seit sie in ihrem Bett lag und sich kaum rührte.
    Es interessierte sie nicht mehr, sie wollte auch keine anderen Menschen sehen, nur die Mutter ließ sie in das Zimmer hinein. Anderen Besuch hatte sie abgewehrt.
    Das junge Mädchen bereitete sich auf das Sterben vor!
    Eine grausame, erschreckende Tatsache.
    Hin und wieder, wenn es über sie kam, bewegte sie ihre Lippen.
    Niemand sollte hören, was sie sagte, die Worte waren für ihn bestimmt, für ihn allein.
    »Er wird kommen«, raunte sie. »Ich spüre seine Nähe, in dieser Nacht holt er mich…«
    Lilian atmete plötzlich schneller. Das hatte sie in den letzten Tagen nie getan, stets war ihr Atem flach geblieben, nun drangen beinahe stöhnend klingende Geräusche aus ihrem offenen Mund. Sie erwartete ihn, den Meister, ihren Meister.
    Obwohl sie ihn nie gesehen hatte, wußte sie genau, wie er aussah.
    Er war wie die Nacht, dunkel, ein Schatten, unheimlich und dennoch schön. Sie wollte ihm alles geben, denn sie hatte längst seine Gedanken in ihrem Kopf gespürt.
    Er kündigte sein Kommen an…
    »Ja!« hauchte sie. »Ja, komm zu mir. Ich will dir meine Seele geben. Du nur sollst sie bekommen, denn du wirst erstarken und deine Macht ausdehnen. Jeder, der dir seine Seele gibt, wird es gern tun, auch ich, großer Meister.«
    Nach diesen Worten schwieg sie erschöpft. Es war ein wenig viel für sie gewesen, denn sie hatte in den letzten Stunden fast nur geschwiegen. Auch während ihre Mutter sich im Zimmer befand, hatte sie nichts

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