0244a - Heißer als die Hölle
haben. Oder wollen Sie das etwa auch nicht wissen, Hegdon?«
Der fette Wirt sackte auf den Rand der Couch und wischte sich mit zittriger Hand über die schweißnasse Glatze. Dann sah er uns an.
»Hören Sie, G-men, ich bin vollkommen ahnungslos. Jetzt, wo Sie mich an John Poppy erinnert haben, erinnere ich mich zwar, dass ich ihn mal gekannt habe', aber das ist lange her. Außerdem hat er sich in den Jahren so verändert, das ich ihn nicht wieder erkannt habe.«
Und wieder wischte er über seine Glatze.
»Hegdon, das nehmen wir Ihnen nicht ab. Poppy hatte eine brandrote Narbe auf der rechten Wange. Die stammte von einer Messerstecherei aus früherer Zeit. Außerdem war Poppy mexikanischer Mischling. Sie mussten ihn sofort wiedererkannt haben. Wenn Sie so weiter lügen, dann werde ich Sie festnehmen, Se dem Richter vorführen und Sie so lange verhören lassen, bis es Ihnen zu dumm wird und Sie sich zur Wahrheit bequemen. In Ihrer Kneipe war ein kleiner Dicker mit Stirnglatze und linkem Schielauge. Er spricht Bostoner Slang. Wo ist dieser Mann und wo ist sein Partner mit dem Pokergesicht?«
Jetzt sprang Al Hegdon plötzlich auf.
»Sie müssen mir erst einmal beweisen, was ich mit dieser Sache zu tun habe.«
»Mit welcher Sache?«, fragte ich schnell.
Er sah mich verdattert an und erkannte die Falle.
»Mit Tricks könnt ihr mich nicht reinlegen. Ich weiß jedenfalls, dass man mich nicht ohne Beweise verhaften kann.«
»Sie werden reden, jetzt oder später. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass mein Freund, der G-man Phil Decker, von Gangstern gekidnappt worden ist. In den Morgenzeitungen werden Sie lesen, dass Chester Morrison, ihr früherer Busenfreund, heute Nachmittag im Medical Center operiert werden musste. Außerdem werden Sie lesen, dass ein Schauerboss namens Clifton vor dem Webster Inn in East Manhattan im Zusammenhang mit dem Überfall auf mich schwer verwundet worden ist. Auch er liegt im Medical Center. Es kann sogar sein, dass Sie an den-Verbrechen beteiligt sind.«
Ich sah ihn abwartend an. Lee schwieg. Hegdon nahm noch einen weiteren großen Schluck aus der Whiskyflasche.
»Ich habe mit alledem nichts zu tun, und ich kann auch nichts sagen, weil ich einfach nichts weiß. Das gilt auch dann, falls Sie mich festnehmen würden.« Er sah uns aus seinen trüben Augen an und zuckte die fetten Schultern. »So… und nun machen Sie mit mir, was Sie wollen.«
Meinem Kollegen Lee schien der Geduldsfaden zu reißen.
»Sollen wir ihn nicht besser sofort mitnehmen?«, fragte er mich.
Ich winkte ab, denn mir war eine ganz andere Idee gekommen.
»Dürfen wir mal einen Blick in Ihren Keller werfen? Hegdon, Sie haben doch gewiss nichts zu verbergen? Oder?«
Mein plötzlich so überaus freundlicher Ton missfiel dem Fettwanst ganz gehörig.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wenn, dann nur mit richterlichem Beschluss.«
Ich drehte mich um.
»Komm, Lee, der Wirt hat heute schlechte Laune. Bis später, Hegdon.«
Lee kam kopfschüttelnd mit mir.
»Was ist mit dir, Jerry? Erst willst du ihn ausquetschen wie eine Zitrone, und nun lässt du ihn urplötzlich in Ruhe«, fragte er, als wir in den Jaguar stiegen.
»Pass auf, mit dem Corner Inn und Al Hegdon stimmt es hinten und vorn nicht. Ich fahre jetzt schnell zum Distrikt und besorge mir den notwendigen Haussuchungsbefehl. Du steigst an der nächsten Ecke aus, gehst zurück und bestellst dir etwas zu trinken. Nach einer Weile trollst du dich wieder und beobachtest die Einfahrt neben der Kneipe der 126. Straße. Diese Einfahrt führt zum Hof und auch zu Hegdons Keller. Dann kehrst du zurück in die Kneipe. Du wartest, bis ich komme und sprichst mit Hegdon kein Wort. Er wird ganz schön nervös werden, und genau das will ich. Ein nervöser Gangster begeht Fehler.«
Lee war einverstanden.
Ich stoppte den Jaguar und ließ ihn aussteigen.
***
Als Lee im Corner Inn erschien, schauten ihn alle an. Ihre Blicke waren nicht freundlich. Hegdon war nicht hinter seiner Theke. Lee musste warten. Als Hegdon endlich wieder auftauchte, starrte er Lee verblüfft an. Lee verlangte einen einfachen Whisky und weidete sich mit stoischer Ruhe an Hegdons Nervosität. Lee sprach kein Wort. Der Gangster wurde nervös.
»Noch was, G-man? Ist noch etwas nicht in Ordnung?«
Lee zuckte nur die Achseln, warf ein paar Nickel auf den Tresen und ging wortlos hinaus. Während Hegdon sich den Schweiß von der Stirn wischte, steckten die anderen in der Kneipe die Köpfe zusammen.
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